Teil 2 des Österreich-Gastspiels: Alles, nur kein Déjà-vu am Spielberg
Hafizh Syahrin (Moto2) fehlt fix, hinter Johann Zarco (MotoGP) steht ein Fragezeichen: Die Anspannung in der Königsklasse auf zwei Rädern ist vor dem zweiten Österreich-Auftritt hoch. Den Piloten drohen Strafen.
Von Daniel Suckert
Innsbruck, Spielberg – Es war alles, nur kein gewöhnliches MotoGP-Rennen am vergangenen Wochenende in der grünen Steiermark. Ein Unfall bei über 300 km/h und zwei herrenlose Bikes, die wie Torpedos über die Strecke schossen – zum Glück gab es keine schweren Verletzungen. Doch die Motorrad-Familie hat begriffen, wie knapp man an einer Katastrophe vorbeigerauscht ist. Der Motorrad-Verband FIM will deshalb rigoros durchgreifen. Zu viele Blechschäden seien in letzter Zeit passiert.
Schock: „Hoffentlich haben die Fahrer diese paar Tage genutzt, um in sich zu gehen und das Risiko etwas herauszunehmen“, holte Ex-Pilot Alex Hofmann vor dem heutigen ersten Training aus. „Mir fehlen noch immer die Worte.“
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Hofmann, der mittlerweile als Servus-TV-Experte tätig ist, weiß genau, was Unfälle bewirken können. Vor 13 Jahren beim Training in Laguna Seca wurde er schuldlos von Sylvain Guintoli abgeräumt. Der Deutsche zog sich dabei einen offenen Bruch der linken Hand zu und musste drei Stunden lang operiert werden. Damals stand der heute 40-Jährige vor dem Sprung zu einem Top-Team. Danach ging nichts mehr.
🎥 Video: Die Beinahe-Katastrophe beim 1. Spielberg-GP:
Strafen: Dass auf dem glühenden Asphalt die Risikobereitschaft der Stars zugenommen hat, monierte auch „Altstar“ Valentino Rossi (ITA/Yamaha) unmittelbar nach dem Horrorcrash am Spielberg: „Mir fehlt der Respekt unter den Kollegen.“
Das hat auch die FIM notiert: „Die Mission der FIM ist es, Fahrer zu unterstützen und zu ihrer Sicherheit beizutragen, ebenso wie etwaige Strafen anhand der Regularien auszusprechen“, war da in der Aussendung zu lesen. Bereits gestern gab es mehrere Meetings mit den Unfall-Piloten des vorigen Wochenendes: Johann Zarco, Pol Espargaró, Franco Morbidelli und Miguel Oliveira.
Auch Hofmann blies bereits am Montag bei der TV-Sendung „Sport und Talk aus dem Hangar-7“ in dasselbe Horn: „Man muss Zarco beim Unfall klar die Schuld geben. Er hätte wissen müssen, dass der Winkel zu spitz ist und du dann woanders rauskommst. Ich verstehe, dass er überholen will und vorbeiwill, aber er hätte da aus dem Gefühl heraus kalkulieren müssen, dass es haarig werden kann.“
🎥 Moto2-Pilot Syahrin hatte alle Schutzengel an Bord:
Strecke: Auch die Tücken des Red-Bull-Rings sind ein Dauerthema gewesen. Der Drittplatzierte beim ersten Spielberg-Auftritt, Jack Miller, sprach es offen an: „Über diese Stelle in Kurve 3 wird immer wieder mit der Sicherheitskommission diskutiert. Wenn du ein bisschen von der Linie abkommst, bist du nur noch Passagier.“
Allerdings wollte der „Aussie“ auch nichts zu sehr dramatisieren. Miller: „Wir Motorrad-Piloten sind nicht ganz normal, aber das wissen wir. Wir sind moderne PS-Krieger.“
Die Sicherheitskommission überprüft regelmäßig die Sicherheitsvorkehrungen auf den Rennstrecken. Ein Restrisiko lässt sich im Motorsport nie ganz ausschließen.
Sicherheit: Eines steht schon vor dem ersten Aufheulen der Motoren fest: Der beim Moto2-Unfall gestürzte Hafizh Syahrin wird an diesem Wochenende nicht dabei sein können. In der Königsklasse auf zwei Rädern steht hinter Johann Zarco ein großes Fragezeichen. Der Franzose, der den schweren Unfall ausgelöst hatte, musste sich unter der Woche am Kahnbein operieren lassen. Der Ducati-Pilot will zwar am Sonntag starten, muss heute beim Training allerdings zuerst einmal pausieren. Da geht die Sicherheit vor.