Corona-Krise

Mehr Kontrollen, Tests und Antigen-Test fürs Skifahren: Tirol legt Maßnahmen vor

Tirol schreibt künftig einen negativen Antigen-Test für die Benützung von Seilbahnen vor.
© De Moor

Das Land Tirol legte am Montagvormittag einen Aktionsplan vor, mit dem eine Verbreitung der südafrikanischen Variante des Coronavirus eingedämmt werden soll. Darunter fallen verstärkte Kontrollen der bestehenden Maßnahmen, flächendeckende PCR-Tests und künftig Skifahren nur bei Vorlage eines negativen Antigen-Tests. Die Lage soll täglich evaluiert werden.

Innsbruck – Das tagelange Tauziehen zwischen dem Land Tirol und dem Bund rund um mögliche verschärfte Maßnahmen wegen der Südafrika-Mutationen hat am Montag mit einem Kompromiss geendet: Der Bund sprach – in Absprache mit dem Land – eine Reisewarnung für das Bundesland aus. Zudem verständigte man sich darauf, dass sich all jene, die sich in den letzten zwei Wochen in Tirol aufgehalten haben, testen lassen sollen.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) zeigte sich sich mit dem Begriff Reisewarnung nicht gerade glücklich. Der Aufruf der Bundesregierung zur "allgemeinen Mobilitätseinschränkung" sei richtig, die Bezeichnung Reisewarnung innerhalb Österreichs aber "falsch", sagte Platter in einer Stellungnahme.

Eigenes Maßnahmenpaket präsentiert

Bereits Montagvormittag war das Land Tirol in die Offensive gegangen und hatte ein eigenes Maßnahmenpaket vorgestellt. Man nehme dieses Paket, über dessen Inhalte es Konsens mit dem Bund gebe, nun alleine in Angriff, hieß es.

Dieses beinhaltet etwa einen Aufruf an die Bevölkerung zur allgemeinen Mobilitätseinschränkung, die Vorschreibung von negativen Antigen-Tests für die Seilbahn-Benützung sowie flächendeckende PCR-Tests in Bezirken mit hoher Sieben-Tages-Inzidenz.

Lage in Tirol "zweigeteilt"

„Die aktuelle Lage in Tirol ist zweigeteilt: Einerseits sinken derzeit die Infektionszahlen, wodurch Tirol bei der 7-Tages-Inzidenz aktuell besser liegt als der Österreich-Schnitt. Andererseits sind wir österreichweit mit einer zunehmenden Häufung an Mutationsfällen konfrontiert. Im Osten Österreichs breitet sich aktuell die britische Mutationsvariante aus, bei uns in Tirol sind es größtenteils südafrikanische Mutationsfälle“, so Platter.

Tirol habe seit dem ersten Auftreten von Mutationsfällen zu Jahresbeginn als erstes Bundesland damit begonnen, diesen Fällen im großen Stil mit Laboranalysen auf den Grund zu gehen. „Wir sind beim Sequenzieren Vorreiter in Österreich, weshalb uns im Moment auch die vollständigste und umfassendste Datenlage zur Verfügung steht. Auf dieser Basis und auf Empfehlung der Experten können wir nun gezielt Schritte gegen eine weitere Ausbreitung der Mutationen setzen“, erklärte der Landeshauptmann.

Die Maßnahmen im Überblick:

  1. Strenge Kontrolle der Grenzen auf die neue verschärfte Einreiseverordnung durch Polizei und Bundesheer. Das Land Tirol ersucht die beiden zuständigen Ministerien um Unterstützung.
  2. Verschärfte Kontrollen zur Einhaltung der Covid-Maßnahmen wie Maskenpflicht, Abstandsregeln und Ausgangsbeschränkungen durch Polizei. Zudem Verschärfung der Kontrollen von Zweitwohnsitzen.
  3. Fokus auf Alten- und Pflegeheime: Intensivierung der Schutzmaßnahmen in ganz Tirol.
  4. Bei Mutationsverdacht und Kontaktpersonen Freitestung aus der Quarantäne: Nur nach negativem PCR-Test wird man aus der Quarantäne entlassen.
  5. Bevölkerung soll auf die Südafrika-Mutation sensibilisiert werden.
  6. Mobilität soll österreichweit so gut wie möglich eingeschränkt werden – Aufruf der Bevölkerung, unnötige Fahrten zu vermeiden.
  7. In Bezirken mit hoher 7-Tages-Inzidenz werden flächendeckende PCR-Tests angeboten. Jeder positive PCR-Test wird in Tirol bereits bisher auf einen Mutationsverdacht untersucht.
  8. Genauso wie bei der Inanspruchnahme von körpernahen Dienstleistern soll als Vorsichtsmaßnahme für das Betreten von Seilbahnen auch ein negativer Antigen-Test vorgeschrieben werden.
  9. Tägliche Evaluierung und laufende Abstimmung über Lagebild zwischen Bund und Land.

Vorerst noch kein negativer Corona-Test für Seilbahnen

Dass die Nutzung der Seilbahnen künftig an einen negativen Corona-Test gekoppelt sein soll, sei der dezidierte Wunsch der Bundesregierung, teilte das Land am Abend mit. Derzeit werde geprüft, wie dieser Wunsch umzusetzen sei. Bis das Ergebnis der rechtlichen Abklärung vorliegt, gelten die bisherigen Bestimmungen: das Tragen einer FFP2-Maske in den Seilbahnen und das Einhalten der vorgeschriebenen Mindestabstände.

„Eine Verpflichtung für einen negativen Corona-Test besteht derzeit und bis zur rechtlichen Klärung nicht. Die Bevölkerung wird jedenfalls rechtzeitig informiert“, heißt es in der Stellungnahme des Landes gegenüber der Tiroler Tageszeitung.

Tirol ersuchte AGES um Aufklärung in "Zahlen-Wirrwarr"

Nach unterschiedlichen kolportierten Zahlen von Mutationsfällen in Tirol hat das Land am Montag die AGES ersucht, für Aufklärung im "Zahlen-Wirrwarr" zu sorgen. Bis zuletzt sei von der AGES vorgegeben worden, dass eine Voll- oder Teilsequenzierung notwendig sei, um bestätigte Fälle auszuweisen, hieß es seitens des Landes. Da nun auch andere Zahlen im Umlauf seien, bat das Land die AGES um Aufklärung.

Laut Land gab es mit Stand Montagnachmittag 165 durch Vollsequenzierung bestätigte Südafrika-Fälle, davon seien sieben positiv. Bei weiteren 15 Proben liege noch keine Vollsequenzierung vor, aber eine durchgeführte Teilsequenzierung lege die Südafrika-Variante nahe. Bei weiteren 220 Fälle bestehe bisher nur ein PCR-Verdacht, diese Proben werden nun teilsequenziert. Damit gab es insgesamt rund 400 Fälle der Südafrika-Mutation, bei denen bisher teilweise aber nur der Verdacht besteht. Teilsequenzierte und vollsequenzierte Fälle gab es demnach 180.

Von den 15 teilsequenzierten Fällen und den 220 Verdachtsfällen sind rund 130 aktiv positiv, hieß es. Nach den bisherigen Erfahrungen werde sich der Großteil dieser Fälle bestätigen. Rund 80 Prozent dieser Fälle lassen sich auf Kontaktpersonen (K1 und K2) von bereits zuvor infizierten Personen zurückführen, hieß es. Alle aktiv Positiven seien abgesondert und in Isolation. (TT.com)