ÖFB-Star Alaba im Interview: „Ein Wiener Schnitzel krieg’ ich hin“
Nach einem Kurzurlaub meldet sich David Alaba beim FC Bayern zurück. Der Wiener spricht über das Triple, eine mögliche Vertragsverlängerung beim Rekordmeister, das ÖFB-Nationalteam – und seine Kochkünste.
München – Es ist nur eine Auswahl. Aber eine, die zeigt, in welchen fußballerischen Sphären der Wiener David Alaba längst angelangt ist: Manuel Neuer, Robert Lewandowski, Wayne Rooney, Andrés Iniesta, Thierry Henry oder Luís Figo heißen die Akteure, die eine offizielle Partnerschaft mit Coca Cola besitzen. So wie Alaba, der gestern seine Partnerschaft mit dem Getränke-Riesen um vier weitere Jahre verlängerte und im Zuge dessen Rede und Antwort stand:
Herr Alaba, wie geht es Ihnen?
David Alaba: Mir geht es gut, ich war zuletzt zwei Wochen im Urlaub und bin nun wieder bei mir zuhause in München. Jetzt bereiten wir uns auf die Champions League vor. Ich hatte vorhin noch eine Cybertrainings-Einheit, am Sonntag startet das reguläre Mannschaftstraining.
Wie fühlt sich so ein Urlaub an, wenn man noch ein großes Ziel vor der Brust hat?
Alaba: Das hat Vor- und Nachteile, das war mir aber von Vornherein schon bewusst. Es war eine sehr lange und andere Saison. Deshalb ist es positiv, wenn man kurz den Kopf abschalten kann. Die Champions League hatte ich natürlich im Hinterkopf.
Wie sehen Sie die Chancen auf das angepeilte Triple?
Alaba: Es ist schwierig zu sagen, weil wir quasi direkt aus dem Urlaub wiederkommen, während andere Teams voll im Rhythmus sind. Wir werden uns aber nicht verstecken, haben das Potenzial und das Selbstbewusstsein und wollen dort weitermachen, wo wir in Berlin (DFB-Pokalsieg, Anm.) aufgehört haben.
Ihr Vertrag beim FC Bayern läuft noch bis 2021, Manchester City und die spanischen Großklubs sollen an Ihnen interessiert sein. Gibt es schon eine Tendenz?
Alaba: Die Gespräche laufen. Ich bin aber nicht so involviert, weil ich mich voll und ganz auf die sportlichen Aufgaben konzentriere. Ich mache mir darüber keine Gedanken, damit der Fokus auf dem Wesentlichen liegt.
Was spricht für einen Verbleib beim FC Bayern?
Alaba: Ich bin seit 2008 in München, bin von der Jugend an hier aufgewachsen und habe über zehn wundervolle Jahre hier verbracht. Ich bin sehr stolz und dankbar, Teil dieses tollen Vereins zu sein, wir haben zusammen unglaubliche Erfolge gefeiert.
Apropos unglaubliche Erfolge. Sie haben jüngst Ihren neunten Meistertitel mit dem FC Bayern gewonnen. Das ist ein Rekord. Bedeuten Ihnen solche Bestmarken etwas?
Alaba: Mehr als das. Ich bin sehr stolz darauf. Aber es geht immer weiter.
Viele behaupten, man sieht aktuell den besten Alaba aller Zeiten. Liegt das auch an Ihren Vaterfreuden?
Alaba: Ich hatte immer wieder Höhen und Tiefen in meiner Karriere und auch immer wieder Momente, wie derzeit, in denen es besser läuft. Ich denke, ich habe Erfahrung gesammelt, die sich in meinem Spiel widerspiegelt. Aber natürlich habe ich durch meinen Sohn eine andere Perspektive bekommen und trage auch eine andere Verantwortung. Aber in meinem Kopf hat sich nicht viel verändert.
Auch nicht in den Nächten?
Alaba: Ich schlafe zum Glück gut.
Zwischen 28 und 30 Jahren soll man ja im besten Fußballer-Alter sein, würden Sie das unterschreiben?
Alaba: Was man in diesem Alter auf jeden Fall hat, ist Erfahrung. Der Unterschied ist, dass man diese Erfahrung über Jahre gesammelt hat, seinen Körper viel besser kennt und weiß, was er braucht. Diese kleinen Prozentpunkte können ein großer Vorteil sein.
Gerade die vergangenen Wochen waren sehr intensiv, wird Fußballern zu viel zugemutet?
Alaba: Ich spiele alle drei Tage und kenne diesen Rhythmus seit über zehn Jahren. Es ist schon sehr viel, man muss auf seinen Körper schauen, dass man das packt.
In den letzten Wochen und Monaten war die Black-Lives-Matter-Bewegung sehr präsent, wie haben Sie diese Entwicklung aufgenommen?
Alaba: Mir persönlich ist das sehr wichtig. Auf der einen Seite war es schön mitanzusehen, wie speziell dieser Fall in Amerika (der gewaltsame Tod von George Floyd, Anm.) die Leute sensibilisiert hat. Auf der anderen Seite war es aber wieder einmal traurig, dass so etwas passieren muss, damit die Leute sich dafür einsetzen. Speziell in dieser Zeit ist es wichtig, dass wir als Einheit agieren. Jeder einzelne Mensch auf der Welt muss versuchen, dagegen anzukämpfen. Nur so kann man etwas verändern.
Um Ihren Ex-Klub, die Wiener Austria, steht es aktuell nicht unbedingt zum Besten. Verfolgen Sie die Situation?
Alaba: Natürlich war die Austria nicht so erfolgreich, wie ich sie gerne sehen würde. Ich werde aber weiterhin die Daumen halten und an sie glauben.
Wie sehen Sie die Lage beim ÖFB-Nationalteam nach der EM-Verschiebung?
Alaba: Ich kann natürlich nicht vorhersehen, wie die Saison für alle läuft. Aber wir haben eine sehr gute Mannschaft mit einer guten Entwicklung.
Sie halten bei 72 Länderspielen. Ist der Club der 100er ein Ziel?
Alaba: Da brauch’ ich ja noch einige Spiele. Ich habe mit den Team vorher schon noch sportliche Ziele, ich werde alles versuchen, um mit dem Team erfolgreich zu sein. Darauf liegt mein Fokus.
In den sozialen Netzwerken gab es zuletzt ein unterhaltsames Koch-Video mit Kollege Serge Gnabry zu sehen. Was ist Ihre Spezialität?
Alaba: Wiener Schnitzel krieg’ ich hin, das schmeckt wie beim Figlmüller (traditionelles Wiener Restaurant, das weltweit bekannt für seine Schnitzel ist, Anm.).
Das Gespräch zeichnete Tobias Waidhofer auf