ÖSV-Skispringer haben sich für Auftakt in Form gebracht
Vom 24. Feber bis zum 7. März kämpfen Skispringer, Kombinierer und Langläufer bei der N ...
Heute vor 20 Jahren wurde die 36. alpine Ski-Weltmeisterschaft in St. Anton eröffnet. Titelkämpfe, die den Tourismusort bis heute nachhaltig prägen und die Arlberger schon von einer WM 2035 träumen lassen.
Von Max Ischia und Sabine Hochschwarzer
St. Anton – Es ist immer wieder das Gleiche – und hat stets aufs Neue mit DJ Ötzi zu tun. Schallt es aus irgendeiner Ecke „Hey Baby“, fühlt sich Peter Mall gedanklich 20 Jahre zurückversetzt. „Ein paar Takte genügen und ich stehe gemeinsam mit Tausenden Ski-Fans in der WM-Meile, wo Tag für Tag gefühlt die Party des Jahres steigt“, lächelt der Obmann des Ski Clubs Arlberg. Für St. Anton war diese 36. Ski-Weltmeisterschaft noch wesentlich mehr. „Ein wahr gewordener Traum, der uns binnen weniger Jahre ins dritte Jahrtausend katapultiert hat“, wie es Mall umschreibt.
Schließlich blieb nach dem Zuschlag 1996 beim Kongress des Ski-Weltverbandes FIS in Christchurch (NZL) kaum mehr ein Stein auf dem anderen. Mit einem Mal flossen die Gelder, wurden stolze 254 Millionen Euro investiert. Den größten Anteil (150 Mio.) verschlang dabei die Verlegung der Bahntrasse aus dem Ortszentrum. Auf sechs Kilometern wurde die Arlbergbahnstrecke zwischen St. Jakob und St. Anton an die Südseite des Stanzertals verlegt. Und die St. Antoner waren befreit von der Geißel einer Zugstrecke, die einst wie eine Trennlinie durch das Gemeindegebiet führte. „Dafür“, sagt Karl Schranz, „war ich gezählte 50 Mal in Wien, erst bei Franz Vranitzky und später dann noch bei Viktor Klima.“ Der einst als einsamer Wolf verschriene Arlberger legte all seine Beziehungen und noch mehr Herzblut in die WM und gilt bis heute unbestritten als Vater und Initiator dieser Titelkämpfe. Der inzwischen 82-Jährige sieht rückblickend die Last auf unzählige Schultern verteilt: „Der Sieg hat viele Väter und die Niederlage nur einen.“ Ein Spruch, eine Weisheit, die ihn durch seine Karriere, eigentlich durchs ganze Leben getragen habe. Heute Abend, wenn sich die Eröffnungsfeier zum 20. Mal jährt, wird Schranz mit Gattin Evelyn und einem guten Glasl Rotwein auf die Vergangenheit anstoßen.
Mit dreimal Gold, sechsmal Silber und zweimal Bronze ging die Heim-WM als zehnterfolgreichste in die ÖSV-Geschichte ein. Neben den Abfahrts-Goldenen durch Hannes Trinkl und Michaela Dorfmeister war freilich Lokalmatador Mario Matt der große Held aus heimischer Sicht. Alles überragend der finale Slalom vor 60.000 Fans, der mit einem Tiroler Doppeltriumph durch Matt und Benjamin Raich endete. „Einzigartig“, wie es der Flirscher im Rückspiegel sieht. „Erst über die Jahre wird einem klar, welches Privileg es ist, quasi vor der Haustüre Weltmeister zu werden.“ Von der Emotionalität hätten ihn aber die WM-Goldene sechs Jahre später in Aare und der Olympiasieg 2014 in Sotschi noch mehr mitgenommen. „Weil ich zuvor durch zahlreiche Wellentäler gehen musste.“
Während sich aus Tiroler Sicht noch Stephan Eberharter über Super-G-Silber freute, sorgte eine 17-jährige Weerbergerin für die einzige Tiroler Damen-Medaille: Christine Sponring kombinierte sich zu Silber und blickte auf TT-Anfrage noch einmal auf ihr Glanzstück zurück. „Was, 20 Jahre ist das her? Mein halbes Leben sozusagen“, lächelt die Zweifach-Mama (37). Das gute Stück hängt übrigens am Pokal auf einem Kästchen ganz oben in der Küche. „Zum Abstauben muss ich schon raufklettern.“
Über 200 Athleten aus 60 Nationen
350.000 Besucher
8128 Akkreditierte
652 Reporter/Journalisten
381 Fotografen
46 TV-Stationen
40 Rundfunk-Stationen
254 Millionen Euro Gesamtinvestitionsvolumen
150 Mio. Verlegung Bahntrasse (ÖBB)
30 Mio. Arlberger Bergbahnen
30 Mio. Gemeinde St. Anton
25 Mio. Hotellerie, Gastronomie und Wirtschaft
19 Mio. Österr. Skiverband
Die ÖSV-Medaillen:
GOLD:
Abfahrt Herren: Hannes Trinkl
Slalom Herren: Mario Matt
Abfahrt Damen: Michi Dorfmeister
SILBER
Abfahrt Herren: Hermann Maier
Super-G Herren: S. Eberharter
Slalom Herren: Benjamin Raich
Kombination Herren: Mario Matt
Abfahrt Damen: Renate Götschl
Kombi Damen: Christine Sponring
BRONZE:
Super-G Herren: Hermann Maier
Abfahrt Damen: Selina Heregger
St. Anton ist weit davon entfernt, Staub anzusetzen. Nicht nur, dass man im Dezember auf die Weltcupbühne zurückkehrte, steht 2023 die Junioren-WM ins Haus – und mit ihr die Vision, 2035 vielleicht die nächste „große“ Ski-WM auszurichten. Garantiert mit „Hey Baby“ ...