68-Jähriger bei Lawinenabgang in den Tuxer Alpen ums Leben gekommen
Ein Lawinenabgang im Skigebiet Kellerjoch hat am Montagvormittag einen großen Sucheinsatz ausgelöst. Am Nachmittag wurde die Leiche eines Tourengehers aus den Schneemassen geborgen.
Schwaz – Bei einem Lawinenabgang in den Tuxer Alpen kam am Montag ein 68-Jähriger ums Leben. Der Mann geriet gegen 10 Uhr bei der Abfahrt vom Arbeserkogel in Richtung Tatzlbach auf 2020 Metern Seehöhe unter ein Schneebrett, das sich unterhalb des Grates gelöst hatte. Der Mann wurde etwa 600 Meter weit mitgerissen und vollständig verschüttet. Seine 26-jährige Begleiterin, die im Bereich eines Gratrückens gewartet hatte, setzte sofort einen Notruf ab.
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Eine Suchaktion wurde eingeleitet. Wegen der großen Lawinengefahr war es für die Retter aber zunächst nicht möglich, direkt in das Einsatzgebiet gebracht zu werden. Der Lawinenbereich wurde daher mit mehreren Hubschraubern abgesucht. Kurz vor 14 Uhr fand die Besatzung des Polizeihubschraubers dann einen Ski und in dessen Nähe ein deutliches Ortungssignal. Zwei Retter sondierten daraufhin den Bereich. Sie fanden den 68-Jährigen in einer Tiefe von etwa einem Meter und gruben ihn aus. Für den Verunfallten kam jede Hilfe zu spät. Seine Leiche wurde mit dem Polizeihubschrauber ins Tal geflogen.
Im Einsatz standen die Teams von drei Notarzthubschraubern und einem Polizeihubschrauber, die Bergrettungen Schwaz und Jenbach, Lawinenhundeführer, Alpinpolizisten sowie die Feuerwehr Schwaz. (TT.com)
Lawinenwarner Rudi Mair pocht auf Vorsicht
Mit dem am Montag verunglückten Tourengeher steigt die Zahl der diesjährigen Lawinenopfer auf sieben. Allein am vergangenen Samstag forderten Lawinen in Sellrain, Kühtai und der Axamer Lizum vier Menschenleben. Im Fall der beiden verunglückten Tourengeher in Sellrain handelte es sich um eine 38-jährige Frau und einen 37-jährigen Mann aus Tirol, wie die Polizei gestern mitteilte. Am Samstag lösten sie bei der Abfahrt im freien Gelände eine Lawine aus. Die Verschütteten wurden erst am Sonntag entdeckt. Sie konnten mittels Lawinenverschüttetensuchgerät lokalisiert und von der Bergrettung nur noch tot geborgen werden.
Für Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, ist diese traurige Bilanz der vergangenen Tage keineswegs eine Überraschung. Bereits am Donnerstag hat er vor einem kritischen Wochenende gewarnt. Doch mehr als warnen könne er eben nicht. „Der Großteil der Menschen ist wirklich vernünftig, aber alle wird man nie erreichen“, sagt Mair.
Derzeit herrscht in den meisten Teilen Tirols Lawinenwarnstufe drei. Grund für die hohe Lawinengefahr sei ein schlechter Schneedeckenaufbau und ein schneereicher Winter. „Das Problem ist die Kombination aus einem störanfälligen Fundament, enorm viel Neuschnee und stürmischem Wind in höheren Lagen“, erklärt er. Das schöne Wetter am Wochenende habe das Übrige in der Sache getan und viele begeisterte Wintersportler in die Berge gelockt. „Die Schneedecke ist derzeit gespannt wie eine Mausefalle. Jeder falsche Schritt kann eine Lawine auslösen“, warnt der Lawinenexperte vor weiteren Unfällen.
Eine Entspannung in den kommenden Tagen ist laut Rudi Mair nicht in Sicht. Besonders in tiefen Lagen muss mit Nass- und Gleitschneelawinen gerechnet werden. „Wer sich nicht gut auskennt, soll lieber auf der Piste oder gar zuhause bleiben“, betont er. Eine sorgfältige Beurteilung der Situation müsse auch von erfahrenen Tourengehern und Variantenfahrern erfolgen. „Die großen Triebschneeansammlungen der vergangenen Tage bergen ein enormes Gefahrenpotenzial“, warnt Rudi Mair. Bereits einzelne Wintersportler können Lawinen auslösen.