ÖSV-Hoffnung Kramer: Drama-Queen wider Willen
Nach drei Weltcupsiegen im WM-Winter zählt ÖSV-Skispringerin Sara Marita Kramer zu den großen Medaillenhoffnungen. Die 19-Jährige will heute in der Qualifikation die jüngsten Enttäuschungen abschütteln.
Von Benjamin Kiechl
Oberstdorf – Sie ist die erfolgreichste ÖSV-Nordische in diesem Winter und kommt mit drei Weltcupsiegen im Gepäck nach Oberstdorf. Sara Marita Kramer hat allen Grund, sich auf ihre WM-Premiere im Allgäu zu freuen. Die 19-jährige Salzburgerin, die um ein Haar ihre Karriere vor zwei Jahren beendet hätte, ist die große Medaillenhoffnung im ÖSV-Adlerhorst. Wenn die Skisprung-Damen heute in der Qualifikation (17.40/live ORF eins) und morgen in der ersten Medaillenentscheidung angreifen, ist Kramer eine Art „Wundertüte“.
Die sympathische Athletin mit holländischen Wurzeln mutierte in jüngster Zeit unfreiwillig zur „Drama-Queen“. Beim Heim-Weltcup in Hinzenbach wurde sie wegen eines nicht regelkonformen Anzugs disqualifiziert, bei der WM-Generalprobe in Rasnov (ROU) durfte sie wegen eines unklaren PCR-Testergebnisses gar nicht ins Geschehen eingreifen und verspielte damit alle Chancen um den Gesamtweltcupsieg.
📆 Nordische Ski-WM 2021 - Programm
Mittwoch:
- 9.00 Uhr: Langlauf Damen 5 km freier Stil, Qualifikation;
- 10.30 Uhr: Langlauf Herren 10 km freier Stil, Qualifikation.
- 17.40 Uhr: Skispringen Damen Normalschanze, Qualifikation mit Iraschko-Stolz, Kramer, Pinkelnig, Sorschag.
- ORF eins überträgt alle Bewerbe live.
- 20.00 Uhr: Eröffnung live ORF Sport+.
🥇🥈🥉 Medaillenentscheidungen, Donnerstag:
- Sprint klassisch Damen und Herren (11.30 Uhr)
- Skispringen, Normalschanze Damen (17.00 Uhr)
Sonnenschein und ihre Familie gaben der Junioren-Weltmeisterin neue Motivation. „Sie wissen genau, wie man mich wieder aufbaut“, erzählte Kramer bei einer Zoom-Konferenz und konnte schon wieder lächeln. Die Vergangenheit sei abgehakt, der Blick gehe nach vorne. Nach der Wettkampfpause sei sie „heiß aufs Skispringen“.
„Mehr Nach- als Vorteile“ durch das Material
Während die meisten Athletinnen wie etwa Teamkollegin Daniela Iraschko-Stolz alle zwei Wochen auf einen neuen Skisprung-Anzug vertrauen, geht Kramer einen anderen Weg. Dass sie seit Oktober mit demselben Material springt, sorgt auch für Kopfschütteln. Der Stoff nützt sich ab, der Anzug zeigt Verschleißerscheinungen und hat laut Coach Rodlauer „mehr Nach- als Vorteile“.
Die Salzburgerin indes vertraut seit Monaten auf dasselbe „Sprungkleid“ – die weiße Farbe ist schon etwas verblasst. „Bei jedem Sprung habe ich ein sehr gutes Vertrauen. Ich weiß, das fliegt. Da brauche ich gar nicht daran denken. Da kann ich das abrufen, was ich mir in den Kopf setze. Das passt sehr gut.“
Weder der Trainer noch die Teamkolleginnen konnten sie umstimmen. „Für sie persönlich ist das der beste Anzug, mit dem sie sich wohl fühlt. Das müssen wir akzeptieren“, stellte Coach Rodlauer fest.