Corona sorgt für Minus in Handel und Gewerbe
Große Unterschiede: Minus im Baugewerbe am niedrigsten, Einbrüche in Kreativwirtschaft und im Gesundheitsbereich sehr groß.
Innsbruck – Üblicherweise sei die Sparte „Handwerk und Gewerbe“ ein „Fels in der Brandung“, sagt Spartenobmann Franz Jirka. Aber Jirka will demütig sein: „Wir waren im vergangenen Jahrzehnt immer sehr verwöhnt.“ Die Bilanz hätte noch viel schlimmer ausfallen können als das errechnete Minus im Jahr 2020 von rund 10 Prozent. Jirka differenziert auch innerhalb der Sparte Gwerbe und Handwerk.
Während investitionsgüternahe Branchen wie etwa das Bau- und Baunebengewerbe nur ein leichtes Minus verzeichneten, waren die Einbußen bei den konsumnahen Branchen massiv. Bei den Eventtechnikern liege praktisch ein Totalausfall vor. Die geringsten Rückgänge habe es im Baugewerbe (-3,1 Prozent) und im Sektor Bauinstallation/Ausbaugewerbe (-4,6 Prozent) gegeben, die größten Einbrüche in den Sektoren Kreativ/Design (-26,8 Prozent: z. B. Fotografen) und Gesundheit/Wellness (-22,1 Prozent: z. B. Optiker, Friseure, Fußpflege-Kosmetik-Masseure).
Diese Zweiteilung setze sich auch bei den Betriebsgrößen fort: Die geringsten Einbußen verzeichneten Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten (-5,2 Prozent), die größten Umsatzrückgänge Kleinstunternehmen mit 0 bis neun Beschäftigten (-11 Prozent). Die größten Herausforderungen sehen die Betriebe laut Enichlmair 2021 in den Bereichen „Bürokratie/Verwaltung“ (51 Prozent) und „Steuern/Abgaben“ (50 Prozent).
Diese Herausforderungen seien vor allem durch den bürokratischen Mehraufwand durch die Beantragung etwa der Corona-Kurzarbeit oder den Härtefallfonds ausgelöst worden, sagt Enichlmair. Die Stimmung bleibt laut KMU-Austria gedämpft. Der Anteil der Betriebe mit einer guten Geschäftslage ist von 26 Prozent im 4. Quartal 2020 auf 22 Prozent im 1. Quartal zurückgegangen.
Demgegenüber ist der Anteil der Betriebe mit einer schlechten Geschäftssituation im 1. Quartal 2021 (43 Prozent) bedeutend höher als im 4. Quartal 2020 (24 Prozent). Jirka bleibt trotz schlechter Stimmung angriffig. „Wir hoffen auf eine Erholung der Branche mit den Öffnungen.“ Er weist zudem auf Folgeprobleme durch die Pandemie hin. So gebe es bekanntermaßen „Materialknappheit, besonders im baunahen Bereich“.
Er sei sich durchaus bewusst, dass „die Industrie auf Hochtouren“ laufe, trotzdem werde es bei manchen Produkten eng. Etwa bei Stahl, aber: „Nicht nur Tirol hat eine Krise, sondern die ganze Welt“, so Jirka. Von der Politik wünscht sich Jirka ganz klart wieder einmal den Abbau von Bürokratien und die Rücknahme der NoVa-Erhöhung. (ver)