Auf Dauerfrost folgt Föhn: Neue Woche bringt bis zu 10 Grad in Tirol
Am Montag ist vorerst Schluss mit Neuschnee in Tirol, stattdessen setzt sich ab der Woc ...
In Osttirol stieg die Lawinengefahr nach den starken Schneefällen am Wochenende auf die höchste Stufe 5 an. Auch in Nordtirol haben Schnee und Regen einige Regionen fest im Griff. Stromausfälle, Muren und Straßensperren waren die Folge. In Osttirol und im hinteren Ötztal bleiben die Schulen am Montag geschlossen.
Lienz, Innsbruck – Sehr große Lawinengefahr mit der höchsten Warnstufe 5 in Osttirol, enorme Neuschneemengen und Niederschlagsmengen teilweise im Rekordbereich - der Winter schlug am Wochenende in Tirol mit voller Wucht zu. Neben dem stark getroffenen Osttirol kam es seit der Nacht auf Sonntag wie erwartet auch in Nordtirol zu Problemen.
Die Einsatzkräfte hatten in Tirol an allen Fronten zu kämpfen - in Osttirol und auch in Nordtirol entlang des Alpenhauptkammes vom Brenner bis ins Ötztal: Stromausfälle, Lawinen- und Murenabgänge, überflute Keller sowie Bahn- und Straßensperren.
📽️ Video | Schneechaos in Ost- und Nordtirol
In Osttirol findet am Montag in allen Schulen in Osttirol kein Unterricht statt. Auf Empfehlung der Bezirkshauptmannschaft Lienz hat die Bildungsdirektion Tirol die Schließung aller Schulen im Bezirk Osttirol für Montag veranlasst.
"Ich ersuche die Bevölkerung in Osttirol, besonnen zu bleiben und Wege, die nicht unabdingbar sind, zu vermeiden. Es zeichnet sich zwar eine Entspannung bei der Wetterlage ab, aber die Gefahr von Hangrutschungen, Nassschneerutschen und kleinen Muren besteht nach wie vor", sagte die Osttiroler Bezirkshauptfrau Olga Reisner.
Sie ließ zudem wissen, das am Montag ein Black-Hawk-Hubschrauber des Bundesheeres sogenannte "Downwash-Arbeiten" an schneebelasteten Bäumen zur Befreiung der Schneelast sowie Erkundungsflüge vornehmen soll. Auch die Befreiung von Dächern mit großer Schneelast werde zum Thema.
Auch im hinteren Ötztal ist am Montag schulfrei wegen der widrigen Witterungsverhältnisse.
Aufgrund der extremen Wettersituation und zahlreicher Straßensperren ist eine Zustellung der Tiroler Tageszeitung im Bezirk Lienz auch am Montag nicht möglich. Auch in Nordtirol sind einige Orte - wie Gries am Brenner und andere Ortsteile - aufgrund von Sperren nicht erreichbar.
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Sollte sich die Lage entspannen, wird die TT am Dienstag (inklusive der Montagsausgabe) wie gewohnt wieder zugestellt.
Hauptbetroffen von Schneefall und Regen waren am Sonntag weiterhin Osttirol und der Bereich des Alpenhauptkamms. Dort sind von Freitag bis Sonntagvormittag Niederschlagsmengen (Schnee und/oder Regen) von 100 bis zu 300 Liter pro Quadratmeter zusammengekommen, berichtete die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).
In Lienz waren es 210 Liter pro Quadratmeter, der dortige Rekord liegt bei 258 Liter pro Quadratmeter vom November 1966. Gemessen wird in Lienz seit 1880. In Sillian (Osttirol) gingen 205 Liter pro Quadratmeter Schnee und/oder Regen in 48 Stunden nieder, in St. Jakob/Defereggen (Osttirol) 190 Liter, in Hintertux/Zillertal 110 Liter und in Neustift/Milders 100 Liter.
