Weniger Lärm: Verbot von Alkohol und Skischuhen im Ortszentrum Mayrhofen
Im Kampf gegen nächtlichen Lärm und Vandalismus durch Betrunkene hat die Gemeinde Mayrhofen eine ortpolizeiliche Verordnung erlassen.
Von Angela Dähling
Mayrhofen – Jetzt ist es amtlich: Die Tourismusmetropole Mayrhofen sagt Lärm und Alkoholkonsum auf ihren Straßen den Kampf an. Der Gemeinderat beschloss am 9. September einstimmig eine ortspolizeiliche Verordnung, die sich auf „sicherheitspolitische Bedenken und eine unzumutbare Belästigung der Nachbarschaft stützt“, so heißt es in der Präambel. Beschlossen wurde, dass der Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen, Straße und Wegen in vier ausgewiesenen Zonen rund um die Uhr verboten ist. Ebenso gilt dort im Sommer ab 24 Uhr und im Winter ab 23 Uhr bis jeweils 6 Uhr ein Verabreichungs- und Ausschankverbot – genehmigte Veranstaltungen sind davon ausgenommen. Eine Konsumation im Freien ist nachts im gesamten öffentlichen Raum untersagt. Das dritte Verbot betrifft das Gehen mit Skischuhen und das Tragen von Ski, Skistöcken und Snowboards vom 1. Dezember bis 15. April in der Zeit zwischen 18 und 6 Uhr im Zentrum. Verstöße werden mit Strafen zwischen 25 und 2000 Euro geahndet.
Bis auf das Konsumationsverbot gelten die Verbote allerdings nicht im gesamten Ort, sondern in ausgewiesenen Zonen. Darunter die Hauptstraße, Areale um die Bergbahntalstationen, beim Musikpavillon, am Waldfestplatz und Teilen der Zillerpromenade. Das seien die „Hotspots“, wo es vermehrt zu Vandalismus (auch durch einheimische Jugendliche) und Lärmbelästigung gekommen sei, erklärte Sicherheitskoordinator Didi Wechselberger gestern bei einer Pressekonferenz mit Bürgermeisterin Monika Wechselberger, GR Renate Huber-Rahm und der Bundes- und Gemeindepolizei.
Mayrhofens Polizeiinspektionskdt. Alexander Wechselberger begrüßt die Verordnung: „Die Sicherheit in Mayrhofen ist schon gegeben, aber durch einige Alkoholexzesse leidet das subjektive Sicherheitsgefühl der Menschen.“ Er glaubt, dass die Skidiebstähle durch das Skischuhverbot abnehmen werden. Dass sich einige Probleme in Gebiete, die die Verordnung nicht umfasst, verlagern könnten, ist man sich bewusst. Dann seien Anpassungen nötig. Die Verordnung ist erst nach aufsichtsbehördlicher Genehmigung rechtskräftig. Ob etwa das Konsumations- oder Skischuhverbot rechtlich hält, sollen laut BM Monika Wechselberger die Juristen des Landes prüfen. Der TVB und sechs von sieben Bar- und Discobetreibern an den Hotspots seien für die Verordnung, betont die Bürgermeisterin.
Man müsse abwarten, ob der siebte, der dagegen ist, einen Einspruch macht. Ansonsten könne die Verordnung in zwei, drei Wochen in Rechtskraft erwachsen, sagt BM Wechselberger. Ziel der Verbote sei es, den Erholungswert in Mayrhofen zu stärken und die Verhaltensweisen von Gästen und Einheimischen so zu ändern, dass in den Nachtstunden Ruhe im Ort einkehre. Der Alkoholkonsum führe nicht immer zu Schlägereien und Vandalismus. "Aber wenn nachts um zwei eine Gruppe lachend durch die Straße geht, ist das zu laut für die, die schlafen wollen", erklärt die Ortschefin.
Dass auch Teile der Zillerpromende zur Verbotszone für Alkoholkonsum und Ausschank gelten, sei laut Didi Wechselberger einheimischen Jugendlichen geschuldet, die dort wiederholt für Sachbeschädigungen gesorgt hätten. "Das Verbot dort ist auch als Schutz für unsere Jugendlichen gedacht", argumentiert der Sicherheitskoordinator. Reiseleiter, die ihren Gästen vorm Reisebus Alkohol ausschenken – das wolle man künftig nicht mehr im Ort sehen. Gefeiert werden dürfe weiterhin, aber in den Lokalen und Hotelbars.
Die Bürgermeisterin hofft, dass sich mit der Verordnung auch das Ausgehverhalten ändert. "Früher ging man um 20 Uhr aus, heute wird vorgeglüht und um 23 Uhr gestartet. Warum nicht früher anfangen und früher aufhören?", meint sie.
Will Mayrhofen mit der Verordnung eine andere Gästeschicht anlocken und das Party-Image ablegen? Das dementiert BM Wechselberger mit den Worten: "Wir haben nicht nur Partygäste, sondern auch viele Familien. Und wir Einheimische dürfen uns auch selbst nicht ausnehmen – wir feiern auch gern." Und dabei werde auch mitunter laut auf den Straßen. Didi Wechselberger ergänzt: "Wenn einem von tausend Gästen – und mehr werden es nicht sein – die Verordnung nicht passt, dann soll er zuhause bleiben."
Die Marktgemeinde und der TVB beschäftigten sich schon seit einigen Jahren damit, wie man für mehr Sicherheit und Lebensqualität im Ort sorgen kann. "Seit längerem gibt es dazu Sitzungen mit der Polizei, Sicherheitspersonal, Lokalbetreibern und der Bezirkshauptmannschaft", sagt Renate Huber-Rahm als Sicherheitsbeauftragte der Gemeinde. Und wann, wenn nicht jetzt in der Corona-Phase sei der richtige Zeitpunkt zum Beschließen von Verboten zugunsten der Sicherheit. Dass sich in Mayrhofen gewisse Zielgruppen dezimieren, oder wegfallen bis es einen Impfstoff gegen Covid-19 gebe, nehme man gern in Kauf, sagt Didi Wechselberger, der auch Covid-19-Beauftragter vom Tourismusverband ist.
Im kommenden Winter sollen übrigens alle Türsteher im Ortszentrum mit Funkgeräten untereinander sowie mit der Gemeindepolizei verbunden sein. Falls jemand in einem Lokal unangenehm auffällt, werden umgehend die anderen Lokale informiert. "Und wenn eine Schlägerei vor einem Lokal droht, kann der Türsteher gleich seine Kollegen von anderen Lokalen zur Hilfe holen und so eine Schlägerei wenn möglich verhindern", erklärt Didi Wechselberger. In welcher Form das Nachtleben im kommenden Winter durch Covid-19 überhaupt stattfinden kann, steht indes auf einem anderen Blatt.