Dubai

Verzweifelter Hilferuf: Prinzessin Latifa sieht sich als „Geisel“

Latifa soll die Videobotschaften an ihre Freunde geschickt haben. Die BBC veröffentlichte das Material.
© Screenshot YouTube/BBC

Seit ihrem gescheiterten Fluchtversuch 2018 wird die Tochter des Emirs von Dubai in Gefangenschaft vermutet. Der Sender BBC veröffentlichte nun bisher unbekanntes Videomaterial der 35-Jährigen. Großbritannien fordert von Dubai ein Lebenszeichen der Frau.

London – Der britische Sender BBC hat bisher unbekanntes Videomaterial von der entführten Prinzessin Latifa aus Dubai veröffentlicht. „Ich bin eine Geisel und diese Villa ist in ein Gefängnis verwandelt worden“, sagt die junge Frau in einem der Videos, die am Dienstag von der BBC publiziert wurden und die die Prinzessin im Badezimmer aufgenommen haben soll – ihren Angaben zufolge der einzige ihr zugängliche Raum, der sich abschließen lässt. Die Regierungen Dubais und der Vereinigten Arabischen Emirate hätten die Videos auf Anfrage nicht kommentiert, hieß es von der BBC.

Die Vereinten Nationen in New York teilten am Dienstag mit, dass die UN-Arbeitsgruppe für erzwungenes Verschwinden sich die Sachlage derzeit anschaue.

📽️ Video | Bericht der BBC

Latifa ist die Tochter des emiratischen Ministerpräsidenten und Emirs von Dubai, Mohammed bin Rashid al-Maktum. In den Videos berichtet die junge Frau, wie sie von Polizisten bewacht wird und dass sie um ihr Leben fürchtet. Latifa soll sie mehr als ein Jahr nach ihrem spektakulären Fluchtversuch heimlich mit dem Handy für Freunde aufgenommen haben. Sie hatte im Februar 2018 per Schlauchboot und Jacht versucht, Dubai zu verlassen. Dann soll sie von einem Sonderkommando vor der indischen Küste gestoppt und gewaltsam zurückgebracht worden sein – so behaupten es Latifas Unterstützer. Diese stellten das ältere Videomaterial nun der BBC zur Verfügung, da sie sich um die Sicherheit der Scheicha sorgten.

Großbritannien fordert Lebenszeichen

Großbritannien forderte von Dubai am Mittwoch ein Lebenszeichen von Prinzessin Latifa. Die britische Regierung würde es in Anbetracht der Bilder begrüßen, wenn die Menschen sehen könnten, „dass sie am Leben ist und es ihr gut geht“, sagte Außenminister Dominic Raab dem Sender Sky News. Das Video bezeichnete er als „zutiefst beunruhigend“. Man sehe eine junge Frau in großer Verzweiflung, so Raab.

Prinzessin Haya Bint al-Hussein erhob nach ihrer Flucht schwere Vorwürfe gegen ihren Ehemann.
© ADRIAN DENNIS

Latifas ältere Schwester Shamsa (38) wurde bereits im Jahr 2000 in Cambridge entführt und nach Dubai zurückgebracht, nachdem sie versucht hatte, sich abzusetzen. Unter anderem die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat die Freilassung der beiden gefordert.

Im vergangenen März hatte ein Londoner Gericht erklärt, es sehe eine Reihe von Anschuldigungen einer Ehefrau des Emirs, Prinzessin Haya Bint al-Hussein von Jordanien, als bewiesen an – darunter die Entführung seiner zwei Töchter. In einem Fall stellte das Gericht sogar Folter fest. Haya war 2019 mit ihren zwei Kindern Zayed und Al Jalila nach Großbritannien geflohen und beantragte ein Scheidungsverfahren zwischen ihr und dem Emir.

(dpa/APA/Reuters, TT.com)