Tirol bleibt vorerst offen: Platter sieht keinen Grund für die Osterruhe
LH Platter sieht keinen Lockdown-Grund für Tirol und kein Glaubwürdigkeitsproblem der Politik. Dass immer mehr sich im Freien tummeln, liege an einer Corona-Müdigkeit.
Innsbruck – Was die Corona-Beschränkungen betrifft, gleicht Österreich Mitte der Karwoche einem Fleckerlteppich. Schließlich gelten zahlreiche regionale Maßnahmen. In den Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland kommt es ab Gründonnerstag zum vierten Lockdown innerhalb eines Jahres, Wien wird ihn sogar bis zum 11. April verlängern. In Tirol ist die Osterruhe hingegen kein Thema.
Landeshauptmann Günther Platter (VP) sieht derzeit keinen Grund dafür. Die Lage sei "stabil". Platter wies gleichzeitig darauf hin, dass man zuletzt ja politisch klargestellt habe, nicht nur das Infektionsgeschehen als Parameter für Schritte herzunehmen, sondern vor allem die Auslastung der Intensivkapazitäten.
In Tirol werden 26 Corona-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Er, so Platter, nehme alle Hinweise der Mediziner ernst und bewerte die Lage ständig neu. "Das wird auch nach Ostern wieder der Fall sein." Trotzdem reagiert Tirol, auch auf Wunsch des Bundes, auf die neue britische Coronavirus-Variante wieder mit einer ab heute geltenden Ausreise-Testpflicht.
Ausreise-Testpflicht
- Ausreise in andere Bundesländer: Wer bis 14. April aus Nordtirol ausreist, benötigt einen negativen Corona-Test.
- Bezirke Schwaz und Kufstein: Beim Verlassen der Bezirke (!) muss man sich bis 8. bzw. 14. April freitesten.
- Arzl, Virgen, Elbigenalp: Ausreise ist nur mit negativem Test erlaubt. Arzl und Virgen bis 1. April, Elbigenalp bis 4. April.
Sie ist vor allem in den Bezirken Kufstein und Schwaz präsent, tirolweit gab es gestern 261 aktive Fälle. Es wird ein geringerer Impfschutz befürchtet. Für Nordtirol - Osttirol ist erneut ausgenommen - gilt deshalb beim Verlassen des Bundeslandes eine Testpflicht bis 14. April.
Innerhalb von Tirol wurde diese für den Bezirk Schwaz bis 8. April verlängert und für die Region Kufstein erstmals verhängt, und zwar bis 14. April.
Platter: Kein Grund, Tirol zuzusperren
Ganz anders als in Ostösterreich ist in Tirol die Zahl der Intensivpatienten von 28 auf 26 gesunken. Seit Jänner ist die Lage an Tirols Intensivstationen stabil, in Kufstein oder Schwaz gab es zeitweise zwischen Mitte Februar und Mitte März keinen einzigen Covid-Intensivpatienten, und das, obwohl dem Land aufgrund der Südafrika-Mutation der unschöne Beiname "Virusvariantengebiet" verliehen wurde. In Lienz war zwischendurch die Kapazitätsgrenze erreicht. Dort gibt es fünf Intensivbetten.
Inzwischen hat sich in Tirol das britische Virus durchgesetzt und die Südafrika-Variante zurückgedrängt. Deutschland hob gestern die Klassifizierung "Virusvariantengebiet" wieder auf. Es gibt nur noch 23 aktiv positive Fälle und Verdachtsfälle auf das südafrikanische Virus in Tirol.
Gestern sah nun LH Günther Platter mit Verweis auf die jetzige Belegung der Tiroler Intensivstationen keinen Lockdown-Grund für Tirol. Die momentanen Maßnahmen, wie Ausreisetestkontrollen und intensives Contact Tracing seien der richtige Weg, meinte er. "Wir haben auf lokale und regionale Maßnahmen gesetzt, die erfolgreich waren." Auch Virologin Dorothee von Laer hatte gemeint, dass rasche, kleinräumige Isolierungen am effizientesten seien. Dörfer zu quarantänisieren sei leichter vertretbar.
Platter appellierte an die Bevölkerung, weiter Abstandsregeln einzuhalten. Das teils rege Treiben in den Städten führt Platter nicht auf ein Glaubwürdigkeitsproblem der Politik zurück. "Die Leute wollen nicht mehr." 80 Prozent der Infektionen passieren laut Platter immer noch zu Hause im privaten Bereich. Warum man nach wie vor den öffentlichen Raum weiter einschränke, beantwortete Platter so: "Das ist ein Spannungsfeld, in dem wir uns befinden." Es gebe unterschiedliche Expertenmeinungen dazu und die Politik müsse entscheiden.
Dass viele Tiroler nach Vorarlberg fahren, um dort in einem Restaurant essen zu können, nimmt Platter in Kauf. "Das werden wir niemandem verbieten." Um nach Vorarlberg zu kommen, brauchen Tiroler allerdings nach wie vor einen negativen Corona-Test. (aheu, TT.com)
Osterruhe im Osten endgültig fixiert
Der Hauptausschuss hat die "Osterruhe"-Regelungen für die östlichen Bundesländer abgesegnet. Mit den Stimmen von ÖVP, Grünen und der SPÖ wurde für das Burgenland und Niederösterreich der Oster-Lockdown vom 1. bis 6. April fixiert - und für Wien bis 10. April. Für diese Zeit sind wegen der hohen Corona-Infektionszahlen Handel, persönliche Dienstleister, Zoos, Museen geschlossen, der Ausgang ist ganztägig beschränkt und ebenso Reisen in andere Bundesländer.
Das alles geht SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner noch zu wenig weit. Sie hält angesichts der dramatischen Corona-Lage ein "mehrwöchiges Runterfahren in ganz Österreich" für notwendig. "Das Virus kennt keine Bundesländergrenzen", stellte sie angesichts der bisher nur für den Osten verhängten kurzen Osterruhe fest. Um den Anstieg von Infektionen und Intensivpatienten zu stoppen, seien wirksame, rasche Maßnahmen in allen Bundesländern nötig.
Das Land Burgenland startet über Ostern eine Testaktion, bei der die gesamte Bevölkerung durchgetestet werden soll. Rund 300.000 Spucktests wurden dafür bestellt.