TV-Klassiker

Welterklärer in Orange nicht nur für Kinder: Die Maus wird 50

Die Maus erklärt seit 50 Jahren die Welt – vier Jahre später kam der Elefant dazu.
© YouTube/DieMaus

Sie hat einen Orden vom deutschen Bundespräsidenten, war im Weltraum und wurde sogar von Stefan Raab besungen – aber das Schönste an der Maus bleibt ihr Augenaufschlag. Nun werden die "Lach- und Sachgeschichten" 50 Jahre alt. Es ist keinesfalls so, dass nur Kinder sie verfolgen.

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa

Köln – Wenn die Maus geht, hört man es. Das Geräusch, das Deutschlands orangefarbener Kinderstar beim Laufen macht, entsteht durch zwei Kokosnuss-Schalen, die aneinander geklopft werden. Es ist eine ziemlich einfache Lösung für das große Problem, eine eigentlich stumme Maus zu vertonen. Sie ist so einleuchtend und universell, wie "Die Sendung mit der Maus" selbst – das ist ihr Erfolgsgeheimnis.

Seit einem halben Jahrhundert schon erklärt die Maus Kindern die Welt. Wie kommt der Saft in die Tüte und wie kommt er wieder raus? Warum hat der Käse Löcher und der Käsekuchen nicht? Die ersten "Lach- und Sachgeschichten" feierten am 7. März 1971 Fernsehpremiere.

Armin Maiwald, Filmemacher, Autor und Miterfinder der "Sendung mit der Maus".
© APA/dpa/Rolf Vennenbernd

Am Sonntag feiert die Maus also ihren 50. Geburtstag. Der WDR begeht das Jubiläum mit dem gebotenen Zinnober, unter anderem mit einer speziellen Maus-Ausgabe (Sonntag, 7. März, Das Erste, 9.00 Uhr, KiKa 11.30 Uhr), in der auf die kommenden 50 Jahre geblickt werden soll. Das zeigt schon: Der Nager hat nicht vor, bald in TV-Rente zu gehen.

📽️ Video | Abenteuer mit der Maus

"Wir versuchen, auch die schwierigsten Fragen mit Dingen zu erklären, die Kindern geläufig sind", sagt Armin Maiwald, wenn man ihn fragt, was das Geheimnis der Maus ist. Der 81-Jährige ist einer der geistigen Väter der Sendung. Die Maus-Illustration selbst stammte von Grafikerin Isolde Schmitt-Menzel. 1975 kam der blaue Elefant hinzu, 1987 dann die gelbe Ente.

Dass Maiwald in eine kindliche Dutsi-dutsi-duuuu-Sprache abrutscht, wenn es um das putzige Mäuschen geht, braucht man nicht zu erwarten. Er stellt klar: Es handelt sich um Journalismus. "Die Analogien sind wichtig", erklärt er. Kunststoffverformung etwa habe man mal mit Spaghetti dargestellt. "Und natürlich die saubere Recherche. Wir haben einen journalistischen Anspruch. Auch wenn klar ist, dass Recherche allein noch keine Geschichte ist. Dann hat man nur die Fakten. Wir versuchen, daraus eine Geschichte zu bauen, indem wir uns mit den Zuschauern auf eine Reise begeben."

📽️ Video | Ich frag die Maus - Der Song zum 50. Maus-Geburtstag

Die Reise der Maus selbst begann durchaus ruckelig. Nicht nur, dass zeitweise die Frage aufkam, ob man nicht doch lieber auf ein Nilpferd als Titelheld setzen sollte, wie Maiwald kürzlich verriet – auch gab es einige Kritik an dem Format. Pädagogen war die Sendung zu schnell geschnitten, die Kirche fand den Sendeplatz am Sonntagvormittag nicht förderlich, weil Kinder im Gottesdienst sitzen sollten.

Mittlerweile ist die Sendung über alle Zweifel erhaben. 2019 verlieh der Bundespräsident der Maus einen "Mausverdienstorden", 1992 flog sie mit Raumfahrer Klaus-Dietrich Flade auf die russische Raumstation Mir, 2014 mit Alexander Gerst zur ISS. Am Freitagabend gab es zum Jubiläum eine besondere Ehre: Die Maus war zu Gast in den "Tagesthemen". Moderatorin Pinar Atalay eröffnete die Sendung in der Sprache ihrer Vorfahren und klärte das Publikum in Maus-Manier auf: "Das war Türkisch".

📽️ Video | 50 Jahre Sendung mit der Maus – und ein tagesthemen-Besuch

Stefan Raab hob die Figur mit seinem Lied "Hier kommt die Maus" 1996 in die Pop-Kultur. Der Metzgersohn verwurstete dafür die berühmte "Düdü-de-düdü-düde-düde"-Titelmelodie, die im Original vom Komponisten Hans Posegga stammt. Posegga hat zum Beispiel auch die Musik zur ZDF-Serie "Der Seewolf" (1971) geschrieben. Musik, Farbe, ein gemütlicher Leibesumfang und die Unfähigkeit zu sprechen – viele Dinge an der Maus sind große Konstanten.

📽️ Video | Stefan Raab Hier kommt die Maus

Wie sich die Welt in all den Jahren verändert hat, lässt sich aber an den "Sachgeschichten" ablesen. Armin Maiwald erste Filme drehten sich noch um Themen wie "Brötchen" und "Milch". Heute erklärt die "Die Sendung mit der Maus" auch die sogenannte Cloud, in der Daten gespeichert werden. "Gerade in Zeiten, in denen es immer komplizierter und komplexer wird, ist es gut, jemanden zu haben, der einen an die Hand nimmt und sagt: So funktioniert das", glaubt Ralph Caspers, der heute Teil des Maus-Teams ist.

Die Maus im Internet

Die Maus zum Hören, zum Sehen und vieles mehr gibt's hier: https://www.wdrmaus.de/maus50/

Welche Macht die Maus-Macher haben, wundert sie allerdings selbst ab und zu. Ein Beitrag zur Frage, warum sich Geschenkband kräuselt, wenn man mit einer Schere drüber geht, brach mal einen regelrechten Gelehrtenstreit unter Beteiligung von Universitäten vom Zaun. Ein anderes Mal versuchte ein Kind, das erlernte Wissen aus einem Film über Champagner-Herstellung zu Hause anzuwenden. Die Folge war eine Explosion in der Küche, es musste renoviert werden.

Wegen solcher Vorfälle ist es vielleicht gar nicht so schlecht, dass das Durchschnittsalter der Maus-Gucker höher ist, als man vermuten könnte – viele Eltern gucken mit. Nach Angaben des WDR ist der durchschnittliche Zuschauer im Fernsehen ungefähr um die 40 Jahre alt. Sprich: Nur knapp jünger als die Maus selbst.

📽️ Video | 50 Jahre Lach- und Sachgeschichten. 50 Jahre Sendung mit der Maus

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