Weltfrauentag

Preis für Tiroler Frauen, die Rollen- und Berufsbilder sprengen

Preisträgerin: Bianca Berger (M.), Tirols erste Kälte- und Klimatechnikmeisterin, freute sich über die Gratulationen von Elisabeth De Felip-Jaud (Soroptimist Club, l.) und WK-Tirol-Direktorin Evelyn Geiger-Anker (r.). Foto: WK Tirol/Die Fotografen
© WK Tirol/Die Fotografen

Bianca Berger aus Osttirol ist Tirols erste Kälte- und Klimatechnikmeisterin. Vom Soroptimist Club Innsbruck wurde sie nun mit einem Förderpreis für Meisterinnen in (noch) atypischen Berufen prämiert.

Von Michael Domanig

Innsbruck – Im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März hat der Soroptimist Club Innsbruck, in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Tirol, zum zweiten Mal einen speziellen Förder- und Anerkennungspreis für Meisterinnen vergeben. Die mit 1500 Euro dotierte Auszeichnung würdigt Frauen, die ihren Meisterinnen-Abschluss in einem (noch) atypischen Beruf erlangt haben – und soll Anreiz für andere Frauen sein, ebenfalls derartige, bislang ungewöhnliche Ausbildungs- und Berufswege einzuschlagen.

Die Wahl der Jury fiel heuer auf Bianca Berger aus Prägraten am Großvenediger – die 26-Jährige ist Tirols erste Kälte- und Klimatechnikmeisterin. Sie arbeitet für die Firma iDM Energiesysteme mit Stammsitz Matrei in Osttirol, den laut eigenen Angaben größten österreichischen Hersteller von Heizungswärmepumpen. Ursprünglich sei sie „eher durch Zufall“ zur Ausbildung gekommen, erzählt Bianca Berger im TT-Gespräch. Im Rahmen der berufspraktischen Tage, wie sie an Mittelschulen und am Polytechnikum angeboten werden, konnte sie in verschiedene Firmen hineinschnuppern – eben auch bei iDM Energiesysteme. Das Bauchgefühl habe ihr dann gesagt: „Versuch‘s einfach und bewirb dich!“ Eine goldrichtige Entscheidung.

„Probieren ist nie ein Fehler“

Inzwischen ist Bianca Berger, hier mit Servicetechniker Markus Liebhart, bei der Firma iDM Energiesysteme in Matrei in Osttirol selbst in der Lehrlingsausbildung tätig.
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Berger meisterte in der Folge die Lehre mit Matura, was „nicht einfach“ gewesen sei, aber mit der Unterstützung von Firma und Familie gut geklappt habe. So konnte die junge Osttirolerin etwa freitags Wifi-Kurse besuchen und den Fachbereich Elektrotechnik später an Samstagen in Innsbruck absolvieren. Ihren Meisterbrief erhielt Berger 2019.

Die tirolweit erste Frau in diesem Berufsfeld zu sein, sei ihr anfangs gar nicht bewusst gewesen, erzählt Berger – „und es war mir auch immer relativ egal“. Mit den männlichen Kollegen sei sie, wie schon an der Schule, gut ausgekommen, Probleme habe es nie gegeben. Anderen Frauen und Mädchen, die vielleicht über eine Ausbildung in einem technischen Beruf nachdenken, gibt sie mit, „dass Probieren nie ein Fehler ist. Nur so kommt man drauf, ob einem etwas liegt.“ Den Mut und Ehrgeiz solle man nicht verlieren, selbst wenn andere es besser zu wissen glauben. Auch zu ihr habe man in der Hauptschule gesagt: „Aus dir wird eh nichts“. „Ein bisschen was ist aus mir dann doch geworden“, meint sie lachend.

Seit Jänner 2021 ist Berger bei iDM Energiesysteme selbst in der Lehrlingsausbildung tätig. „Wir bauen eine zusätzliche Lehrlingswerkstatt auf, die im Herbst starten soll“, berichtet sie. „Hier kann ich viel von meinen Vorstellungen einfließen lassen, auch Dinge, die ich bei meiner Lehre vielleicht vermisst habe.“

Prägende Rollenbilder und Stereotypen

Elisabeth De Felip-Jaud, Präsidentin des Soroptimist Club Innsbruck, verwies bei der Preisverleihung in der Wirtschaftskammer Innsbruck darauf, dass die Wahl der Ausbildung und des Berufes „maßgeblich von Rollenbildern und Stereotypen beeinflusst“ würden – „und diese wiederum prägen die Gesellschaft“. Frauen und Männer seien in ihrer Berufswahl zwar frei, aber Rollenklischees immer noch fest verankert. Doch „gerade das Erkennen geschlechtsspezifischer Rollenbilder und diskriminierender Mechanismen“ sei „ein wesentlicher Schritt, um diese zu vermeiden und zu durchbrechen“.

Noch immer würden sich in Österreich viele Mädchen bei der Wahl des Lehrberufs auf einige wenige Berufsfelder konzentrieren – die Top 3 laut „Gender Index“ 2019 seien Einzelhandel (22,9 %), Bürokauffrau (11,3 %) und Friseurin/Stylistin (9,1 %) gewesen. „Männer suchen breiter gestreut“, so De Felip-Jaud.

Doch Bianca Berger zeige vor, dass das Geschlecht nicht über Berufs- und Karrieremöglichkeiten bestimmen sollte. „Wichtiger als Klischees sind Interesse, Fähigkeit, Talent. Mädchen und Frauen sollten auch einmal etwas anderes versuchen“, schließt De Felip-Jaud.

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