Sehr große Lawinengefahr mit der höchsten Warnstufe 5 in Osttirol, enorme Neuschneemengen im westlichen Kärnten und Oberkärnten, Niederschlagsmengen teilweise im Rekordbereich - Frau Holle lässt auch am Sonntag gehörig ihre Muskeln spielen. Straßen- und Bahnsperren sowie Murenabgänge taten in den Regionen beider Bundesländer ihr übriges.
Die Schneefallgrenze schwankte an diesem Wochenende je nach Region und Intensität des Niederschlags stark, daher gab und gibt es in vielen Tälern einen Wechsel aus Schneefall und Regen. Dadurch hat sich die Schneedecke stark gesetzt und gefallener Schnee ist teilweise wieder geschmolzen, erklärten die Meteorologen.
Nach der ersten Datenauswertung sind die 24-Stunden-Neuschneemengen an einigen ZAMG-Wetterstationen im Rekordbereich, eine "Bestmarke" wurde sogar übertroffen.
In einigen Tälern von Osttirol können bis Montag in der Früh nochmals rund 20 bis 40 Zentimeter Neuschnee dazukommen, so die ZAMG. Auf den Bergen von Osttirol und im Bereich des Tiroler Alpenhauptkamms hat es von Freitag bis Sonntagfrüh rund 100 bis 150 Zentimeter geschneit, vereinzelt auch mehr. Bis Montag kommen hier nochmals rund 50 bis 100 Zentimeter Neuschnee dazu.
Der Föhnsturm erreichte am Sonntagvormittag auf den Bergen weiterhin mehr als 100 km/h, wie an den ZAMG-Wetterstationen am Brunnenkogel in den Ötztaler Alpen mit bis zu 140 km/h und am Dachstein mit bis zu 130 km/h. Auch in einigen Tälern griff der Föhnsturm durch. In der Nacht auf Montag lässt der Wind laut Prognose überall deutlich nach.
"Am Montag zieht das Italien-Tief ab und für einige Stunden schneit und regnet es kaum, es ziehen nur unergiebige Schauer durch", berichtete Christian Stefan, von der ZAMG. Aber am Dienstag und am Mittwoch bringt das nächste Italien-Tief in Oberkärnten und Osttirol wieder verbreitet Schneefall und Regen, wobei die Schneefallgrenze allmählich wieder in tiefe Lagen sinkt. Dabei können nochmals 30 bis 50 Zentimeter Neuschnee fallen. Ab Donnerstag sieht es derzeit nach einer nachhaltigen Beruhigung des Wetters aus."
Am Samstag gegen 18.30 Uhr kam es in Prägraten, im Bereich Hinterbichl, zu einem Lawinenabgang, bei dem vier Häuser getroffen wurden. Hier wurden bereits am Nachmittag von der Gemeindeeinsatzleitung 29 Personen aufgefordert, ihre Wohnhäuser zu verlassen.
Schließlich ging gegen 18.30 Uhr eine Lawine in bewohntes Gebiet ab. Es kam zum Glück aber nur zu Sachschäden. Die Schneemassen drangen aber zum Teil in Gebäude ein. Das genaue Ausmaß der Beschädigungen ist derzeit unbekannt.
Die anhaltend starken Schneefälle sowie Sturm auf den Bergen haben in Osttirol die Lawinengefahr auch am Sonntag weiter ansteigen lassen. Der Lawinenwarndienst Tirol gab Stufe "5", also die höchste Gefahrenstufe, aus. Aus hoch gelegenen Einzugsgebieten seien im Tagesverlauf spontane Lawinen zu erwarten, vereinzelt auch extrem große, hieß es.
Am Sonntagvormittag gab es dann Lawinenalarm in Hopfgarten im Defereggental. Bei dem Abgang wurden einige Wohnhäuser in Mitleidenschaft gezogen. Nach ersten Angaben gab es keine Personenschäden. Gegen 7.25 Uhr Uhr ging die nächste Lawine, dieses Mal in Nussdorf/Debant, Alt-Debant nieder. Durch den starken Regen in der der Nacht hatte sich am Heidenberger Feld, unterhalb der Waldgrenze (ca. 670 Meter Seehöhe), eine Nassschneelawine gelöst.
