Biathlon-WM

Historisches WM-Gold! Tirolerin Hauser am Ziel ihrer Träume angelangt

Goldenes Lächeln Lisa Theresa Hauser strahlt nach dem Sieg im WM-Massenstart.
© GEPA pictures/ Matic Klansek

Lisa Hauser bejubelt in Pokljuka das erste WM-Gold für Österreichs Biathlon-Damen! Im Massenstart-Rennen skatete die 27-jährige Tirolerin ohne Fehlschuss zum Sensationstitel.

Pokljuka - Fast schien es an den letzten Tagen so, als würden Lisa Hauser die Strapazen von sieben WM-Starts in den Knochen stecken. Und entsprechend verhalten eröffnete die Tirolerin auch das gestrige 12,5-km-Massenstart-Rennen in Pokljuka. Jenem Ort in Slowenien, von dem die Dame aus Reith

Kitzbühel nach zwei Silber-Medaillen auch ohne weitere Siegerehrung getrost hätte abreisen können. Aber nein – Lisa Hauser war im „Rennmodus“, wie ihr Papa Georg meinte. Doch bevor seine Tochter entspannt mit fast 22 Sekunden Vorsprung als Weltmeisterin ins Ziel kam, hatte sie einige Schreckmomente zu überwinden.

📽️ Video | Historischer Erfolg für Lisa Hauser

▶️ Der Start: Die 25 besten Läuferinnen machten sich um 12.30 Uhr auf den Weg zur letzten Damen-Entscheidung – ein turbulenter Kampf Frau gegen Frau. Lisa Hauser gestand im Anschluss: „Die erste Runde war total stressig, das hat mich geärgert. Ich hatte das Gefühl: Überall, wo es Wirbel gab, kam ich rein.“

▶️ Der Rennverlauf: Das Feld lichtete sich von Schießen zu Schießen und die Tirolerin gewann die Gewissheit: „Es geht im Massenstart immer ums vierte Schießen. Ich sagte mir: Mach nicht denselben Fehler wie im Einzel, Lisa.“ Bekanntlich hatte Hauser am Mittwoch noch Gold am letzten Anschlag vergeben.

▶️ Die letzte Runde: Als Führende ging Hauser mit gut 20 Sekunden Vorsprung in die Loipe, ein Selbstläufer war es noch nicht. „Ich wusste, dass der Abstand groß wäre. Aber bis zum höchsten Punkt der Strecke lief ich Vollgas, ging vorsichtig in die Abfahrt, um dann zu genießen.“

▶️ Die letzten Meter: Als wirklich nichts mehr passieren konnte, machte sich Genugtuung breit: „Die Betreuer neben der Strecke feuerten mich an, ich hatte einen Grinser im Gesicht, kann das aber immer noch gar nicht so recht glauben.“ Zu den ersten Gratulanten gehörte auch Mr. Biathlon Franz Berger: „Ich war mir sicher, sie zieht das ohne Wenn und Aber durch.“

▶️ Die Siegerehrung: Das Publikum fehlte, aber nicht die Emotion: „Ich konnte die Bundeshymne gar nicht mitsingen, so bewegt war ich unter der Maske.“

▶️ Die erste Reaktion: Es wird dauern, „man kann das noch nicht so realisieren“.

▶️ Die Statistik: Es war die dritte WM-Goldmedaille für Österreich (nach Wolfgang Rottmann/2000, Einzel; Dominik Landertinger/2009, Massenstart), die erste für die Damen überhaupt. Und: Es war die 56. WM- oder Olympia-Medaille für ihren Kitzbüheler Skiclub, allerdings der erste Einzel-WM-Titel seit Ernst Hinterseer (Slalom von Squaw Valley 1960).

💬 Die Reaktionen

Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident): „Für Österreich ist Lisas Gold historisch, das hatten wir noch nie und rechtfertigt, dass wir ins Damen-Biathlon viel Geld investieren.“

Simon Eder (WM-4.): „Ich glaube, an so einem historischen Tag wie heute, an dem Lisa Hauser die Goldmedaille holt, können wir meinen vierten Platz gut verschmerzen.“

Markus Fischer (ÖSV-Damen-Trainer): „Sie hat Ruhe ausgestrahlt, war immer voll da. Man wird als Trainer mit jedem Schießen nervöser, aber sie hat das super gemacht.“

