Produktionshalle in Wörgl wurde ein Raub der Flammen
140 Feuerwehrmänner im Einsatz: In der Nacht auf Dienstag ließ ein Brand beim Wörgler Kunststofftechniker Geotec einen Trümmerhaufen zurück.
Von Jasmine Hrdina
Wörgl – In den Trümmern nistet die Glut, Rauch schlängelt sich durch die vom Feuer zerfressenen Holzbalken, der Geruch von verbranntem Plastik bringt Schaulustige zum Naserümpfen. Zwölf Stunden nach dem Großbrand bei der Firma Geotec in Wörgl wird das Ausmaß gestern Mittag deutlich: Die Einsatzkräfte werden noch Stunden damit beschäftigt sein, die Lage zu sichern. „Wir können das Gebäude noch nicht betreten“, kann Polizei-Brandermittler Roland Egger noch nicht sagen, wo das Feuer seinen Ursprung nahm.
Das gelagerte Material des Kunstsstofftechnik-Unternehmens, die Elektronik der vielen Maschinen und der Dachstuhl in offener Holzkonstruktion gaben den Flammen jedenfalls genug Nahrung. Als die 140 Feuerwehrmänner aus Wörgl und Umgebung mit 22 Fahrzeugen wenige Minuten nach der Alarmierung um 23 Uhr eintrafen, hatte das Feuer bereits das Kommando übernommen. Wegen der starken Rauchentwicklung und der giftigen Kunststoffe mussten Atemschutztrupps ausrücken. „Nach 30 bis 45 Minuten in der Montur muss man für gewöhnlich abgetauscht werden. Das ist sehr anstrengend, man atmet gegen einen Widerstand“, berichtet Wörgls Feuerwehrkommandant Armin Ungericht von einer intensiven Nacht. „Wir konnten nicht ins Gebäude, weil es gleich einsturzgefährdet war, und mussten von der Leiter herab arbeiten.“
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„Dramatisch“, titelt Werner Silberberger beim Anblick der Ruine. Auf ihn als einen der drei Gesellschafter des Traditionsunternehmens – immerhin handelt es sich um einen der letzten europäischen Produzenten von Geodreiecken – kommt nun einiges zu. „Wir hatten ein überdurchschnittlich gutes Jahr“, erzählt Silberberger von Aufträgen für Trennwände – Stichwort Corona. „Wir haben kürzlich noch in neue Maschinen und Computer investiert.“ In den Flammen hat nichts überlebt. Viele Anlagen waren Spezialanfertigungen, „die kann man nicht einfach nachkaufen. Wir müssen den Schock erst verdauen.“ Die Feuerschutztür hat etwas gebracht, stellen Kommandant Ungericht und Ermittler Egger fest. Ins angrenzende Bürogebäude konnten die Flammen zumindest nicht vordringen.
Das Bersten der Hölzer und Scheiben brach die nächtliche Stille, der Plastikgeruch legte sich über die ganze Stadt. „Den bekomme ich so schnell sicher nicht aus der Nase“, teilt eine Anrainerin ihre Eindrücke. „Ich dachte zuerst an ein Feuerwerk“, schildert ein anderer Nachbar. „Als ich die Sirene hörte, zog ich die Rollläden hoch und sah die Flammen direkt gegenüber. Ich hatte große Angst, dass das Feuer auf unser Haus übergreift.“ Das konnten die Feuerwehrmitglieder verhindern. „Gott sei Dank gab es keine Verletzten“, resümiert Ungericht über den Einsatz, der gestern noch lange andauerte.
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