Coronavirus

100.000 Impfdosen: Mutation soll im Bezirk Schwaz „ausgelöscht” werden

Der Bezirk Schwaz soll durchgeimpft werden. Dazu werden 100.000 zusätzliche Impfdosen von BioNTech/Pfizer bereitgestellt.
© Foto Rudy De Moor

Mit 100.000 zusätzlichen Impfdosen von BioNTech/Pfizer soll der von der Sudafrika-Mutation betroffene Bezirk Schwaz durchgeimpft werden. Das Projekt soll national und international von Wissenschaftern begleitet werden. Die Ausreisetestpflicht aus Tirol wird verlängert und soll um den 10. März auf den Bezirk Schwaz begrenzt werden.

Wien, Schwaz – Der besonders stark von der südafrikanischen Coronavirus-Variante betroffene Bezirk Schwaz soll mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer durchgeimpft werden. Dazu werden 100.000 Impfdosen des Herstellers aus dem EU-Kontingent vorgezogen, Start der Aktion ist nächste Woche. Mit dem geplanten Impfbeginn am 11. März kommt auch eine Testpflicht bei der Ausreise aus Schwaz. Die derzeit geltende Ausreisetestpflicht für ganz Nordtirol wird bis dahin verlängert.

Angeboten werden soll die Impfung jedem im Bezirk Schwaz Ansässigen ab dem 16. Lebensjahr. Das Projekt soll national und international von Wissenschaftern begleitet werden und neue Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Impfstoffes bei der Südafrika-Mutation bringen, gaben Bundesregierung und Tiroler Landesregierung am Mittwoch bekannt.

📽️ Video-Zusammenfassung | Bezirk Schwaz soll durchgeimpft werden

Das Projekt kam in Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, dem Impfstoff-Hersteller, dem Bund sowie dem Land Tirol zustande. Die 100.000 Dosen werden nicht zusätzlich zur Verfügung gestellt, sondern aus dem EU-Kontingent vorgezogen und habe keine Auswirkungen auf die Lieferungen an die anderen Bundesländer, wie versichert wurde.

Eine "Chance, die Variante im Bezirk Schwaz auszulöschen"

Geplant ist, den Bezirk quasi zur Forschungsregion zu machen, erklärten Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Landeshauptfrau-Stellvertreterin Ingrid Felipe (Grüne).

"Es ist unsere Chance, die Variante im Bezirk Schwaz so gut wie möglich auszulöschen" bzw. gegen Null zu bringen, sagte Kurz in der per Livestream zusammengeschalteten gemeinsamen Pressekonferenz in Wien bzw. Innsbruck.

Man könne jedenfalls davon ausgehen, dass Komplikationen, Krankenhaus-Aufenthalte sowie Todesfälle reduziert werden können, erklärte die Leiterin der Impfabteilung im Gesundheitsministerium, Maria Paulke-Korinek.

📽️ Video | Statement von Bundeskanzler Kurz

Den Bezirk Schwaz wird man nach Beginn des Projektes für "maximal zwei Wochen" bis 25. März nur mit negativem Test verlassen können, die Exekutive werde stichprobenartig kontrollieren, sagte LH Platter. Ein PCR-Test darf höchstens 72 Stunden alt sein, ein Antigen-Schnelltest maximal 48 Stunden.

Die derzeit aufrechte Ausreisetestpflicht für Gesamt-Tirol läuft am 10. März aus. Jeder, der aus Nordtirol ausreisen will, muss bis dahin weiter einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden ist.

📝 Das Wichigste in Kürze

◉ Der Bezirk Schwaz soll komplett mit dem Impfstoff von BioNTech/Pfizer durchgeimpft werden.

◉ In Zusammenarbeit mit der EU-Kommission, BioNTech/Pfizer, Bund und Land werden 100.000 zusätzliche Impfdosen als Vorauslieferung zur Verfügung gestellt.

◉ Der Bezirk wird zur Forschungsregion. Das Projekt soll national und international von Wissenschaftern begleitet werden, in einer Studie sollen Erkenntnisse zur Impfung bei der Südafrika-Mutation gewonnen werden.

◉ Als Startzeitpunkt für die Impfaktion ist der 11. März anvisiert. Der Plan sieht vor, dass allen ab dem 16. Lebensjahr im Bezirk Schwaz der Impfstoff angeboten wird. Ab 1. April soll dann die notwendige zweite Teilimpfung erfolgen.

◉ Das Verlassen des Bezirks Schwaz ist vom 11. März bis 25. März nur mit negativem Test möglich (PCR-Test nicht älter als 72 Stunden oder Antigentest nicht älter als 48 Stunden). Die Ausreisetestpflicht für Gesamt-Tirol läuft am 10. März aus.

◉ Alle Personen des Bezirkes Schwaz, die noch keine Impfung erhalten haben und die sich noch nicht auf www.tirolimpft.at für eine Covid-Impfung angemeldet haben, sollen dies schnellstmöglich tun.

📽️ Video | Statement von Landeshauptmann Platter

Kurz sagte, die südafrikanische Variante sei deswegen so herausfordernd, "weil viele Studien darauf hindeuten, dass zumindest einer unserer Impfstoffe deutlich schlechter wirken dürfte". Dies sei eine "große Gefahr für den Weg zurück in die Normalität". In Tirol sei einer der größten Cluster der südafrikanischen Variante in Europa ausgebrochen.

Es sei gelungen, von am Höhepunkt rund 200 aktiven Fällen auf unter 100 aktive Fälle herunterzukommen, zeigte er sich mit den bisherigen Schritten zufrieden. Nun gelte es, gegen Null zu kommen.

📽️ Video | Statement von Landeshauptmann-Stellvertreterin Felipe

Landeshauptmann-Stellvertreterin Felipe sprach angesichts des Impf-Projektes von einem "Lichtblick und Hoffnungsschimmer". Wie auch Platter bedankte sie sich für die Teilnahme der Bevölkerung an den bisherigen Tests - und richtete gleichzeitig einen Appell, das angekündigte Impf-Angebot anzunehmen.

Gesundheitsminister Anschober sagte, die Maßnahmen wie das Contact Tracing hätten in Tirol gut funktioniert, die südafrikanische Variante habe schrittweise wieder abgenommen uns sei nun nur mehr bei 5,11 Prozent am gesamten Infektionsgeschehen. Wichtig sei, dass das Projekt nicht auf Kosten anderer Bundesländer gehe, betonte er. Auch er hofft, dass die Schwazer Bevölkerung die "einmalige Chance" nutzt.

📽️ Video | Statement von Gesundheitsminister Anschober

Dass der "Impf-Schutzschirm" für den Bezirk erst jetzt kommt, verteidigten Anschober und Kurz: Dass man das unter allen EU-Mitgliedsstaaten durchgesetzt habe, sei "einzigartig", betonte der Kanzler.

"Jede einzelne Impfung zählt", erklärte auch Expertin Maria Paulke-Korinek. Dass das Projekt wissenschaftlich begleitet werde, sei ein "großes Geschenk", etwa um zur Klärung der Frage beizutragen, welche Effekte Impfungen auf die Virusübertragung haben. (TT.com)

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