Finanzmarktaufsicht

Corona schlägt auf Finanzmarkt später durch, Bankenpleiten möglich

Die Corona-Krise prägt am Donnerstag die diesjährige Aufsichtskonferenz der FMA.
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Die eine oder andere Bank könnte laut FMA der Corona-Krise zum Opfer fallen. Doch die Finanzmarktstabilität sei nicht in Gefahr.

Wien – Die Corona-Krise prägt am Donnerstag die diesjährige Aufsichtskonferenz. Diese Krise und ihre Auswirkungen auf die Realwirtschaft werden erst mit Ablaufen der Hilfsmaßnahmen auf den Finanzmarkt durchschlagen. Das erwartet der Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA). Momentan stehe der Finanzmarkt – für viele überraschend – noch gut da. Aber die Krise könne noch sehr schmerzhaft werden.

„Gestundete Zeit"

Schmerzhaft, aber verkraftbar dürften nach Ansicht der Finanzmarktaufseher die Folgen der Corona-Krise für die heimische Finanzwirtschaft werden. Die österreichische Bankenaufsicht hat sozusagen einen eigenen Corona-Stresstest veranstaltet. Man geht jetzt davon aus, dass etwa 25 Prozent des gestundeten Kreditvolumens ausfallen könnten. Diese Schätzung gab FMA-Vorstand Helmut Ettl am Donnerstag bei der diesjährigen Aufsichtskonferenz ab.

Es geht zwar um Milliarden, aber trotzdem würde sich damit der Anteil der faulen Kredite an den gesamten Krediten aus heutiger Sicht lediglich von zwei auf vier Prozent verdoppeln. Laut Ettl läge man damit dennoch deutlich unter den bis zu 13 Prozent, die in der Finanzkrise abzuschreiben waren.

Nach Worten von FMA-Vorstand Eduard Müller kommen die ganz großen Herausforderungen für die Banken und ihre Bilanzen, wenn die öffentlichen Hilfspakete für die Realwirtschaft auslaufen. Um dann einen plötzlichen „Klippeneffekt" zu vermeiden, müssten diese staatlichen Programme schrittweise auslaufen. Müller sprach heute von "gestundeter Zeit."

Die heimischen Finanzdienstleister seien auf die Bewältigung der wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie aber viel besser vorbereitet als sie es auf die globale Finanzkrise 2008 waren, sagte FMA-Vorstand Helmut Ettl. Damals waren sie Auslöser der Krise. Heute könnten sie einen großen Beitrag zur Lösung zumindest der wirtschaftlichen Herausforderungen leisten.

Nach Angaben von FMA-Vorstand Eduard Müller verfügten die Banken, „obwohl wir bereits mitten in der Rezession stecken, nach wie vor über 39 Mrd. Euro freier Eigenmittel", womit sie Verluste absorbieren oder – als Hebel für Kreditvergaben – ein Kreditvolumen bis zu 300 Mrd. generieren könnten. (APA, TT.com)

Einzelne Banken können Krise zum Opfer fallen

Banken und Realwirtschaft sind auf Dauer nicht zu entkoppeln, wurde bei der Konferenz deutlich. Zwar gingen die Institute jetzt weitaus stärker in die Krise als seinerzeit in die Finanzkrise 2008. Trotzdem geht die Finanzmarktaufsicht davon aus, dass infolge der Corona-Krise auch bei den heimischen Banken neue schmerzhafte Einschnitte und Sparprogramme erfolgen werden.

Auch weitere Strukturbereinigungen könnten bevorstehen. Ettl schließt nicht aus, dass das eine oder andere Institut aus dem Markt ausscheiden muss. 2021, wenn sich die Krise manifestiere, seien in Europa "Marktaustritte" zu erwarten.

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