Super League

Topclubs wollen eigene Super League: Fußball vor historischer Spaltung

Ob sich die englischen Spitzenclubs Manchester United und der FC Liverpool mit der Gründung der Super League nicht ein Eigentor geschossen haben?
© PHIL NOBLE

Zwölf Topclubs aus Italien, Spanien und England haben sich zusammengeschlossen und wollen eine europäische Superliga gründen. Es geht um viel Geld – und angeblich auch um die Fans.

Berlin, Liverpool – Die Schwergewichte des europäischen Fußballs machen Ernst. Zwölf Top-Clubs aus England, Spanien und Italien wollen zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine europäische "Super League" gründen. Die Ankündigung kam in der Nacht auf Montag und damit genau an dem Tag, an dem die UEFA die Reform der Champions League beschließen will. Von Europas Kontinentalverband kamen ebenso wie vom Weltverband FIFA Drohgebärden. Es droht der Gang vor Gerichte.

🔗>>> Pläne der Super League im Überblick: Gründer, Modus, Finanzen

Liverpool, Manchester City, Manchester United, Arsenal, Chelsea und Tottenham aus England. Dazu Real Madrid, Atletico Madrid und der FC Barcelona aus Spanien sowie Inter Mailand, Juventus Turin und AC Milan aus Italien. Dieses Dutzend deklarierte sich als Teilnehmer der neuen Liga. Drei weitere Vereine sollen als Gründungsmitglieder noch dazustoßen. Fünf weitere Clubs sollen über eine Qualifikation teilnehmen. Gespielt werden soll in zwei Zehner-Gruppen jeweils in der Wochenmitte, ehe es in eine K.o.-Phase geht. Die Saison solle "so bald wie möglich" starten, hieß es.

📽️ Video | European Super League erschüttert Fußballwelt

Die Teams kündigten Gespräche mit der UEFA und der FIFA an. Vorsorglich wurden aber laut der Nachrichtenagentur AP zufolge bereits rechtliche Schritte eingeleitet, um die internationalen Verbände an einer Einmischung zu hindern. Dies soll der UEFA und der FIFA demnach in einem Schreiben mitgeteilt worden sein. Diese hatten ihrerseits die Gründung der neuen Liga scharf kritisiert und angekündigt, alle Maßnahmen zu ergreifen, um den Wettbewerb zu verhindern.

"Wir werden dem Fußball auf jedem Level helfen und ihn zu seinem rechtmäßigen Platz in der Welt bringen. Fußball ist der einzige globale Sport auf der Welt mit mehr als vier Milliarden Fans und unsere Verantwortung als große Clubs ist es, auf deren Begehrlichkeiten zu reagieren", wurde Real-Boss Florentino Perez zitiert, der Vorsitzender der neuen Superliga sein soll.

Den Gründungsvereinen sollen zunächst 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Der größte Teil der Einnahmen soll wohl wie üblich aus der Vermarktung der TV-Rechte kommen. Die Vereine wollen auch Solidaritätszahlungen leisten. Die US-Bank JP Morgan gab bereits bekannt, als Financier zu fungieren.

Die Pläne einer Superliga waren am Sonntag durchgesickert und hatten für harsche Kritik gesorgt. Die UEFA und die nationalen Ligen reagierten mit einer scharfen Drohung. Die Vereine würden von allen weiteren Wettbewerben ausgeschlossen, ihre Spieler dürften nicht mehr für Nationalteams einlaufen, teilte die UEFA mit. Dies hatten in der Vergangenheit bereits die FIFA und die weiteren Kontinentalverbände angekündigt.

Wir werden dem Fußball auf jedem Level helfen und ihn zu seinem rechtmäßigen Platz in der Welt bringen. Fußball ist der einzige globale Sport auf der Welt mit mehr als vier Milliarden Fans und unsere Verantwortung als große Clubs ist es, auf deren Begehrlichkeiten zu reagieren.
Florentino Perez, Präsident Real Madrid

"Wir danken den Clubs in anderen Ländern, insbesondere den französischen und deutschen Clubs, die sich geweigert haben, sich dem anzuschließen", hieß es in der UEFA-Mitteilung außerdem. Bayern München, Borussia Dortmund oder Paris Saint-Germain schlossen sich der neuen Eliteliga nicht an. Aus Frankreich gab Staatspräsident Emmanuel Macron ein Statement ab. Er "begrüße die Position der französischen Clubs", ließ er ausrichten. Die Superliga bedrohe das Prinzip der Solidarität und sportlicher Verdienste.

Premier League warnt Klubs

Die englische Premier League warnte ihre Aushängeschilder vor dem Beitritt und verwies auf die Statuten, die genau das verhindern sollen. Auch der britische Premierminister Boris Johnson schaltete sich in die Diskussion ein und nannte die Pläne als "schädlich" für den Fußball. Sie würden das Herz des nationalen Fußballs treffen und die Fans im ganzen Land betreffen, schrieb Johnson auf Twitter.

