Schuberts Ouvertüre wird zum Solo-Konzert
Kein Gesamtweltcup, keine WM, kein Olympia und nur ein Weltcup: Für die Kletterer mit Jakob Schubert droht Briancon (FRA) einmalig zu werden.
Von Roman Stelzl
Innsbruck – Verschoben, abgesagt oder einfach nur unsicher: Wer den internationalen Wettkampf-Kalender im Klettern durchblättert, sieht sich viel Leere gegenüber. Mit dem Vorstieg-Weltcup in Briancon (FRA/Freitag und am Samstag) findet sich gar nur ein einziger (!) bestätigter weltumspannender Bewerb im Programm wieder. Daneben taucht als Höhepunkt noch die unsichere Europameisterschaft in Moskau auf (20. bis 29.11.). Die große Premiere der Olympischen Spiele in Tokio wurde auf 2021 verschoben, eine WM war heuer nie vorgesehen. Und egal, wie viele Weltcups es am Ende noch werden: Es gibt 2020 keinen Gesamtweltcupsieger.
Was also hat ein solch hochdekorierter Kletterer wie der Tiroler Weltmeister und Gesamtweltcupsieger Jakob Schubert heuer als großes Ziel vor Augen? „Ziele setzen ist dieses Jahr schwierig. Ich will mich weiterentwickeln und ein besserer Kletterer werden. Ich sehe das als eine Art Übergangsjahr“, sagte der 29-jährige Innsbrucker, als er sich am Mittwoch ins Auto Richtung Frankreich setzte.
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Es ist eine Reise ins Ungewisse, steht in Briancon doch der erste internationale Vergleich an. Dabei muss man das fast unter Anführungszeichen setzen. „Es fehlen beim Weltcup viele Nationen, allen voran die Japaner und Kanadier. Ich glaube, Asiaten sind gar keine dabei“, sagt Schubert. Und KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm sagt zum Fehlen der vielen Athleten aufgrund der Coronavirus-Pandemie: „Da von Weltcup zu sprechen, ist vermessen. Aber es ist eine gute Standortbestimmung.“ Das soll den Wettkampf in den Augen von Schubert nur bedingt trüben: „Es ist der Großteil der besten Kletterer im Vorstieg dabei. Ich bin froh, dass wir überhaupt diesen einen Weltcup haben. Es ist ein gutes Kräftemessen, um zu sehen, wo man steht.“
Mit drei Siegen im Gepäck zum einzigen Weltcup
Und Tirols Sportler des Jahres sollte dabei sehr gut dastehen. Bei der Austrian Summer Climbing Series bewies er mit drei Siegen ebenso wie die formstarke Zammerin Christine Schranz (ein Sieg, ein zweiter Platz) seine Klasse. „Ich bin extrem zufrieden, wie es in allen drei Disziplinen gelaufen ist“, erklärte der dreifache WM-Sieger und ergänzte zum Training in Corona-Zeiten: „Wir konnten schon früh wieder in die Kletterhalle und uns lange vorbereiten. Da haben wir keine Ausreden.“
Dass Olympia ein Jahr später stattfindet, kümmert den Routinier nicht weiter. Denn (Karriere-)Ende ist für Schubert noch keines angesagt: „Ich spiele nicht mit dem Gedanken, nach 2021 die Karriere zu beenden. Ich habe noch sehr viel Leidenschaft und will auch 2024 bei Olympia in Paris antreten.“