Die Lawine erstreckte sich über das Heidenberger Feld und kam direkt hinter den dortigen Häusern zum Stillstand. Durch den Wassereintritt wurden zwei Häuser beschädigt, Personen kamen keine zu Schaden. Die Bewohner der im Gefahrenbereich befindlichen Häuser wurden evakuiert.
Exponierte Teile von Verkehrswegen und Siedlungen können auch weiterhin gefährdet sein. Für Montag wurde im Bezirk Lienz leichte Entspannung prognostiziert, die Lawinengefahr nehme ab. In Nordtirol wurde die Gefahrenlage als weniger extrem eingestuft. Doch auch hier galt oberhalb der Waldgrenze teilweise Stufe "4", also große Lawinengefahr.
In Tirol waren am Sonntagnachmittag noch rund 3000 Haushalte ohne Strom – davon 700 in Nortirol und 2300 in Osttirol. Durch umstürzende Bäume kam es immer wieder zu Unterbrechungen, unter anderem im Villgratental, Defreggental und Lesachtal. Aufgrund von behördlich verordneten Straßensperren war in vielen Fällen bis jetzt keine Schadensbehebung möglich.
"Wir rechnen frühestens am Montagabend mit einer Entspannung. Am Montag werden dann zusätzlich in Abstimmung mit den Behörden Hubschrauberflüge durchgeführt – diese sind bis dato aufgrund der Witterungsverhältnisse nicht möglich", sagte Tinetz-Geschäftsführer Thomas Trattler. Am Sonntag waren in ganz Tirol 220 Mitarbeiter der Tinetz im Einsatz.
Im Ötztal konnte laut Tinetz-Sprecher Christian Ammer noch am Sonntagvormittag eine 110 KV-Leitung wieder repariert werden. Ab Umhausen/Tumpen fiel im hinteren Ötztal neben der Stromversorgung auch das Handynetz aus. Am späten Nachmittag floss der Strom wieder und damit war auch das Handynetz weitgehend wiederhergestellt. Ab 16 Uhr wurde im hinteren Ötztal die Besetzung und Bereitschaft aller Stationen der Freiwilligen Feuerwehren, der Rotkreuz-Stellen Längenfeld und Sölden sowie der Bergrettung wieder zurückgefahren.
Zuvor waren es tirolweit zwischenzeitlich 7000 Haushalte, die ohne Strom waren. Man habe es mit "massiven Baumbrüchen" zu tun. Die Einsatzkräfte waren rund um die Uhr im Einsatz, konnten aber immer wieder aufgrund gesperrter Straßen nicht zu den betroffenen Störstellen gelangen.
Die Felbertauernstraße zwischen Matrei und Mittersill wurde am Samstagnachmittag ab 16 Uhr gesperrt. Die Dauer der Sperre war vorerst nicht absehbar, sie blieb zumindest auch am Sonntag noch in Kraft. Zudem kam es zur Sperre einiger Landesstraßen im Bezirk Lienz.
Auch die Gailtalstraße ( B111) war am Sonntagabend noch von Tassenbach bis Landesgrenze Kärnten gesperrt. Im Raum Lienz kam neben der angespitzten Lage wegen der Schneefälle vom Vortag die Gefahr von Überschwemmungen hinzu. Bei Görtschach nahe Lienz drohte etwa ein Haus, überschwemmt zu werden. Auf die Drautalstraße zwischen Lienz und der Südtiroler Grenze gingen Muren ab, sie wurde vorsorglich gesperrt.
Nicht nur in Osttirol sondern auch in Nordtirol waren die Einsatzkräfte ununterbrochen gefordert waren: Gegen 22.35 Uhr Samstagnacht stürzte in Gries am Brenner ein Baum aufgrund der Schneelast auf ein Auto. Der Lenker blieb zum Glück unverletzt, am Fahrzeug aber entstand hoher Sachschaden.
Während der Unfallaufnahme stellte der Einsatzleiter der Feuerwehr fest, dass noch weitere Bäume aufgrund der Schneelast auf die B182 stürzen könnten – nach Absprache mit der Bezirkshauptmannschaft Innsbruck wurde die Straße gesperrt.