Georg Hauser (Papa): „So etwas wünscht man sich und man weiß: Es könnte sein. Wir haben schon die ganze Woche gemerkt, dass sie im Rennmodus ist.“

Toni Ehrensperger (Hausers erster Trainer beim Kitzbüheler Ski-Club): „Ein Wahnsinn! Ich hab’ sie im Schüler-Alter übernommen, für lange Einheiten im Sommer meldet sie sich immer noch.“

Sandra Flunger (Vertrauenstrainerin): „Ich habe so mitgefiebert! Ich weiß noch, als ich mit ihr erstmals über den Wechsel vom Langlauf zum Biathlon sprach. Ich sagte damals: Schießen kannst vielleicht besser als klassisch langlaufen.“

🥇 Kopf des Tages: Lesa Theresa Hauser

Die Siegerehrung bei der gestrigen Biathlon-Weltmeisterschaft in Pokl­juka lief ohne Zuschauer ab, eine Inszenierung durch und durch. Nur die Tränen der Protagonistin waren echt. Ausgerechnet Lisa Hauser, die passionierte Dirndl- und Trachtträgerin aus Reith

Kitzbühel, das Synonym für Bodenhaftung in einem oftmals auf Selbstdarstellung getrimmten Spitzensport, durfte gestern eine Goldmedaille entgegennehmen. Eine Quereinsteigerin aus dem Langlauf-Lager noch dazu, die erst mit 17 Jahren auf Anraten einer Trainerin den Weg zum Biathlon-Sport fand.

Der Erfolgslauf Hausers nahm nach Teilerfolgen in den vergangenen Jahren erst heuer im Jänner seinen Ausgang, denn plötzlich wurde das Saisonziel, ein Stockerlplatz, umgesetzt. Und ein Weltcup-Sieg folgte umgehend. Mit bescheidenen Hoffnungen ging es zur Weltmeisterschaft nach Pokl­juka, wo mit Gold (Massenstart) sowie zweimal Silber (Einzel, Mixed-Staffel) die Krönung folgte.

Erwarten dürfen hätte man das in einem Sport, der ein ausgewogenes Verhältnis aus Pulsfrequenz und Schussgenauigkeit erfordert, nicht, denn zumindest zwei Dutzend Leute kommen bei jedem Rennen für Stockerlplätze in Frage, manchmal sogar mehr.

Was sich über Lisa Hauser sonst noch sagen lässt? Dass sie, würde es die Zeit zulassen, gerne weiterhin die Blasmusik mit ihrer Querflöte bereichern würde. Und ansonsten liebt es Lisa Hauser, bei ihrer Familie zuhause in Reith

Kitzbühel zu sein, der Mutter während der Sommermonate im Eis-Geschäft zur Hand zu gehen oder mit ihrem Freund Lorenz die Natur zu genießen. Der WM-Titel wird in ihrem Leben nicht viel ausrichten – Lisa Hauser sah sich schon vor der Goldmedaille vom Leben reich beschenkt. (floh)

Steckbrief:

  • Geboren: 16. Dezember 1993 in Kitzbühel
  • Wohnort: Reith bei Kitzbühel
  • Größe/Gewicht: 1,74 m/65 kg
  • Familienstand: ledig
  • Verein: Kitzbüheler Ski Club
  • Hobbys: Lesen, Reisen, Musizieren
  • Homepage: https://www.facebook.com/LisaHauserBiathlon

Größte Erfolge:

WM: Gold Massenstart 2021 Pokljuka, Silber Verfolgung 2021 Pokljuka, Silber Mixed-Staffel 2021 Pokljuka, 4. Einzel 2021 Pokljuka, 7. Einzel 2019 Östersund, 8. Verfolgung 2020 Antholz, 9. Massenstart 2020 Antholz, 9. Sprint 2021 Pokljuka

Olympia: 27. Sprint 2014 Sotschi

Weltcup: 1 Sieg Einzel 2021 Antholz, 4 x Dritte (Sprint u. Verfolgung 2021 Oberhof, Massenstart 2021 Antholz), 3 x Fünfte (Sprint 2016/17 Östersund u. Verfolgung Oslo), Massenstart 2018/19 Oslo)

Gesamtweltcup: 15. 2015/16 u. 2016/17

Einzel-Weltcup: Gesamt-1. 2020/21

Junioren-WM: Bronze Sprint 2012 Kontiolahti, Silber Einzel, Bronze Sprint 2013 Obertilliach, Silber Einzel 2014 Presque Isle

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