Tour of the Alps in Innsbruck: „Wie Asterix gegen die Römer“
Ein Hauch von Straßenrad-Weltmeisterschaft wehte gestern vom Brenner kommend durch Innsbruck. Die „Tour of the Alps“ sollte den lernwilligen Talenten des Tirol Cycling Teams eine Überraschung bescheren.
Von Florian Madl
Innsbruck – Wie schon beim WM-Straßenrennen der Herren im Jahr 2018 sollte die Entscheidung bei der gestrigen Auftaktetappe zur „Tour of the Alps“, der brennerüberspannenden Pro-Tour-Rundfahrt zwischen Süd- und Nordtirol, im Innsbrucker Stadtteil Hötting fallen. Doch es war nicht die prozentschwere Passage der „Hölle“, wo Gianni Moscons Ausreißversuch von Erfolg gekrönt war, es war die Riedgasse. Am Rennweg holte den in der Vergangenheit durch zahlreiche Disziplinlosigkeiten aufgefallenen Italiener zwar der Norweger Idar Andersen kurzfristig ein, zu mehr sollte es gegen den WM-Teilnehmer 2018 aber gestern nicht reichen.
Für die heimischen Talente vom Tirol Cycling Team war es eine gelungene Ausfahrt, auch wenn Schneefall am Brenner kurzfristig die Gesichtszüge einfrieren ließ. Mit dem jungen Deutschen Felix Engelhardt sicherte sich die siebenköpfige Equipe das Sprint-Trikot! „Für uns war das perfekt. Ich hab’ die Lücke zu De Marchi zugemacht, dann war ich der Schnellste. Wir haben keine Chance, da groß mitzufahren, so gesehen war das ideal für unsere Mannschaft.“ Zwischenzeitlich war der 20-Jährige sogar über fünf Minuten vorne, in einem Feld voller Ausnahmekönner wie Chris Froome (GBR) oder Nairo Quintana (COL) kein Freispiel ...
Honoriert wurde die Leistung der Tiroler auch von Leuten am Streckenrand, wie Florian Lipowitz meinte: „Alle waren diszipliniert, viele trugen eine Maske. Schön, wenn dich wieder einmal jemand anfeuert.“ Man wolle jedenfalls weiter lernen: „Es ist schon cool, einmal mit den richtigen Profis mitzufahren.“
Aus vielerlei Gründen „happy“ war auch Teamchef Thomas Pupp, der seinen Sportlern das Rennen wie ein Asterix-Abenteuer gegen die übermächtigen Römer verkaufte: „Das begann schon damit, dass wir mit dem Camping-Bus ankamen, während die anderen mit Luxus-Linern ankamen.“ Der Götzner, eine der treibenden Kräfte im Vorfeld der Straßenrad-WM, freute sich nicht zuletzt über die Stimmung am Streckenrand: „Von Kematen nach Axamas kam schon fast ein wenig WM-Kribbeln auf.“
Das könnte auch heute so sein, wenn es ins Kaunertal geht. Für den 20-jährigen Tiroler Emanuel Zangerle, der gestern im Ziel von Papa, Mama und Opa empfangen wurde, die Heimetappe. Und der Burgenländer Hermann Pernsteiner, gestern zweitbester Österreicher (76.), glaubt: „Ich erwarte mir einen Schlagabtausch um die Gesamtwertung, vor allem am Piller Sattel.“ Es wird kein Honiglecken, bis die Teams am Freitag den Gardasee erreichen.