ÖSV-Kombinierer Gruber gab Rücktritt vom Profisport bekannt
Österreichs erfolgreichster Kombinierer bei Weltmeisterschaften und Team-Olympiasieger von 2010 gab am Sonntag seinen Rücktritt bekannt. Gruber feierte in seiner Karriere sieben Weltcupsiege.
Oberstdorf – Am Tag exakt zwei Jahre nach seiner letzten Einzelmedaille bei einem Großereignis hat der Nordische Kombinierer Bernhard Gruber am Sonntag in Oberstdorf sein Karriereende bekanntgegeben. Der 38-Jährige hatte sich vor rund einem Jahr wegen Herzproblemen einem Eingriff unterzogen, nach einem Comeback am 23. Jänner dieses Jahres in Lahti mussten ihm aufgrund einer neuerlichen Herzkranzgefäßverengung erneut zwei Stents eingesetzt werden.
Gruber ist Österreichs erfolgreichster WM-Kombinierer. Je drei Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen holte der Salzburger bei Weltmeisterschaften. Bei den Heim-Titelkämpfen 2019 in Seefeld kamen noch einmal Silber und zweimal Bronze dazu. Seine drei WM-Titel holte Gruber 2015 in Falun im Großschanzen-Einzel sowie 2011 in Oslo mit seinem ÖSV-Kollegen in den Teambewerben. Mit der Mannschaft wurde er 2010 in Vancouver auch Olympiasieger, dazu kamen drei olympische Bronze-Medaillen. Sieben Weltcupsiege feierte der Hobby-Musiker.
"Das war recht heftig und ein ordentlicher Schuss vor den Bug"
"Ich möchte meinen offiziellen Rücktritt, mein Karriereende bekanntgeben, aufgrund des Vorfalls in Lahti", waren Grubers Worte zu Beginn eines Mediengesprächs im Rahmen der WM in Oberstdorf. "Das war recht heftig und ein ordentlicher Schuss vor den Bug. Ich habe auch mit den Ärzten gesprochen und sie haben gesagt, es ist eher gescheiter, wenn ich mich vom Leistungssport verabschiede. Weil es sind doch jetzt noch zwei Stents dazugekommen und das macht die Sache jetzt nicht einfacher."
Er müsse nun schauen, ein bisschen ruhiger zu treten, seinen Körper wieder regenerieren zu lassen. Die Ärzte seien freilich zuversichtlich, dass alles wieder ganz normal werde. Das stimme ihn positiv. Für den Familienvater sei seine Entscheidung relativ bald nach dem Zwischenfall in Finnland festgestanden. "Der Vorfall, der in Lahti passiert ist, das möchte ich nicht noch einmal haben. Es war, wie wenn dir jemand mit dem Schraubstock den Brustkorb zudrückt. Das war beängstigend."
Er wolle seine Gesundheit nicht weiter aufs Spiel setzen, so war die Entscheidung auch im Gespräch mit der Familie recht bald gefällt. "Weil es würde, glaube ich, vom gesundheitlichen Aspekt ein zu großes Risiko sein", bezog sich der bis dato älteste Sieger eines Weltcups auf die nicht verfolgte Option der Fortsetzung der Laufbahn. Das Antreten im Teamsprint von Lahti mit Mario Seidl sei aber völlig gerechtfertigt gewesen, in unzähligen Untersuchungen davor habe es keine Auffälligkeiten gegeben.
Nun absolviere er in Salzburg eine ambulante Reha, der Aufbau laufe gut. "Ich bin happy, dass ich wieder so dastehen kann." Und sportlich sei wieder alles möglich. "Natürlich muss ich mich ein bisschen von dem Leistungsgedanken verabschieden, sondern für mich sporteln. Der mich kennt, weiß, ich schieße vielleicht oft gleich einmal über das Ziel hinaus. Ich möchte guten Gesundheitssport betreiben, damit ich mich lange fit halten kann." (APA)
📊 Steckbrief von Bernhard Gruber
- Geboren: 12. August 1982 in Schwarzach (S)
- Wohnort: Bad Hofgastein (S)
- Familienstand: verheiratet, zwei Söhne
- Verein: SC Bischofshofen
- Hobbys: Musik, Tennis, Windsurfen
Größte sportliche Erfolge:
- Olympia (1-0-3): Gold: Team Vancouver 2010, Bronze: Großschanze Vancouver 2010, Team Sotschi 2014 und Pyeongchang 2018
- WM (3-3-3): Gold: 2015 Falun Großschanze, 2 x Gold Team Oslo 2011, Silber: Einzel und Team-Sprint Val di Fiemme 2013, Einzel Normalschanze Seefeld 2019, Bronze: Team Lahti 2017 und Team Normalschanze Seefeld 2019 und Team-Sprint Großschanze Seefeld 2019
- Weltcup: 7 Siege, dreimal Gesamt-Vierter