Militärputsch

In Lebensgefahr schwebende Frau als Symbolfigur des Protests in Myanmar

© SAI AUNG MAIN

Ein Video sorgt derzeit für gewaltigen Zorn gegen die Militärführung in Myanmar, die sich an die Macht geputscht hat. Es zeigt, wie der 20-jährigen Mya Thwate Thwate Khaing bei Demonstrationen in den Kopf geschossen wird.

Naypyidaw – An ihrem 20. Geburtstag kämpft Mya Thwate Thwate Khaing um ihr Leben. Die junge Frau liegt am Donnerstag in Myanmar auf der Intensivstation in einem Krankenhaus, den Kopf einbandagiert, die Augen verbunden. Bei Protesten gegen den Militärputsch in dem Land war ihr diese Woche in den Kopf geschossen worden. In den sozialen Medien in Myanmar wird nun Jagd gemacht auf den mutmaßlichen Schützen.

Mya Thwate Thwate Khaing zählt zu den Hunderttausenden Menschen im ganzen Land, die trotz der Polizeigewalt und des hohen Risikos seit Tagen auf die Straße gehen, um gegen den Militärputsch und die Absetzung der De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi zu protestieren. Dabei traf die Angestellte eines Lebensmittelladens bei Demonstrationen in der Hauptstadt Naypyidaw ein Geschoss.

„Die Kugel durchschlug ihren Schädel, sie schwebt daher in Lebensgefahr,“ sagte ein Arzt in der Hauptstadt der Nachrichtenagentur AFP. Die 20-Jährige sei an eine Maschine angeschlossen worden, da sie nicht mehr selbstständig atmen könne. Ihre verzweifelte Familie wacht an ihrem Krankenbett.

Amnesty: Belege für Polizeischuss

Im Internet kursiert ein Video von dem Angriff auf Mya Thwate Thwate Khaing. Es zeigt, wie die junge Frau mit den langen Haaren in einem roten T-Shirt mit Pandabären-Print zu Boden stürzt und mehrere Menschen herbeieilen, um ihr erste Hilfe zu leisten.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International gibt es Belege dafür, dass ein Polizist der jungen Frau in den Kopf geschossen hat. Amnesty habe das Video verifiziert und festgestellt, dass die Sicherheitskräfte „rücksichtslos auf Demonstranten zielten“. Anders als vom Militär angegeben, seien dabei auch tödliche Waffen zum Einsatz gekommen.

Die Organisation fordert eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls und prangert das Ausmaß der Gewalt gegen Demonstranten an. „Die Menschen in Myanmar müssen in Sicherheit Gebrauch von ihren Rechten auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit machen können“, erklärte die Asien-Expertin bei Amnesty International in Deutschland, Theresa Bergmann.

Die Identität des Schützen ist bisher unbekannt, was Menschen in den Online-Netzwerken dazu anspornte, auf eigene Faust nach dem Täter zu suchen. Einige Nutzer veröffentlichten bei Facebook und Twitter private Informationen über einen Mann, den sie für den Angriff verantwortlich machen. Auch die private Adresse und der Standort eines Familienbetriebs des Mannes wurden öffentlich gemacht.

Der Betroffene beteuerte bei Facebook seine Unschuld. Er bedauere, dass seine Bilder mit jenen des Polizeibeamten bei der Demonstration verglichen worden seien. „Diese Falschdarstellung hat großen Schaden angerichtet.“

Schicksal der Frau im Zentrum der Protestbewegung

Inzwischen ist das Schicksal der jungen Demonstrantin ins Zentrum der Protestbewegung in Myanmar gerückt: Ihr Fall ist in ganz Myanmar bekannt und hat den Zorn vieler Menschen erregt. Ein 15 Meter großes Plakat der 20-Jährigen, das den Moment zeigt, in dem sie angeschossen wurde, hängt wie ein Mahnmal über einer Brücke in der einstigen Hauptstadt Rangun, die heute Yangon heißt. (APA/AFP)