Mutanten und verzögerte Impfungen bereiten weltweit Sorgen
Die britische Coronavirus-Variante wurde laut WHO bereits in 60 Ländern nachgewiesen. Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden vielerorts verlängert und verschärft. Immerhin ergaben erste Studien, dass das BioNtech/Pfizer-Vakzin offenbar auch gegen die britische Mutante wirksam ist.
Genf – Ansteckendere Coronavirus-Varianten und Verzögerungen bei den Impfkampagnen machen Ländern in aller Welt weiter zu schaffen. Wie die Weltgesundheitsorganisation WHO am Mittwoch mitteilte, wurde die britische Corona-Mutante bereits in 60 Ländern nachgewiesen, auch in Chinas Hauptstadt Peking wurden erste Fälle registriert. Italien und Dänemark beklagten indes Lieferverzögerungen beim BioNtech/Pfizer-Impfstoff. Israel und die Niederlande beschlossen weitere Restriktionen.
Laut WHO wuchs die Zahl der Länder, in denen die britische Virus-Variante B.1.1.7 nachgewiesen wurde, innerhalb einer Woche von 50 auf 60. Auch Österreich gehört dazu. Die Mitte Dezember erstmals nachgewiesene Mutante gilt als 50 bis 70 Prozent ansteckender als das Virus in seiner bisherigen Form. Eine weitere in Südafrika entdeckte und offenbar ebenfalls ansteckendere Virus-Variante wurde nach WHO-Angaben in 23 Ländern festgestellt.
BioNtech-Impfstoff schützt gegen britische Variante
Immerhin ergaben erste am Mittwoch veröffentlichte Studien, dass der Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens BioNtech und seines US-Partners Pfizer offenbar auch gegen die britische Mutante des Coronavirus wirksam ist. Ein britisch-niederländisches Forscherteam erklärte, dass sich die „meisten Impfungen“ gegen die Variante B.1.1.7 als erfolgreich erwiesen.
Die Gesundheitsbehörden in Peking meldeten am Mittwoch erstmals Infektionen mit der Coronavirus-Variante aus Großbritannien. Zu einem Infektionsherd im Pekinger Vorort Daxing gehörten auch zwei Infektionen mit der britischen Mutante. Ende Dezember war die Virus-Variante bereits bei einer aus Großbritannien eingereisten Studentin in Shanghai nachgewiesen worden.
Teil-Lockdown in Peking
Wegen der Entdeckung einer Handvoll Corona-Fälle verhängten die Pekinger Behörden am Mittwoch einen Lockdown über Teile der Stadt. Die Menschen in den fünf betroffenen Stadtvierteln wurden angewiesen, zu Hause zu bleiben. Unter anderem wurde der Bezirk Daxing abgeriegelt, in dem allein 1,6 Millionen Menschen leben.
Nach den weltweit ersten Corona-Fällen in China vor gut einem Jahr hatte die Volksrepublik das Infektionsgeschehen bis zum Frühjahr mit rigiden Maßnahmen unter Kontrolle gebracht. Die nun auftretenden einzelnen Infektionsherde in Peking sowie in der umliegenden Provinz Hebei beunruhigen die chinesischen Behörden, da Mitte Februar das chinesische Neujahrsfest mit einer riesigen Reisewelle bevorsteht.
Weltweit starben inzwischen zwei Millionen Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus. In den USA, dem Land mit der höchsten Opferzahl, wurde am Dienstag die Marke von 400.000 Todesfällen übersprungen.
Wegen der Pandemie und der Bedrohung durch die neuen Virus-Varianten wurde der Lockdown in Österreich bis zum 7. Februar verlängert und nachgeschärft. In den Niederlanden gilt ab Freitag erstmals seit Pandemie-Beginn eine nächtliche Ausgangssperre, wie Regierungschef Mark Rutte am Mittwoch mitteilte. Irland sagte wegen der Pandemie seine traditionelle St. Patricks-Parade Mitte März ab.
Lockdown-Verlängerung in Israel
Israel verlängerte trotz Erfolgen bei der Corona-Immunisierung mit bereits 2,2 Millionen Geimpften wegen neuer Neuinfektionsrekorde seinen Lockdown bis zum 31. Jänner.
Weltweit wurden bisher mehr als 51 Millionen Corona-Impfdosen verabreicht, wie eine AFP-Zählung auf Grundlage offizieller Angaben ergab. Der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca erklärte am Mittwoch, in der ersten Woche seien in dem Land bereits mehr als eine Million Menschen mit dem Sinovac-Impfstoff aus China geimpft worden. Die türkische Impfkampagne sei damit „eine der schnellsten der Welt“.
Italiens Notfallschutz-Beauftragter Domenico Arcuri drohte dem US-Pharmakonzern Pfizer angesichts der Verzögerung bei der Impfstofflieferungen mit rechtlichen Schritten. Diese sollten „in den kommenden Tagen“ eingeleitet werden. Dänemarks Behörde für Infektiologie erklärte, wegen der verzögerten Lieferung des BioNtech/Pfizer-Impfstoffs müssten die Impfziele für das erste Quartal um rund zehn Prozent, also zwischen 42.000 und 50.000 Immunisierungen, gesenkt werden. „Wir können keine weiteren Verzögerungen hinnehmen“, sagte die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen laut der Nachrichtenagentur Ritzau. (APA/AFP)