Corona-Krise

Lufthansa-Rettung auf mehrere Schultern verteilt, AUA zahlt Prämien aus

Die Nachbarn schultern rund zwei der insgesamt neun Milliarden Euro, mit denen die Lufthansa vor einem Aus bewahrt werden soll.
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Die deutsche Regierung habe den Finanzhilfen der Nachbarländer für die Tochterfirmen Swiss/Edelweiss, Austrian Airlines (AUA) und Brussels Airlines zugestimmt. Eurowings lässt gegen Bezahlung den Mittelplatz frei.

Berlin, Wien – Staatshilfen aus Österreich, Belgien und der Schweiz entlasten den deutschen Steuerzahler bei der milliardenschweren Rettung der Lufthansa. Die deutsche Regierung habe den Finanzhilfen der Nachbarländer für die Tochterfirmen Swiss/Edelweiss, Austrian Airlines (AUA) und Brussels Airlines zugestimmt, teilte das Wirtschaftsministerium am Dienstag in Berlin mit.

"Die Bundesregierung begrüßt das Engagement der anderen Länder ausdrücklich." Die schon ausgehandelten Finanzspritzen, mit denen die Airlines in der Coronakrise gestützt werden, brauchten eine Freigabe aus Berlin.

Die Stabilisierungsmaßnahmen in Belgien, Österreich und der Schweiz würden auf die von der deutschen Regierung zugesagten Hilfen angerechnet, erklärte die Lufthansa. Die Nachbarn schultern damit rund zwei der insgesamt neun Milliarden Euro, mit denen die Lufthansa vor einem Aus bewahrt werden soll.

AUA schüttete Prämien für 2019 wegen Corona verspätet aus

➤ Die AUA hat die Prämien bei den variablen Gehältern wegen der Coronakrise verspätet an ihr Management ausbezahlt. Die Zahlungen betreffen das Geschäftsjahr 2019, dass die AUA mit einem Gewinn von 19 Millionen Euro abschloss. Für das heurige Krisenjahr wird es keine Prämien geben. Die Prämienauszahlung erfolgte Ende Juli, fällig gewesen wäre sie eigentlich im Frühjahr.

Der AUA-Bordbetriebsrat kritisiert, dass die Ausschüttung erfolge, obwohl viele AUA-Kunden immer noch auf ihr Geld für abgesagte Flüge warten.

Die FPÖ ortet bei der Lufthansa-Tochter einen "Selbstbedienungsladen der Republik", weil die Vorstände und Manager trotz Kurzarbeit und Staatshilfe Prämien erhielten.

➤ Die SPÖ forderte ein Boniverbot für Unternehmen, die Staatshilfe beziehen.

➤ Die AUA erklärt zur Kritike an der Prämienauszahlung, dass die variablen Gehaltsbestandteile, die heuer für 2019 geflossen sind, die Hälfte vom Jahr davor ausmachten.

  • Insgesamt seien jetzt im Sommer für das abgelaufene Geschäftsjahr 2,9 Millionen Euro an Boni an 200 Führungskräfte ausgezahlt worden, gab die AUA der APA nun weitere Details bekannt. Eine halbe Million Euro davon ging demnach an den Vorstand. Grundlage dafür sei ein bereinigter operativer Gewinn (EBIT) von 19 Millionen Euro im Jahr 2019. Das seien um 77 Prozent weniger gewesen als im Jahr davor.
  • Die AUA-Vorstände verzichteten aktuell auf "rund zwei Drittel ihres Gesamtgehalts", die anderen Führungskräfte auf "bis zu ein Drittel", erklärte AUA-Sprecherin Tanja Gruber am Dienstag.
  • "Das wird es nicht nur 2020, wo wir Verluste schreiben werden, geben, sondern die nächsten drei bis fünf Jahre - je nach wirtschaftlicher Lage."
  • Fast alle Führungskräfte befinden sich den Angaben zufolge derzeit in Kurzarbeit. Generell seien durch die Staffelung der Kurzarbeit Mehrverdiener stärker vom Gehaltsverzicht belastet.

Das Neun-Milliarden-Paket besteht aus 5,7 Milliarden Euro Stiller Einlagen, 300 Millionen Euro für das 20-prozentige Aktienpaket des deutschen Staates sowie bis zu drei Milliarden Euro Kredit der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau. Der KfW-Kredit dürfte jetzt schrumpfen. Denn die Schweiz gibt eine Staatsgarantie für 85 Prozent eines Bankkredits in Höhe von 1,5 Milliarden Franken an die Lufthansa-Töchter Swiss und Edelweiss und steht damit für umgerechnet 1,4 Milliarden Euro gerade.

Die Fluggesellschaft wolle das Geld zuzüglich Zinsen so schnell wie möglich zurückzahlen, erklärte Swiss. Bereits im Mai hatte die Schweiz grünes Licht für die Kredite gegeben. Das Gros der Mittel soll von den Großbanken UBS und Credit Suisse kommen.

Freier Mittelplatz gegen Bezahlung

Die Lufthansa-Tochter Eurowings bietet nun doch einen freien Mittelplatz gegen Bezahlung an. Ab 18 Euro pro Strecke können Passagiere dafür sorgen, dass in den typischen Dreier-Reihen der Mittelplatz neben ihnen während des gesamten Flugs frei bleibt.

Man werde den Service ab September auf allen Strecken online buchbar machen, kündigte Eurowings-Chef Jens Bischof am Dienstag an. Bisher müssen sich die Kunden noch an das Service-Center wenden. Rund 5000 Gäste hätten die Möglichkeit bereits genutzt.

Eurowings hatte den freien Mittelsitz bereits vor Corona in der höchsten Buchungsklasse eingeschlossen. Beim Ferienflieger Condor ist es beim Check-In für 39,90 Euro möglich, einen freien Mittelsitz zu reservieren.

Lufthansa selbst stützt AUA und Brussels ebenfalls

Österreich greift der AUA mit einem Kredit und einem Zuschuss von insgesamt 450 Millionen Euro unter die Arme. Dieser Plan wurde bereits Anfang Juni beschlossen. Belgien sagte Ende Juli 290 Millionen Euro Kredit für Brussels Airlines zu.

Die Mittel aus Österreich, Belgien und der Schweiz dürfen nur von den jeweiligen Landesgesellschaften genutzt werden. Sie fließen nicht in den Topf der Lufthansa-Gruppe. Die Lufthansa selbst stützt AUA und Brussels ebenfalls. Die Aktien des MDax-Konzerns legten um mehr als drei Prozent zu. (APA, Reuters)