Tirol

Tiroler Mediziner orten Zunahme von Batterie-Schlucken bei Kindern

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Als Folge können schwere bis lebensgefährliche Komplikationen auftreten. Oft ist eine Notoperation nötig. Der Stromfluss der Batterie führt etwa schon nach 15 Minuten zu einer Schleimhautschädigung.

Innsbruck – Tiroler Kinderärzte schlagen Alarm. Der Grund: Zunehmende Fälle, in denen Kleinkinder im Alter zwischen sechs Monaten und fünf Jahren Knopfbatterien und die neuen "Supermagnete" (Neodym-Magnete) verschlucken. Die Folge: Schwere bis lebensgefährliche Komplikationen, die oft nur durch eine Endoskopie und eine darauffolgende Notoperation in den Griff zu bekommen sind, berichtete Uwe Klingkowski, stationsführender Oberarzt an der Innsbrucker Kinderklinik, im APA-Interview.

Bei den Knopfbatterien handle es sich in der Regel um flache Drei Volt Batterien vom Typ CR 2032 mit einem Durchmesser von zwei Zentimetern. Einmal verschluckt, bleiben sie an bestimmten Stellen in der Speiseröhre stecken. Der Stromfluss der Batterie führe schon nach 15 Minuten zu einer Schleimhautschädigung, so Klingkowski: "Die Schädigung ist umso stärker, je besser der Ladungszustand der Batterie ist. Aber auch scheinbar leere Batterien geben noch Strom ab".

"Die Kinder verschlucken die Batterien oft unbemerkt. Es folgen dann Symptome, die nicht sofort an ein Verschlucken denken lassen", schilderte der Arzt den heimtückischen Aspekt dieser Fälle. Fälle, die verheerende Folgen haben können: Die Zerstörung der Wand der Speiseröhre mit Perforation in das umgebende Gewebe, zur Luftröhre sowie zur Hauptschlagader (Aorta). Auch einzelne Todesfälle habe es bereits gegeben, bis dato aber nicht in Innsbruck. Ein mehrwöchiger Krankenhausaufenthalt sei aber fast immer die Folge eines solchen Verschluckens.

Große Gefahr auch durch Supermagnete

Nicht minder gefährlich in der Nähe von Kleinkindern sind die sogenannten Supermagnete. Derartige Fälle hätten gerade in letzter Zeit zugenommen, sagte Klingkowski: "Wir hatten gerade in jüngster Zeit an der Klinik zwei Kinder, die solche Magnete verschluckt haben. Die Folge war eine schwere Darmperforation, also Löcher im Darm". Durch die starke Kraft der Magnete bestehe eine Durchblutungsstörung und im Verlauf entstünden richtige Löcher in der Darmwand – und Darminhalt trete in die Bauchhöhle aus. Dies führt zu Darmverschluss oder zu lebensgefährlichen Infektionen und Schockzuständen. "Dann hilft nur noch eine Notoperation und intensivmedizinische Therapie", erklärte der Oberarzt.

Gerade, weil das Verschlucken oftmals nicht bemerkt wird, komme der Aufmerksamkeit der Eltern eine entscheidende Rolle zu. Denn sonst gehe bis zu Diagnose und Therapie – wie bisher häufig – wertvolle Zeit verloren, betonte der Mediziner. "Generell sollten Batterien und Magnete für Kinder nicht greifbar sein. Sie sind insbesondere kein Spielzeug für Kleinkinder", appellierte Klingkowski an die besondere Vorsicht der Erziehungsberechtigten. Und er wies auf einen weiteren Aspekt hin, der die Politik betrifft: "In den USA gibt es eine Vorschrift, dass solche Magnete nicht mehr für Alltagsgegenstände benutzt werden dürfen". Gleiches wäre auch in Österreich im Sinne der Gesundheit der Kinder sinnvoll. (APA)

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