Aschbacher: Arbeitsmarkt "konstant aber angespannt", Wifo-Chef besorgt
Im Vergleich zur Vorwoche ist die Zahl der Arbeitslosen um 2177 und somit erstmals seit längerem wieder gestiegen. Arbeitsministerin Christine Aschbacher warb einmal mehr für die Corona-Weiterbildungsinitiative mit einem Volumen von 700 Millionen Euro.
Wien – Nach aktuellen Zahlen suchen in Österreich gut 405.000 Menschen einen Job, das sind um rund 74.000 mehr als vor einem Jahr, teilte Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag mit. Damit sei die Lage am Arbeitsmarkt "konstant aber angespannt", Herbst und Winter würden "herausfordernd" werden. Immerhin ging die Zahl der Kurzarbeitenden um 5800 auf 290.00 zurück, was zeige, dass Firmen zunehmend zum Normalbetrieb zurückkehren, so Aschbacher.
Im Vergleich zur Vorwoche ist die Zahl der Arbeitslosen um 2177 erstmals seit längerem wieder gestiegen. Allerdings war der Anstieg im Jahresabstand diese Woche um rund 1000 Personen niedriger als vorige Woche. Von den 405.575 Jobsuchenden beim AMS waren 345.268 Personen arbeitslos gemeldet und 60.307 Personen in Schulung.
Bei der Kurzarbeit waren in der Hochphase im April, als über eine Million Menschen diese Förderung nutzten, 562.927 Männer und 447.423 Frauen betroffen.
"Aber sicher ist es natürlich nicht"
Besorgt zeigt sich auch Wifo-Chef Christoph Badelt. Er rechnet damit, dass die Coronakrise drastische Folgen für den Arbeitsmarkt hat. Vor allem, wenn die Zahl der Langzeitarbeitslosen schnell ansteigt. Er hoffe zunächst dennoch, dass Österreich nicht auf eine halbe Million Arbeitslose komme - "aber sicher ist es natürlich nicht", wie er am Dienstag im Ö1-Morgenjournal sagte. Dass die Coronahilfen auch zu einer Verschleppung von Insolvenzen geführt haben, sei "durchaus denkbar".
Aber das sei der Preis, den man für eine rasche Intervention gezahlt habe, so Badelt. Für den Jobmarkt bestehe die große Gefahr darin, "dass die Zahl der Langzeitarbeitslosen rasch wächst und wenn Menschen einmal aus dem Arbeitsmarkt draußen sind, dann hat das Folgen, die man gar nicht mehr so leicht dämmen kann", so der Ökonom.
📽️ Video | Zahl der Arbeitslosen wieder gestiegen
Auch Salzburgs Landeshauptmann Wilfiried Haslauer meldete sich per Video-Schaltung zu Wort. Einerseits lobte er die Maßnahmen der Regierung, andererseits kritisierte er die Zumutbarkeitsregen. Trotz hoher Arbeitslosigkeit gebe es aber "kaum einen Beruf" wo nicht über einen Mangel an Mitarbeitern geklagt werde. Den Grund dafür sieht Haslauer einerseits darin, dass Menschen in Kurzarbeit den Job nicht wechseln und dass jeder Beruf ganz spezifische Qualifikationen brauche.
Daneben spiele aber auch die "Regionalität" eine große Rolle: Wenn jemand aus dem "Zentralraum" des Bundeslandes rund um Salzburg ein Angebot im Pinzgau bekomme, "dann ist die Entfernung ein großes Thema", räumte er ein.
Rückforderungen des AMS
➤ In einem Artikel im Standard weisen Juristen darauf hin, dass für Menschen in Kurzarbeit der Phase I (also vom Beginn der Pandemie), die zuvor weniger als einen vollen Monat beschäftigt waren, die Förderung nun vom Arbeitsmarktservice (AMS) zur Gänze zurückgefordert werde. Das habe eine Regeländerung im Juli bewirkt, wobei das AMS darauf verweist, dass die Kurzarbeitsregeln von den Sozialpartnern ausgehandelt werden.
➤ Aschbacher versicherte am Dienstag auf Fragen, es werde dazu eine Kulanzlösung geben, sodass die betroffenen Unternehmen die Förderung nicht zurückzahlen müssen.
➤ Aus dem Ministerium hieß es, es gebe bereits eine Vereinbarung, wonach nur die Förderung für das nicht vollständige Monat zurückgefordert wird und es werde daran gearbeitet, dass die Kulanzlösung auch diesen letzten Förderbetrag absichert.
Aschbacher warb einmal mehr für die Corona-Weiterbildungsinitiative mit einem Volumen von 700 Millionen Euro. Damit sollen 100.000 Menschen eine Aus- oder Weiterbildung finanziert bekommen, 15.000 davon noch heuer, 75.000 im Jahr 2021. Die "Corona-Arbeitsstiftung" oder "Corona-Joboffensive" ist genau genommen eine Aufstockung des Budgets des Arbeitsmarktservice, das damit Umschulungen und Arbeitsstiftungen finanzieren kann. Aschbacher sprach in diesem Zusammenhang von der "größten Joboffensive der zweiten Republik". (APA)