WHO-Studie

Jeder zweite Erwachsene voreingenommen gegen ältere Leute

Ältere Menschen sind gebrechlich, jüngere leichtsinnig: Stereotype, Vorurteile und Diskriminierung wegen des Alters sind nicht neu.
© iStock

Die WHO legte am Donnerstag einen großen Bericht über Altersdiskriminierung vor. Diese gibt es aber auch gegen junge Menschen. Verallgemeinerungen seien in der Coronavirus-Pandemie besonders deutlich zutage getreten.

Genf – Jeder zweite Erwachsene weltweit ist nach einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) voreingenommen gegen ältere Menschen. Das gehe aus einer Analyse mit 83.000 Befragten in 57 Ländern hervor, berichtet die WHO in einem am Donnerstag vorgelegten großen Bericht über Altersdiskriminierung. Manchmal behinderten sich ältere Menschen demnach auch selbst mit Stereotypen, etwa damit, sich in fortgeschrittenem Alter nicht zuzutrauen, noch neue Fähigkeiten zu erlernen.

In einer EU-Studie hätte 2012 ein Drittel der über 65-Jährigen angegeben, Altersdiskriminierung schon erlebt zu haben. Die Folgen können für Betroffene erheblich sein, so die WHO: Ihr Leben könne kürzer, ihre Gesundheit schlechter sein. Auch könnten sie sich langsamer von körperlichen Einschränkungen erholen und geistig schneller abbauen. Die WHO definiert "ältere Menschen" als solche über 50.

Altersdiskriminierung auch gegen junge Leute

Menschen würden aufgrund ihres Alters manchmal medizinische Behandlungen vorenthalten oder sie würden gegen ihren Wunsch in Pension geschickt, sagte die bei der WHO für "Gesundes Altern" zuständige Alana Officer. Sie würden bei medizinischen Studien nicht berücksichtigt, obwohl sie später oft die Hauptnutzer der Medikamente seien. "Altersdiskriminierung reduziert die Lebensqualität von älteren Menschen, führt zu sozialer Isolation und Einsamkeit", so der Bericht. Sie könne auch zu Armut und finanzieller Unsicherheit führen.

Altersdiskriminierung gibt es demnach aber auch gegenüber jungen Leuten. Die Definition der WHO lautet: "Altersdiskriminierung liegt vor, wenn das Alter benutzt wird, um Menschen auf eine Art zu kategorisieren und einzuteilen, die zu Schaden, Nachteilen und Ungerechtigkeiten führt und die Solidarität zwischen Generationen untergräbt."

Verallgemeinerungen über Alte oder Junge seien in der Coronavirus-Pandemie besonders deutlich zutage getreten, so die WHO. "Ältere Menschen wurden oft als durchgehend gebrechlich und verletzlich gesehen", schreibt sie. Jüngere seien dagegen pauschal als leichtsinnig und unverantwortlich dargestellt worden. "Stereotype (wie wir denken), Vorurteile (wie wir fühlen) und Diskriminierung (wie wir handeln) aufgrund des Alters sind nicht neu, aber Covid-19 hat schädliche Haltungen noch verstärkt", so die WHO.

Dass die WHO trotz Coronakrise Zeit für Berichte dieser Art hat, liegt an den Mitgliedstaaten: Sie hatten die Organisation 2016 bei ihrer Jahresversammlung beauftragt, eine globale Kampagne gegen Altersdiskriminierung zu starten. Im vergangenen Jahr haben die Länder einen WHO-Aktionsplan für das UN-Jahrzehnt für gesundes Altern 2021–2030 abgesegnet. (APA/dpa)

Verwandte Themen