Studie: Bis zu zwölf Regionalflughäfen in Deutschland droht das Aus
Kurzfristig stehen laut einer Studie der Umweltorganisation BUND sieben der 14 untersuchten Airports vor der Insolvenz, mittelfristig sind es sogar zwölf.
München – Infolge der Corona-Krise könnten in Deutschland mehrere subventionierte Regionalflughäfen einem Zeitungsbericht zufolge vor der Pleite stehen. Auf kurze Sicht sei die Existenz von sieben der untersuchten 14 Regionalflughäfen bedroht, warnt eine Studie, die das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft für die Umweltorganisation BUND erstellt hat und der Süddeutschen Zeitung vorliegt.
Auf mittlere Sicht drohe sogar zwölf der Flughäfen, die auf substanzielle staatliche Beihilfen angewiesen sind, das Aus. Besonders kritisch stuft die Studie die Aussichten für die Flughäfen Frankfurt-Hahn, Kassel-Calden, Niederrhein-Weeze, Paderborn/Lippstadt, Rostock-Laage, Erfurt-Weimar und Saarbrücken ein. Die Studie wird am Mittwoch öffentlich vorgestellt.
Die Corona-Krise sei dabei nur Teil des Problems: Mit 24 Hauptverkehrsflughäfen, darunter die Regionalflughäfen, seien in Deutschland im Luftverkehr massive Überkapazitäten aufgebaut worden, heißt es in dem Papier weiter. Höchstens 100 Bahnminuten lägen die großen internationalen Verkehrsflughäfen des Lands von den kleineren Standorten entfernt.
Corona hinterließ tiefe Spuren im Luftverkehr
Die Corona-Pandemie hat im ersten Halbjahr tiefe Spuren in der deutschen Luftverkehrswirtschaft hinterlassen. Nach Einschätzung des Branchenverbands BDL vom Mittwoch ist jeder zweite der rund 1,1 Millionen direkt und indirekt mit der Fliegerei verbundenen Jobs akut bedroht. Noch härter seien die Folgen für Beschäftigte in Spanien und Großbritannien.
Der internationale Passagierverkehr war Mitte März wegen der Reisebeschränkungen infolge der Covid-19-Pandemie abrupt zusammengebrochen und danach nur sehr schleppend wieder angelaufen. Im April und Mai ruhte der Verkehr fast vollständig. Insgesamt fehlten laut BDL an den deutschen Flughäfen im ersten Halbjahr rund 66 Prozent der Passagiere.
Weltweit wurden Airlines staatlich gestützt. Die deutsche AUA-Muttergesellschaft Lufthansa hat als größter Anbieter in Mitteleuropa neun Mrd. Euro Staatshilfe erhalten. Die im August erfolgte Genehmigung der EU-Kommission für deutsche Beihilferegeln ermögliche Liquiditätshilfen sowie direkte Zuschüsse für Einnahmeausfälle.
Nur durch hohe Subventionen überlebt
Zur stärkeren Konkurrenz kämen härtere Vorgaben der Politik: Schon seit Jahren können die meisten der kleinen Flughäfen in Deutschland nur mit hohen Subventionen überleben. Die EU hatte bereits 2014 beschlossen, dass mit dem Ausgleich von Betriebsverlusten über Steuergelder 2024 endgültig Schluss sein müsse, zudem ziehen sich Billigflieger von den Regionalflughäfen zurück. So drohte Ryanair mit dem Rückzug von den deutschen Flughäfen Frankfurt-Hahn und Weeze.
Das System der Regionalflughäfen sei ökonomisch nicht nachhaltig, nicht bedarfsgerecht und klimapolitisch bedenklich, ist die Schlussfolgerung der Analyse der Umweltorganisation. Die Autoren fordern vom deutschen Bund nun ein Flughafenkonzept und die Definition von nur noch acht Airports die wirklich gebraucht werden - ein Drittel der heutigen Zahl. (APA/Reuters)