Tirol:
Zudem sind zahlreiche weitere Landes- und Gemeindestraßen in Tirol aufgrund der aktuellen Witterungslage derzeit gesperrt oder nur erschwert passierbar.
Südtirol:
Salzburg und Osttirol:
Alle aktuellen Straßensperren und Behinderungen in Tirol sind auf der Homepage des ÖAMTC zu finden.
Die Brennerbahnstrecke bleibt aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse sowohl auf Tiroler (zwischen Steinach und Brenner) als auch auf Südtiroler Seite (bei Franzensfeste) voraussichtlich bis Montagmittag unterbrochen, informierte die ÖBB in einer Aussendung am Sonntagnachmittag. Wo immer es die Wetterlage zuließ, wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet, hieß es.
So etwa auf der Strecke von Steinach Richtung Brenner nach St. Jodok und für den Personenfernverkehr über den Brenner (Eurocitys) zwischen Innsbruck und Bozen. Weil die Busse Richtung Norden großräumig über den Reschenpass ausweichen müssen, können planmäßige Zughalte zwischen Innsbruck und Bozen allerdings teils nicht bedient werden. Der Schienenersatzverkehr bleibe aufrecht, so lange dies die Straßenverhältnisse zulassen bzw. die Straßen nicht gesperrt werden.
Gries am Brenner und der Bahnhof Brenner seien jedoch auch über die Straße nicht erreichbar. In Osttirol musste der für die unterbrochene Drautalbahn eingerichtete Schienenersatzverkehr zwischen Lienz und Innichen aufgrund der Witterung wieder eingestellt werden und kann aus derzeitiger Sicht auch morgen Montag nicht wieder aufgenommen werden, informierte die Bahn.
🚉 Drautalbahn zwischen Lienz und San Candido/Innichen:
Die Streckensperre gilt bis voraussichtlich Montag 24 Uhr. Der eingerichtete Schienenersatzverkehr zwischen Lienz und Innichen wurde aufgrund der Witterung wieder eingestellt. Laut ÖBB kann er aus derzeitiger Sicht auch am Montag nicht wieder aufgenommen werden.
🚉 Brenner-Bahnstrecke:
Die Brennerbahnstrecke bleibt aufgrund der Witterung sowohl auf Tiroler (zwischen Steinach und Brenner) als auch auf Südtiroler Seite (bei Franzensfeste) voraussichtlich bis Montag, 7. Dezember, mittags unterbrochen. Die Züge im Nahverkehr verkehren laut Fahrplan daher nur zwischen Steinach und Innsbruck.
Von Steinach Richtung Brenner ist ein Schienenersatzverkehr nach St. Jodok eingerichtet, Gries am Brenner und der Bahnhof Brenner sind auch auf der Straße nicht erreichbar.
Die Eurocitys über den Brenner werden zwischen Innsbruck und Bozen ebenfalls mit Bussen abgewickelt. Richtung Süden über die Brennerautobahn, Richtung Norden müssen die Busse großräumig über den Reschenpass ausweichen. Die planmäßigen Zughalte zwischen Innsbruck und Bozen können so teils nicht bedient werden. Der Schienenersatzverkehr bleibt aufrecht, so lange dies die Straßenverhältnisse zulassen bzw. die Straßen nicht gesperrt werden.
🚉 Bahnstrecke in Seefeld:
Wegen Unwetterschäden waren am Sonntag zwischen Seefeld und Reith Sonntagvormittag keine Zugverbindungen möglich. Seit 13 Uhr ist die Karwendelstrecke wieder uneingeschränkt befahrbar, der Schienenersatzverkehr wurde entsprechend eingestellt.
🚉 Tauernstrecke zwischen Spittal/Drau und Schwarzach-St.Veit:
Die Tauernbahnstrecke wurde am Freitag zwischen Spittal an der Drau und Schwarzach-St. Veit gesperrt. Für Reisende von und nach Kärnten wurde zwischen Bischofshofen und Spittal an der Drau ein Schienenersatzverkehr über die Autobahn mit Bussen eingerichtet.