United-Legende: "Das sind Hochstapler"

Deutlich wurde Gary Neville. Er sei seit 40 Jahren Anhänger von Manchester United, merkte der Ex-Kapitän der "Red Devils" an. Die an dem Projekt beteiligten englischen Clubs würden ihre eigene Geschichte und ihre Fans aber verraten, meinte Neville. "Das ist reine Geldgier. Das sind Hochstapler", sagte der TV-Experte auf Sky Sports. Er sprach von einem "kriminellen Akt gegen die Fans", den betroffenen Clubs sollten die Punkte abgezogen und sie außerdem ans Tabellenende der Liga gereiht werden.

Superliga mit 20 Vereinen geplant

Geplant ist eine Superliga mit 20 Vereinen, fünf sollen dabei über einen Qualifikations-Mechanismus dazustoßen. Die Spiele sollen unter der Woche stattfinden. Es sind zwei Zehner-Gruppen geplant, der Sieger soll dann über K.o.-Spiele ermittelt werden. Den Gründungsvereinen sollen zunächst 3,5 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Die Vereine wollen auch Solidaritätszahlungen leisten.

Die Pläne einer Superliga waren am Sonntag bereits durchgesickert und hatten für große Kritik gesorgt. Die Europäische Fußball-Union UEFA und die nationalen Ligen reagierten wenig später mit einer scharfen Drohung. Die Vereine würden von allen weiteren Wettbewerben ausgeschlossen, ihre Spieler dürften nicht mehr für Nationalteams auflaufen, teilte die UEFA mit. Dies hatten in der Vergangenheit bereits auch der Weltverband FIFA und die weiteren Kontinentalverbände angekündigt.

Deutsche Vereine sind bislang nicht dabei

Der deutsche Rekordmeister FC Bayern ist nicht an den Plänen beteiligt - wie auch der französische Champion Paris Saint-Germain. "Wir danken den Clubs in anderen Ländern, insbesondere den französischen und deutschen Clubs, die sich geweigert haben, sich dem anzuschließen", hieß es in einer UEFA-Mitteilung am Sonntagabend.

Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, sagte der UEFA am Sonntagabend Unterstützung zu. "Wirtschaftliche Interessen einiger weniger Top-Clubs in England, Italien und Spanien dürfen nicht die Abschaffung gewachsener Strukturen im gesamten europäischen Fußball zur Folge haben", äußerte Seifert. "Es wäre insbesondere unverantwortlich, die nationalen Ligen als Basis des europäischen Profifußballs auf die Weise irreparabel zu beschädigen."

Premier League warnt Clubs

Die englische Premier League warnte am Sonntag ihre Clubs vor dem Beitritt in eine Superliga und verwies auf die Statuten, die genau das verhindern sollen. Sogar der britische Premierminister Boris Johnson schaltete sich in die Diskussion ein und nannte die Superliga-Pläne als "schädlich" für den Fußball. Sie würden das Herz des nationalen Fußballs treffen und die Fans im ganzen Land betreffen, schrieb Johnson auf Twitter.

Scharfe Kritik gab es vom europäischen Fan-Netzwerk Football Supporters Europe (FSE). "Dieser geschlossene Wettbewerb wird der letzte Nagel im Sarg des europäischen Fußballs sein und alles zerstören, was ihn so beliebt und erfolgreich gemacht hat", heißt es in einer Erklärung am Sonntag. "Diese Pläne sind von Grund auf illegitim, unverantwortlich und gegen jeglichen Wettbewerb. Mehr noch, sie werden ausschließlich aus Gier vorangetrieben." (APA/dpa)

Trotz Super League: UEFA beschloss Champions-League-Reform

Auch nach der Ankündigung von zwölf Topclubs aus England, Spanien und Italien über die Gründung einer eigenen Super League hat die Europäische Fußball-Union (UEFA) eine Reform der Champions League beschlossen. Ab der Saison 2024/25 werden 36 statt bisher 32 Teams an der Gruppenphase teilnehmen. Zudem werde es insgesamt 100 zusätzliche Spiele geben, wie die UEFA am Montag nach einer Entscheidung ihres Exekutivkomitees mitteilte.

Zwei der vier neuen Plätze werden künftig nicht mehr wie bisher üblich auf Basis von Leistungen aus der vergangenen Saison vergeben. Stattdessen sind dafür die Platzierungen der Vereine in der Fünfjahreswertung der UEFA ausschlaggebend.

Zudem wird in der Champions League ab 2024 nicht mehr wie zuletzt gewohnt in acht Gruppen gespielt. Anstelle dessen wird es eine einzige Liga geben, in der aber nicht Jeder gegen Jeden antritt. Mit dem neuen Modus bestreitet jedes Team zehn statt bisher sechs Gruppenspiele. Die acht topplatzierten Mannschaften der "regulären Saison" ziehen direkt ins Achtelfinale ein. Die Teams auf den Rängen neun bis 24 treffen in Play-offs aufeinander, um die weiteren acht Teilnehmer an der K.o.-Runde zu ermitteln.

Änderungen wird es auch in den weiteren internationalen Wettbewerben geben. Die zweitklassige Europa League wird im selben Format wie die Champions League ausgetragen, allerdings mit nur acht Gruppenspielen pro Team. In der kommende Saison eingeführten Conference League soll es sechs Vorrundenpartien pro Mannschaft geben.