Online-Umfrage gestartet: Neue Tiroler Covid-Studie untersucht Langzeitfolgen
Ein interdisziplinäres Team an der Innsbrucker Universitätsklinik will mehr über das Spektrum der Symptome von Covid-19, den Verlauf der Erkrankung sowie über mögliche Langzeitfolgen in der Gesamtbevölkerung herausfinden. Die Tiroler und Tirolerinnen werden um Mithilfe gebeten.
Von Benedikt Mair
Innsbruck – Wissen ist Macht. Auch im Umgang mit dem Coronavirus. Mediziner der Innsbrucker Universitätsklinik wollen jetzt wissen, was der Erreger genau mit dem menschlichen Körper macht, und insbesondere, welche Langzeitfolgen eine Ansteckung mit sich bringen kann. Daraus sollen in weiterer Folge beispielsweise neue Therapiemöglichkeiten und Risikostrategien abgeleitet werden können. Für die Erhebung sind Tiroler, die bereits eine Infektion durchgemacht haben, aufgerufen, sich an einer Online-Umfrage zu beteiligen.
Wichtig ist den Forschern dabei, ein Bild der Erkrankung zu bekommen, „wie es sich auch außerhalb des Krankenhauses abspielt“, erklärte Günter Weiss gestern bei der Präsentation des Projektes. Der Infektiologe und Direktor der Innsbrucker Uniklinik für Innere Medizin rief deshalb auch explizit jene zur Teilnahme auf, die einen asymptomatischen Krankheitsverlauf aufwiesen. „Wir wollen alle Spektren der Krankheit erheben und ein umfassendes Bild davon bekommen, was diese Infektion alles macht.“
Welche Symptome bringt Covid mit sich? Wie ist deren Verlauf? Wird die Leistungsfähigkeit der Betroffenen nach überstandener Erkrankung komplett wiederhergestellt oder nicht? Alles Fragen, die sich das Forschungsprojekt stellt. Damit die Antworten darauf auch Gewicht haben, braucht es eine „breite Rückmeldung aus der Bevölkerung“, sagt Judith Löffler-Ragg, leitende Oberärztin an der Pneumologischen Ambulanz in Innsbruck und Expertin für Lungenerkrankungen. „Die Umfrage ist anonym und richtet sich an in Tirol wohnhafte Menschen ab einem Alter von 16 Jahren, die einen positiven PCR- oder Antikörper-Test vorweisen. Abgefragt werden neben Vorerkrankungen und eingenommenen Medikamenten auch verschiedenste Symptome“, erklärt Löffler-Ragg. Die Umfrage ist seit gestern im Internet zu finden.
Corona gehöre bereits jetzt zu den „am besten untersuchten Erkrankungen“, sagt Reimund Helbok, Oberarzt an der Klinik für Neurologie. Schwere neurologische Komplikationen, wie etwa Schlaganfälle oder Gehirnentzündungen, seien von Covid-Patienten bekannt. „Wir kennen sie auch von anderen Viruserkrankungen und wollen jetzt herausfinden, ob sie bei Corona vielleicht häufiger auftreten.“
Günter Weiss betont einmal mehr, dass „das Virus ein Teil unseres Lebens in den nächsten Jahrzehnten sein wird. Wir kennen es aber erst seit etwas mehr als sechs Monaten und können deshalb nicht behaupten, die Spätfolgen identifiziert zu haben.“ Diese Wissenslücke soll das Tiroler Projekt helfen zu schließen.