Anzengruber für Maskenpflicht im Freien, Willi nach Regelverstoß reumütig
Innsbrucks Vizebürgermeister Anzengruber (ÖVP) hält die Aufstellung von Sitzmöbeln am Marktplatz für das falsche Signal und kann sich eine Maskenpflicht im Freien „an zentralen Orten“ vorstellen. Stadtchef Willi (Grüne) wurde indes bei einem Verstoß gegen den Mindestabstand gefilmt – und will dafür bezahlen.
Innsbruck – Es ist ein Thema, das derzeit in Innsbruck die Emotionen hochgehen lässt: Das frühlingshaft warme Wetter lockt die Menschen vermehrt auch in die Fußgängerzonen und auf die öffentlichen Plätze der Innenstadt. In Anbetracht der Corona-Situation werden die kleinen Grüppchen in der Sonne – die etwa am Marktplatz oder am Sonnendeck rasch zu Menschenansammlungen anwachsen – jedoch zum Politikum.
Die Grünen sprachen sich am Dienstag klar gegen eine Sperre des Marktplatzes aus und kündigten darüber hinaus an, dort Sitzmöbel aufstellen zu wollen. Diese Aktion kommt allerdings nicht überall gut an.
Zu wenig Mindestabstand: Willi zahlt 250 Euro an Hilfsfonds
Dass Politiker unter besonderer Beobachtung stehen, was die Einhaltung der Corona-Maßnahmen angeht, bekam auch Bürgermeister Georg Willi (Grüne) nun zu spüren. Er wurde dabei gefilmt, als er im Freien ohne Schutzmaske in einer Gruppe diskutierte.
Nach verärgerten Reaktionen entschuldigte sich der Stadtchef am Mittwoch. „Mir ist bewusst, dass die Bilder, die mich im Gespräch mit mehreren Leuten vor der Markthalle zeigen, viele verärgert haben. Hier ist mir eine Unachtsamkeit passiert. Nicht zu jedem Zeitpunkt des Gesprächs wurden die vorgegebenen zwei Meter eingehalten – dafür möchte ich mich entschuldigen“, so Willi. „Das Nichteinhalten des Mindestabstands ist mit Strafe belegt – ich habe wegen dieser Übertretung 250 Euro an den Corona-Hilfsfond bezahlt.“
📽 Video | Der TV-Beitrag, der für Verärgerung sorgte:
Anzengruber: „Maskenpflicht im öffentlichen Raum vorstellbar"
Vizebürgermeister Johannes Anzengruber (ÖVP) bezeichnete indes die Bereitstellung von Sitzmöbeln auf dem Markplatz durch die Stadt – wie zuvor bereits die FPÖ – als „falsches Signal". „In dieser kritischen Phase ist vielmehr Abstandhalten gefragt. Auch sind diese Sitzgelegenheiten ein Affront gegenüber der lokalen Gastronomie, die noch immer geschlossen hat“, erklärte Anzengruber in einer Aussendung vom Mittwoch.
Was die Sieben-Tage-Inzidenz angehe, habe sich das Bild in den vergangenen Tagen nämlich gedreht – die Inzidenz habe sich innerhalb von 14 Tagen verdoppelt und stehe derzeit bei 240. Es habe enorme Zuwächse bei den Infektionen gegeben („plus 320 Fälle in sieben Tagen, Spitzenwerte von 60 Positiven pro Tag"). Anzengruber: „Wenn wir nicht zurück in den harten Lockdown wie vor einem Jahr wollen, müssen wir jetzt dringend die Maßnahmen verschärfen.“
Anzengruber, der auch Gesundheitsstadtrat ist, kann sich angesichts der Menschenmassen auf Straßen und Plätzen sogar eine Maskenpflicht an zentralen Orten vorstellen: „Die Abstände können nicht immer eingehalten werden. Ich kann mir daher gut vorstellen, wie auch in anderen Städten vorübergehend eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum an zentralen Orten einzuführen. Das Tragen der Maske erinnert uns daran, dass der Virus noch immer unter uns ist.“ (TT.com)