Einjährige Durststrecke für Fans: "Kann nur Parole 'Bitte durchhalten' ausgeben"
Die Bundesliga geht von einer Saison ohne Zuschauer aus. Vorstand Christian Ebenbauer hält Einlasstests und einen späteren Saisonbeginn für denkbar.
Wien - Die Ränge sind leer. Österreichs Profifußball ist mit Unterbrechungen seit einem Jahr auf seine Essenz reduziert und wird es vorerst bleiben. Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer schmerzt der gegenwärtige Zustand, denn er kann den ausgesperrten Fans wenig Hoffnung geben. Einlasstests und einem möglichen späteren Beginn der kommenden Saison steht der Ligaboss offen gegenüber.
"Ich kann nur die Parole 'Bitte durchhalten' ausgeben. Wir müssen uns noch gedulden und auch von dem Szenario ausgehen, dass wir erst mit Beginn der neuen Saison vor Fans spielen werden", sagte Ebenbauer.
Sein Befund überrascht nicht, auch rund um den grünen Rasen bleiben Impfungen die große Hoffnung."Ich kann mir nicht vorstellen, dass Zuschauer bei Veranstaltungen zugelassen werden, bevor nicht die Kinder wieder ordentlich in die Schule gehen können und auch allgemein wieder Sport betrieben werden kann."
Der Saisonstart 2021/22 im ÖFB-Cup (16. bis 18. Juli) und der Bundesliga und 2. Liga eine Woche darauf ist nicht in Stein gemeißelt. "Sollte sich die Frage stellen: Beginnen wir Ende Juli ohne Zuschauer, oder machen wir das Vollprogramm mit vollen Stadien im September, wird man sicher darüber nachdenken, wie man das lösen könnte. Aber für so eine Entscheidung benötigt es viele Parteien", verwies Ebenbauer auf die betroffenen Clubs, den Verband und diverse Rechtepartner wie TV-Stationen.
Mit negativem Test ins Stadion?
Die Liga jedenfalls sieht er für den Zeitpunkt der Fan-Rückkehr in die Stadien gerüstet. Auch Einlasstests für ein Ticket hält Ebenbauer für eine gangbare Variante. "Egal, ob es Tracing-Systeme oder Schnelltest-Systeme vor den Stadien sind - das würden wir ja alles machen." Auch die Clubs stehen der Idee 'mit Covid-Test zum Ticket' offen gegenüber. Allerdings müssten die Testungen wohl aus Kapazitätsgründen - ähnlich wie derzeit für Friseurbesuche - im Voraus absolviert werden.
All das ist für Ebenbauer derzeit eher theoretischer Natur. "Es scheint, dass wir mit der Umsetzung unserer 'Return to Stadium'-Pläne leider noch ein bisschen Zeit haben." Dann sind auch begleitende PR-Maßnahmen geplant. "Der Sicherheitsaspekt ist ein wichtiger, man merkt ja, wie gespalten die Gesellschaft ist - auch was Maßnahmen betrifft."
Was ist dem Fan zumutbar?
Doch selbst wenn die erhoffte Freigabe von den politischen Entscheidungsträgern kommt, sei es eine Frage der Abwägung. "Wie viele Personen von welchen Zuschauergruppen lasse ich rein? Welche Möglichkeit hat man zeitlich von der Abfolge, also was ist dem Fan zumutbar? Und das dritte ist die wirtschaftliche Komponente", sagte Ebenbauer. "Aber natürlich unternehmen die Clubs und wir alles dafür, dass wir Zuschauer in den Stadien zurückbekommen."
Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie fanden 153 Bundesligaspiele komplett ohne Fans statt. Meister Salzburg, der wie der Europa-League-Teilnehmer WAC seither die meisten Pflichtspiele bestritten hat, absolvierte nur zehn seiner 46 Spiele vor Stadion-Zuschauern.
Die wirtschaftliche Gesundheit der Clubs verschlechtert sich laut dem Liga-Chef beim Status quo mit jedem Tag. "Zumindest gibt es den Sportligen-Topf der Bundesregierung, der das Überleben der Clubs kurzfristig sichert. Langfristig wissen wir nicht, was kommt. Unabhängig davon reden wir viel zu oft nur vom Geld: Ein Verein ohne Fans und Mitglieder ist sowieso nicht überlebensfähig." (APA)
MÄRZ:
10. Die österreichische Bundesregierung verordnet, dass Sportveranstaltungen nur noch ohne Zuschauer stattfinden dürfen. Die Fußball-Bundesliga setzt alle Spiele der beiden höchsten Ligen aus, der Fußball-Bund stellt zwei Tage später darauf den gesamten Spielbetrieb ruhend.
12. Der LASK bestreitet das Schlagerspiel im Europa-League-Achtelfinale gegen Manchester United vor Nullkulisse auf der Gugl. Die Stimmung trist, das Ergebnis auch: 0:5.
APRIL:
6. Die Bundesregierung verbietet öffentliche Veranstaltungen bis Ende Juni. Dazu zählen auch alle Sport-Events unter Einbeziehung von Publikum. Die Tür für die Abhaltung von Geisterspielen in der Bundesliga wird offengelassen.
15. Die zwölf Clubs der Fußball-Bundesliga sowie Cup-Finalist Austria Lustenau dürfen in Kleingruppen von bis zu sechs Spielern wieder trainieren.
MAI:
12. Österreichs Fußball-Bundesliga bekommt Grünes Licht für den erhofften Neustart. Unter strengen Bedingungen sollen die Meisterschaften Anfang Juni ohne Zuschauer fortgesetzt werden.
29. In Klagenfurt steigt das ÖFB-Cupfinale zwischen Salzburg und Zweitligist Austria Lustenau
JUNI:
2. Die Bundesliga startet unter Zuschauerausschluss, die 2. Liga am 5. Juni.
SEPTEMBER:
4. Die Covid-19-Konzepte der Clubs für Stadionbesuche sind fertig und genehmigt, sie gelten vorbehaltlich temporärer Einschränkungen durch die vierstufige "Corona-Ampel". Am meisten Zuschauer sind mit je 10.000 bei Rapid Wien und Red Bull Salzburg zugelassen, am wenigsten mit 2.700 bei SV Ried.
7. Weil der Europäische Fußballverband (UEFA) keine Zuschauer erlaubt, gehen die ersten Fußball-Länderspiele des Jahres der österreichischen Männer-Nationalmannschaft ohne Fans in Szene. So auch jenes in Klagenfurt gegen Rumänien (2:3).
14. Ab sofort dürfen maximal 3.000 Menschen zu Outdoor-Sportevents. Nur einmal - in der Auftaktrunde von Rapid gegen Admira (11. September) - fanden Besucher in fünfstelliger Zahl Einlass. Nach wie vor ein Unikum seit dem Corona-Ausbruch.
OKTOBER:
19. Professionelle Veranstaltungen werden nach steigenden Fallzahlen ab 25. Oktober weiter beschränkt. Die Clubs erarbeiten Konzepte für höchstens 1.500 Zuschauer.
31. Die Bundesregierung spricht den zweiten harten Lockdown aus. Die Fußball-Bundesliga darf wegen ihres bewährten Corona-Präventionskonzeptes auch im Lockdown weiterspielen. Allerdings kehren mit November die Geisterspiele zurück - und bleiben.