Tourismus

Der Lockdown bleibt, der touristische Missmut ebenso

Franz Hörl (Obmann der Seilbahner Österreich): „Der Skifahrer weiß nie, was der normale, also der reguläre Preis ist. Das konterkariert die Preissicherheit komplett.“
© Böhm

Der oberste Tiroler Seilbahner-Vertreter Franz Hörl will einen Lockdown bis Ostern „nicht akzeptieren“. Lob bekommt er dafür von der FPÖ. Die NEOS wollen für die Stärkung der Eigenkapitalausstattung der leidenden Betriebe private Investoren anlocken.

Innsbruck – Dass Gastronomie und Beherbergung zumindest bis Ostern im Lockdown verharren sollen, sorgt unter Branchenvertretern für Missmut. Sie fordern rasche Klarheit, wann es tatsächlich wieder ans Aufsperren geht. Sogar aus der größeren Regierungspartei ÖVP kommt harte Kritik am weiteren Stillstand in Gastro und Touristik.

„Das akzeptiere ich so nicht“

Der ÖVP-Politiker und Obmann des Seilbahn-Fachverbandes in der Wirtschaftskammer Franz Hörl will sagte in Reaktion auf die Ankündigungen der türkis-grünen Bundesregierung vom Vorabend am Dienstag: „Das akzeptiere ich so nicht“, sagte der Tiroler am Dienstag. Ende Februar müsse die Situation erneut bewertet werden, so Hörl. Dann brauche es Klarheit.

Im Falle einer erneuten Lockdown-Verlängerung rechnet Hörl damit, dass dann ab Anfang März „viele Skigebiete zumachen“. Er zog auch die Bewertung der Situation Tirols rund um die Südafrikavariante des Coronavirus in Zweifel. Seit mehreren Tagen weise Tirol schließlich kontinuierlich die niedrigste Sieben-Tages-Inzidenz aller Bundesländer auf, verwies der Zillertaler Hotelier auf entsprechende Zahlen der AGES.

Dass bereits jetzt im Februar in Tirol reihenweise Skigebiete schließen werden – nicht zuletzt aufgrund der neuen Testpflicht-Verordnung –, damit rechnet Hörl nicht, wiewohl man nie etwas gänzlich ausschließen könne. Die Verantwortlichen würden danach trachten, das Angebot für Einheimische weiter aufrechtzuerhalten. Schließlich gehe es auch um die Saisonkartenbesitzer, die derzeit sehr verunsichert seien. Zudem werde man sich auch anschauen, welche Auswirkungen die Testpflicht auf den Skibetrieb habe und ob die Einheimischen sich das Skifahren trotzdem nicht nehmen lassen.

Am Montag hatten die Bergbahnen Sölden mitgeteilt, den Betrieb einzustellen. Man sehe sich „leider nicht mehr in der Lage, einen zufriedenstellenden und verantwortungsvollen Skibetrieb zu garantieren“, hieß es in einem Posting auf Facebook.

Schützenhilfe erhielt Hörl unterdessen von Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger. „Das Zusperren der Hotellerie – und der Gastronomie muss irgendwann ein Ende haben, denn es geht um wirtschaftliche Existenzen ganzer Familien“, erklärte dieser in einer Aussendung. Und sparte nicht mit Lob für Hörl: „Wenigstens gibt es in der ÖVP noch Kräfte der Vernunft, daher müssen die Lockdown-Bestimmungen in der Gastro noch vor Ostern gelockert werden.“

NEOS wollen private Investoren anlocken

NEOS-Wirtschaftssprecher Sepp Schellhorn forderte gegenüber der APA klare Ansagen seitens der Bundesregierung bis spätestens am 1. März. Anstatt die Testmöglichkeiten vernünftig zu nützen und allen Branchen eine Perspektive zu geben, warten ÖVP und Grüne nur bis der Frühling kommt.“

Das Parlament habe die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, um das Eingangstests zu ermöglichen“, so Schellhorn. Jetzt müsse man diese auch nützen. „Kinos, Theater und andere Veranstaltungen könnte man – mit FFP2-Maske und Eingangstests – schnell öffnen. Aber auch die Gastronomie und die Hotellerie braucht einen konkreten Zeitplan und konkrete Kriterien von denen weitere Öffnungsschritte abhängen.“ Schellhorn will auch, dass die Regierung technische Applikationen für die Bestätigungen des Reintestens prüft.

Schellhorn verweist auch darauf, dass die Eigenkapitalstärkung für Unternehmen zum „Überlebenselixier“ werde und kritisiert die bisherigen Hilfen. „Der Finanzminister (Gernot Blümel, ÖVP; Anm.) muss die Steuerstundungen bis Juni verlängern“, fordert der Oppositionspolitiker. Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) wiederum müsse „den seit Sommer 2020 versprochenen Corona-Beteiligungsfonds auf den Boden bringen“.

Geht es nach den NEOS, solle die Republik mithilfe ihrer guten Bonität einen Fonds dotieren, der privaten Beteiligungsfonds und -investoren einen Teil ihrer Risiken abdeckt. „So kann den schwer getroffenen Unternehmen die notwendige Liquidität garantiert werden. Und nur so kommen sie gut aus der Krise“, sagt Schellhorn. (APA)