Corona-Krise

Seit der Krise ausverkauft: Manche Produkte sind derzeit echt rar

Es scheint, als fahre ein ganzer Kontinent Fahrrad. „Die Lager in Europa sind leer“, weiß Werner Sock vom SpielRadl in Jenbach. Eine Zeit lang habe man auf Ersatzteile, die normalerweise binnen 24 Stunden kommen, vier Wochen gewartet. Als Monika Brunner vom Spielzeugparadies Kaltenbach/Imst zu Ostern vor allem Puzzles und Brettspiele auslieferte, stand sie recht schnell vor leeren Regalen. Nun habe sich der Ansturm etwas gelegt. „Jetzt kommen die Leute ins Geschäft und kaufen gezielt das, was sie brauchen – zurzeit vor allem Schwimmsachen.“
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Corona ist schuld: Manche Produkte kriegt man derzeit kaum. Die Fahrradlager sind leer gekauft, Ersatzteile kommen nur langsam und Aufstell-Pools gibt’s erst 2021 wieder.

Von Elisa Mair

Innsbruck – Wie Hamsterkäufe aussehen – nämlich nach leeren Regalen –, ist spätestens seit dem Lockdown bekannt. Klopapier oder Nudeln suchte man im Supermarkt vergeblich. Die lange Zeit zu Hause vertrieben sich viele mit Backen, weshalb wochenlang kein Germ zu kriegen war. „In der ersten Phase der Krise, der Panikphase, haben die Menschen vor allem das gekauft, was sie unbedingt benötigten“, erklären Konsumexperten.

Aufstell- und Whirlpools jeglicher Art waren vor allem im Juni so sehr gefragt, dass die heiß begehrten Produkte auch jetzt noch schwer zu kriegen sind. „Die nächsten Pools gibt es erst wieder 2021“, erklärt Sarah Hofer von der Hornbach-Filiale in Innsbruck/Rum. Viele nehmen seit der Krise aber auch gerne mehr Geld in die Hand und gönnen sich einen fixen Pool im eigenen Garten. „Das Geschäft boomt“, stellt Eva Baumgartner (SSTPool Thaur) fest. Dementsprechend viele Aufträge hat der Schwimmbadbauer abzuarbeiten.
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In der nächsten Phase waren die Bedürfnisse der Verbraucher andere und das Kaufverhalten hat sich verändert. So gehört das Online-Shopping zu den Gewinnern dieser Krise, wobei Amazon mit 48 Prozent auf dem ersten Platz liegt. Mittlerweile scheint der erste Schock der Corona-Pandemie aber überwunden zu sein und viele unterstützen die Geschäfte in der näheren Umgebung.

Als im April die Temperaturen frühlingshaft nach oben stiegen, überkam so manchen die Lust, Garten und Balkon aufzuhübschen. Viele Gärtnereien errichteten im Nu einen Online-Shop mit Lieferdienst. Erde, Kräuter und Gemüse waren besonders gefragt. „Man hat gemerkt, dass auch Neueinsteiger bestellt haben, die sonst noch nie mit Pflanzen zu tun hatten“, berichtet Barbara Hörhager-Mader von der Blumenwelt Hödnerhof in Ebbs. Auch in der Hornbach-Filiale in Innsbruck/Rum sei der Gartenbereich inklusive Grills bei Weitem der umsatzstärkste.
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Seit den Lockerungen füllen sich die Fußgängerzonen wieder und es wird – auch wenn viele ihre Ausgaben einschränken – gezielt und bedacht eingekauft. Beliebt sind jetzt zum einen Produkte, die das Leben zu Hause angenehmer gestalten und zum anderen solche, die die eigene Freizeit aufwerten.

In den Möbelgeschäften bleibt der große Ansturm aus, dennoch laufe das Geschäft gut – von Sofas über Küchen bis hin zu Schlafzimmern. „Die Leute überlegen sich: Wie kann ich es mir zu Hause noch gemütlicher machen?“, beobachtet man bei XXXLutz Innsbruck. Das sei ein Vorteil für die Branche. Ein anderer für die Umwelt sei, dass eher geschaut werde, ob ein Produkt in der Nähe hergestellt wird. Rupert Moriel, Chef von Möbel Moriel in Volders, berichtet, „dass jetzt nicht mehr der Preis bei einer Einrichtung entscheidet, sondern die Qualität“
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Dafür wird gern mehr Geld ausgegeben, auch in Hinblick auf den Urlaub, den sich viele heuer sparen. Manche Branchen erleben dadurch einen echten Aufschwung. So bekommt man aufstellbare Pools erst im nächsten Sommer wieder. Die Zweiradindustrie meldete etwa im Mai die höchsten Verkaufszahlen ihrer Geschichte innerhalb eines Monats. Aber auch andere Produkte sind zurzeit heißbegehrt, wie Tiroler Händler und Unternehmer berichten.

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