Tirol

Unfälle in Tirols Bergen: 40 Prozent mehr im Sommer

Im Sommer 2020 kam es zu einem Anstieg der Alpinunfälle in Tirol.
© Österreichisches Kuratorium für alpine Sicherheit

Die meisten Alpinunfälle passieren beim Bergsteigen. Auch die meisten Toten sind hier zu beklagen. In Tirol gab es heuer allerdings 30 weniger tödlich Verunglückte als im Vorjahr.

Innsbruck – 1473 verletzte Bergsportler und 34 Alpintote in Tirols Bergen: Diese Bilanz zieht das Österreichische Kuratorium für Alpine Sicherheit (ÖKAS) in einer Statistik für den Zeitraum vom 1. Mai bis 30. September 2020. Unfälle nahmen im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre um 40 Prozent zu. Allerdings waren es in Tirol im Vorjahr 30 weniger tödlich Verunglückte als im Jahr 2019 (64).

Die Zahlen für ganz Österreich ergeben ein ähnliches Bild. Bei den Alpinunfällen, also bei tödlich Verunglückten, Verletzten und Unverletzten, ist ein Anstieg von rund 30 Prozent zu verzeichnen.

© APA

Knapp drei Viertel der tödlichen Unfälle (90 Tote) ereigneten sich österreichweit in den Monaten Juli, August und September. Allein in der letzten Juliwoche registrierte die Alpinpolizei laut Aussendung des Kuratoriums über 260 Unfälle. Im Untersuchungszeitraum verunfallten mehr Männer (60 Prozent) als Frauen (40 Prozent).

Unfallrate bei Einheimischen am höchsten

51 Prozent der im Sommer 2020 verunfallten Bergsteigerinnen und Bergsteiger hatten die österreichische Staatsbürgerschaft. Im Hinblick auf die Durchschnittswerte der vergangenen zehn Jahre gibt es hier eine Zunahme von 5 Prozent.

Es ist der Inländer und nicht der Ausländer, der die steigenden Unfallzahlen des Sommer 2020 verursacht.
Peter Paal, ÖKAS-Präsident

Auf die Österreicherinnen und Österreicher folgen mit knapp 40 Prozent die deutschen Nachbarn. Bei den tödlich verunfallten Personen entfallen 55 Prozent auf Österreich und etwa ein Drittel auf Deutschland.

ÖKAS-Präsident Peter Paal
© Österreichisches Kuratorium für Alpine Sicherheit

„Es ist der Inländer und nicht der Ausländer, der die steigenden Unfallzahlen des Sommer 2020 verursacht", so Peter Paal, Präsident des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit zu den neuesten Zahlen. Dazu betont Paal die Unfallvermeidung durch Ausbildung und Aufklärung: „Die Prävention muss in Österreich beginnen und dies bereits in jungen Jahren."

Gute Möglichkeiten dafür seien laut Paal der Schul-Bergsport, Jugend-Camps, die Mitgliedschaft in alpinen Vereinen sowie deren Aus- und Fortbildungsprogramme. Als sichere Option verweist der ÖKAS-Präsident auch auf professionell geführte Touren durch Bergsportführer.

„Anfänger stoßen in Bergen an ihre Grenzen"

Zu den Disziplinen mit den österreichweit höchsten Unfallzahlen gehören das Wandern und Bergsteigen (1971), das Mountainbiken (837) und das Klettern (412). Der Trendsport Mountainbiken führt auf Basis der neuesten Statistik vermehrt zu Unfällen und Toten.

In Tirol gab es trotz steigender Unfallzahlen weniger tödlich Verunglückte als im Vorjahr.
© Bergrettung Innsbruck

Laut den Experten der Alpinpolizei würden viele bei alpinen Unternehmungen das Wetter unterschätzen. Daher sei der schnelle Wechsel des Wetters ein häufiger Faktor für Unfälle. Daneben seien Bergsteigerinnen und Bergsteiger vielfach unzureichend informiert und würden ihre Leistung sowie die äußeren Gegebenheiten falsch einschätzen.

Bruno Berloffa, Landesleiter Stellvertreter des Österreichischen Bergrettungsdienstes Tirol
© Alberto Bernasconi

Diese Erklärung bestätigt Bruno Berloffa, Landesleiter Stellvertreter des Österreichischen Bergrettungsdienstes Tirol: „Auffällig bei vielen unserer Einsätzen ist, dass immer mehr Menschen in die Berge gehen, die absolute Anfänger sind und dort an ihre Grenzen stoßen." Dabei seien eine schlechte Tourenplanung und die Selbsteinschätzung besonders auffällig. Als Herausforderung gestalte sich für Berloffa der verbreitete „Irrglaube, dass immer und überall eine Rettung möglich ist".

Die Unfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für Alpine Sicherheit basiert auf der Datenbank der Alpinpolizei. Die genannten Zahlen gehen auf eine Abfrage vom 5. Oktober 2020 zurück. (TT.com)

Unfallstatistik des Österreichischen Kuratoriums für alpine Sicherheit (Untersuchungszeitraum 1. Mai bis 30. September 2020)

  • In Tirol gab es im Erfassungszeitraum 34 Alpintote. Das sind um 30 weniger als im Vorjahr. Insgesamt kam es hier zu rund 1470 Unfällen (inklusive Tote, Verletzte, Unverletzte). 20 Personen verunglückten tödlich beim Bergwandern.
  • In Österreich kam es zu 3200 Alpinunfällen und zu insgesamt 122 Toten. Die meisten davon fallen jeweils auf Tirol.
  • Das Geschlechterverhältnis beläuft sich bei den Verunfallten auf 60 Prozent Männer und 40 Prozent Frauen.
  • Die Disziplin mit den höchsten Unfallzahlen ist das Wandern/Bergsteigen (1971). Tödlich verunglückten hier 66 Menschen. Danach folgen mit 837 Unfällen das Mountainbiken (4 Tote) und mit 412 das Klettern (10 Tote).
  • Weitere Ergebnisse der Alpinunfallstatistik finden Sie hier (PDF-Download).

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