Wichtiger Hinweis:
Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, die für ihre barrierefreie Reise Unterstützung benötigen, werden ersucht, sich vor Reiseantritt mit dem ÖBB-Kundenservice 05-1717-5 in Verbindung zu setzen. Die ÖBB bitten alle Reisenden um Verständnis für die Unannehmlichkeiten und empfehlen, sich vor geplanten Reisen nochmals über den aktuellen Status zu informieren: www.oebb.at, Tel. 05-1717
Die ÖBB sind bereits mit schwerem Gerät (Schienenschneepflüge) und MitarbeiterInnen im Großeinsatz, um die Störungen zu beheben und die Strecken wieder frei zu bekommen. Die Dauer der Unterbrechungen ist jedoch abhängig von der weiteren Entwicklung und aktuell schwer vorauszusagen.
Landeshauptmann Günther Platter will sich, sobald es das Wetter zulässt, selbst ein Bild vor Ort machen und sichert finanzielle Unterstützung zu:
„Unser Land Tirol hat derzeit viel zu tragen. Ob die Coronakrise oder jetzt die aktuellen Wetterereignisse – überall sind die Blaulichtorganisationen, das Bundesheer sowie Tausende Freiwillige im Einsatz, denen ich meinen tief empfundenen Respekt und herzlichen Dank ausdrücken möchte. Besonders herausfordernde Arbeit leisten die Bürgermeister und Gemeinden in diesen Stunden – ihnen auch ein herzlicher Dank. Sobald es das Wetter zulässt, werde ich mir die Auswirkungen der Wetterereignisse dieses Wochenendes vor Ort anschauen und kann schon jetzt finanzielle Unterstützung zusichern. Das Land Tirol steht den Tirolerinnen und Tirolern in jeder schwierigen Situation zur Seite."
Der Leiter der Tiroler Lawinenwarndienstes, Rudi Mair, macht sich ob der Situation in Osttirol mit Warnstufe "5" einerseits zwar "große Sorgen", die Lage könnte aber andererseits noch "wesentlich schlimmer sein". Der Grund: Die relativ warmen Temperaturen auch noch in höheren Lagen rund um 1500 Meter "spielen uns ein bisschen in die Karten", wie Mair erklärte. Von einer Entspannung könne man aber noch nicht sprechen.
Die Temperaturen sowie der in Osttirol derzeit auch vorherrschende Regen würden zu Nassschnee- und Gleitschneelawinen führen, die wiederum nicht diese extreme Zerstörungskraft hätten. "Salopp formuliert, in der Fachsprache sagt man: 'Die verhungern eher'", so Mair. "Wäre es 15 Grad kälter, müsste man mit Staublawinen rechnen, die ein hohes Zerstörungspotenzial haben", betonte der Lawinenwarndienst-Leiter. Nichtsdestotrotz könnten Schneebretter exponierte Straßen und Siedlungen gefährden bzw. auf diese abgehen.
Die vernünftigste Lösung für die Menschen in den gefährdeten Gebieten sei "zu Hause bleiben und abwarten". Vor Ort würden zudem ohnehin die jeweiligen Lawinenkommissionen entscheiden. Den heutigen Tag gelte es noch durchzuhalten, dann sei "der Höhepunkt der Krise überschritten".
Auch in Kolsassberg kam es zu einem Erdrutsch, gegen 2.30 Uhr mussten die Einsatzkräfte ausrücken. Wie sich herausstellte wurde die Innerbergstraße in Kolsassberg auf einer Breite von 15 Metern vermurt und musste für den gesamten Verkehr gesperrt werden. Verletzt wurde niemand.
Eine Sperre war nach einem Erdrutsch gegen 10 Uhr Sonntagvormittag auch in Igls notwendig. Nach einem Hangrutsch war der Fernkreuzweg durch zahlreiche Bäume und Erdmassen versperrt. Nach Räumung der Straße bzw. Begutachtung durch den Landesgeologen konnte die Straße wieder frei gegeben werden. Verletzt wurde niemand.
