Coronavirus

Krise hat sich im Kopf festgesetzt: Stimmung schlechter als im Lockdown

(Symbolfoto)
© SAFIN HAMED / AFP

Laut einer aktuellen Umfrage hat die Corona-Krise im Herbst mehr Einfluss auf die Stimmung, als während des Lockdowns im Frühjahr. Darunter leidet vor allem die Wirtschaft.

Wien – Derzeit läuft die Wirtschaft noch mit kleinen Einschränkungen, es sind weniger Menschen in Kurzarbeit oder arbeitslos als im April. Und doch ist die Stimmung schlechter als im Lockdown, zeigt eine repräsentative Befragung von TQS Research & Consulting. Damals waren die Menschen zuversichtlicher, sie gingen davon aus "es wird schon wieder", so TQS-Geschäftsführer Dieter Scharitzer. "Aber derzeit haben wir die Krise, die sich im Kopf festgesetzt hat."

Zwei Dinge kommen zusammen, so Scharitzer im Gespräch mit der APA. Einerseits hat etwa ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher jetzt wirklich weniger Geld zur Verfügung als vor der Krise. Dazu kommt, dass viele die Lust verloren haben, ihr Geld auszugeben. "Es hat sich halt der Konsum sehr stark in die eigenen vier Wände verlegt", resümiert Scharitzer aus der Umfrage, bei der in den ersten beiden Oktobertagen 1000 Erwachsene in Österreich befragt wurden.

"Leuten fehlt Geld und Spaß"

Daheim kochen, Online bestellen und im Internet surfen ersetzt das Ausgehen, Reisen und Kultur genießen. "Alles was der stationären Wirtschaft helfen würde, bleibt offen", sagt Scharitzer. Das hänge noch nicht einmal an den von der Regierung verfügten Einschränkungen oder der Verringerung der Zuseherzahlen bei Veranstaltungen. "Die große Gefahr für die Wirtschaft ist, es fehlt den Leuten das Geld und der Spaß".

In diesem Zusammenhang sieht Scharitzer auch das Home-Office zwiespältig. Diese Arbeitsform werde von drei Viertel der Befragten positiv gesehen – das treffe aber vor allem auf Männer zu und werde insbesondere von Frauen mit Betreuungspflichten ganz anders gesehen, schränkt Scharitzer ein. Und das Home-Office führe zu weniger Mobilität, weniger Einkaufen und weniger Konsum, etwa in der Gastronomie in Büronähe. Das wiederum treffe Verkehr, Handel, Gastronomie und Catering hart. "Ich kann darin nicht wirklich einen wirtschaftlichen Vorteil im Sinne der nachgelagerten Branchen sehen", gibt Scharitzer zu bedenken.

Menschen sehen persönliche Entwicklung positiv

Er bezweifelt auch die Selbsteinschätzung, die die Befragten in Bezug auf ihre Arbeitsproduktivität abgegeben haben. Zwei Drittel sagen, ihre Produktivität sei im Home-Office höher als in der Firma, das waren etwas mehr als bei der gleichen Umfrage im April. Das könne nur für manche Bereiche gelten, meint Scharitzer. Manager könnten gut im Home-Office arbeiten, aber die ganzen Assistenz- und Verwaltungstätigkeiten seien definitionsgemäß Schnittstellen und brauchen die Zusammenarbeit.

Ein anderes Spannungsfeld deckt die Umfrage auch auf. Obwohl 90 Prozent eine Wirtschaftskrise für wahrscheinlich halten, sehen zugleich knapp drei Viertel die persönliche Entwicklung und Zukunftsaussichten positiv. Das sei wohl psychologischer Selbstschutz, meint Scharitzer, Assistenzprofessor am Institut für Marketing-Management der Wirtschaftsuniversität Wien. Denn auch jetzt noch informieren sich zwei Drittel der Bevölkerung zumindest ein Mal täglich über die Coronapandemie (Im April waren es über 80 Prozent). Aber nur mehr ein Viertel erlebt dabei auch für sich persönlich emotional positive Informationen. Im April fand noch die Hälfte der Menschen für sich auch Positives in den Medien. Die negative Betroffenheit durch die Berichterstattung sei also gestiegen. Der Einzelne muss einfach schauen, wie er da durchkommt", nach dem Motto "irgendwie muss es ja weitegehen", interpretiert Scharitzer das Ergebnis. (APA)

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