Fahndung

Reisedaten von Wirecard-Manager Marsalek gefälscht

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Philippinische Beamten hätten falsche Einträge in die Datenbank des Immigrationsbüros eingegeben. Seit seiner Entlassung am 22. Juni ist der Manager untergetaucht.

Manila – Im Bilanzskandal bei Wirecard fahndet das deutsche Bundeskriminalamt (BKA) öffentlich nach Ex-Vertriebsvorstands Jan Marsalek. Laut den letzten Meldungen zu seinem Aufenthaltsort hieß es in einer Mitteilung der nationalen Ermittlungsbehörde, er wäre am 23. Juni in der Hauptstadt Manila eingetroffen und hätte die Philippinen am folgenden Tag von der Provinz Cebu aus – die auf einer anderen Insel liegt – wieder verlassen.

Doch das dürfte nicht stimmen. Zum einen hat es am 24. Juni gar keinen Flug von Cebu nach China gegeben, wohin Marsalek angeblich gereist sein soll. Zudem seien den Angaben nicht - wie bei solchen Einträgen üblich - die Reisepassdaten des Österreichers beigefügt worden. Offiziellen Daten zufolge war Marsalek am 3. März das letzte Mal in Manila und verließ das Land zwei Tage später - Monate bevor der Skandal ins Rollen kam.

Ablenkungs-Manöver

Nun wurde bestätigt, dass philippinische Einwanderungsbeamte die Reiseunterlagen des flüchtigen Ex-Vertriebsvorstands Jan Marsalek gefälscht haben. Ermittler in dem südostasiatischen Inselstaat empfahlen am Donnerstag, Anzeige gegen die beiden Verdächtigen zu erstatten. Die Beamten hätten falsche Einträge in die Datenbank des Immigrationsbüros eingegeben.

"Die Einträge für den 23. und 24. Juni 2020 sind beide falsch und sollten offenbar nur eine Ablenkung sein, um die Aufmerksamkeit der europäischen Behörden auf die Philippinen und nicht auf deren eigene Gerichtsbarkeit zu lenken", so die Behörde. Seit seiner Entlassung am 22. Juni ist der Manager untergetaucht. Er wird verdächtigt, zusammen mit anderen Beschuldigten die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen durch Scheingeschäfte aufgebläht zu haben.

Wirecard-Ex-Managers "starb eines natürlichen Todes"

Justizminister Menardo Guevarra bestätigte am Donnerstag auch den Tod eines deutschen Managers in Manila, dessen Verbindungen zu dem Skandal Teil der Ermittlungen sind. Christopher Bauer ist nach Angaben der philippinischen Justizbehörde eines natürlichen Todes gestorben.

Der Mann, gegen den im Zusammenhang mit einem milliardenschweren Betrugsfall bei dem Zahlungsabwickler ermittelt wurde, sei am 27. Juli in einem Krankenhaus in Manila verstorben, erklärte Justizminister Menardo Guevarra am Donnerstag.

Es gebe keine Hinweise auf Fremdeinwirkung. Der 44-Jährige habe eine Vorerkrankung gehabt.

Bei Wirecard fehlen insgesamt 1,9 Milliarden Euro, die der Konzern in seiner Jahresbilanz 2019 auf der Habenseite verbuchen wollte - das Ergebnis wahrscheinlich nicht existierender Luftgeschäfte mit Subunternehmern in Südostasien und im Mittleren Osten. Das vermisste Geld sollte sich eigentlich auf philippinischen Treuhandkonten befinden. Im Juni stellte sich dann heraus, dass weder die Milliarden noch die Treuhandkonten existierten. (dpa)

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