Auf der Seefelder Straße in Scharnitz kam es trotz der Schneewarnungen am Samstag zu einem Unfall mit Sommerreifen. Der Lenker des Pkw stürzte in eine Straßenböschung. Zum Glück wurde er nicht verletzt, das beschädigte Auto wurde von den Einsatzkräften geborgen.
Auch auf der Inntalautobahn bei Telfs ereignete sich in der Nacht ein ähnlicher Unfall: Ein Autofahrer geriet mit Sommerreifen auf der verschneiten Fahrbahn in Fahrtrichtung Zirl ins Schleudern. Auch hier wurde zum Glück niemand verletzt. Nur einige Kilometer weiter blockierte dann ein Lkw in der Nacht für rund eine Stunde die Auf- und Abfahrt der Autobahn bei Pettnau, weil er sich wegen des extremen Schneefalls festgefahren hatte. Der Lkw musste geborgen werden.
Wenn ihr aktuelle Schneefotos aus Osttirol oder anderen Tiroler Regionen habt, schickt sie uns bitte an forum@tt.com
Der Notarztverband in Osttirol hat seit Freitagabend zusätzliche Stützpunkte aktiviert: Im Falle von Straßensperren stehen entsprechend ausgerüstete Notärzte im Defereggental, Villgratental, Pustertal und Tiroler Gailtal in Bereitschaft und sind in dauerndem Kontakt mit den Gemeindeeinsatzleitungen und Einsatzorganisationen.
In den vom Verband versorgten Tälern sind die Praxen in St. Jakob i. D., Außervillgraten und Obertilliach permanent besetzt. Im Pustertal befindet sich ein Notarzt des Verbandes in Bereitschaft. Bei Beruhigung der Wetterlage kehrt der Verband wieder zur Regelversorgung zurück. (TT.com)
Defereggental: St. Jakob i. D. Unterrotte 105; Tel. 0664-1559963
Villgratental: Außervillgraten, Unterwalden 30; Tel. 0664-5560116
Pustertal: kassenärztliche Bereitschaft: Sillian 84; Tel. 04842-20050, Notarzt Tel. 0664-1559920
Tiroler Gailtal: Obertilliach Dorf 120, Tel. 04847 5133
Die starken Niederschläge und Unwetter haben auch vor Südtirol nicht Halt gemacht. Aus der autonomen Provinz wurden Straßensperren, Erdrutsche und sonstige Schäden gemeldet. Die Lawinengefahr wurde in den meisten Regionen mit Stufe "4", also großer Gefahr, angesetzt. In Sexten herrsche jedoch mit Stufe "5" sehr große Lawinengefahr, berichtete das Landeswarnzentrum.
Zu einem Lawinenabgang kam es etwa nahe eines Hofes in St. Walburg in Ulten. Die Berufsfeuerwehr war mit Radlader und Schneefräse im Einsatz, verschüttet wurde niemand. 547 Anrufe waren in der Nacht bei der Notrufnummer 112 eingegangen. 1.400 Feuerwehrleute waren seit Samstagfrüh im Einsatz.
Auch Sperren im Straßen- und Bahnverkehr waren die Folge: Die Nordspur der Brennerautobahn war seit Samstagabend zwischen Sterzing und der Staatsgrenze gesperrt, ebenso wie beide Fahrspuren der Staatsstraße ab Gossensaß bis zum Brenner. Das hintere Ultental und das hintere Martelltal waren ebenfalls gesperrt. Zudem blieb etwa die Pustertaler Straße nach einem Erdrutsch bei St. Sigmund zu.
Auch das Bahnnetz wurde in ganz Südtirol stark beeinträchtigt. Die Bahnlinie 100 zwischen Bozen und Brenner wurde wegen mehrerer Erdrutsche gesperrt. Die Züge der Bahnlinie 200 zwischen Bozen und Meran verkehrten nur zwischen Meran und Sigmundskron. Zudem hatten die Einsatzkräfte südlich des Brenners mit einem "Flickenteppich an Stromausfällen" zu kämpfen, wie es hieß.