Tschirgant: Ein Tunnel spaltet Tirol und den Bund
Landeshauptmann Günther Platter fordert von Verkehrsministerin Gewessler Pakttreue beim Tschirgant-Tunnel. Ministerin bleibt vage.
Von Peter Nindler
Innsbruck – Zwischen Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und der Autobahngesellschaft Asfinag bzw. dem Verkehrsministerium herrscht Eiszeit. Grund ist die aktuelle Studie zur Wirksamkeit des Tschirgant-Tunnels, die Ergebnisse wurden am Montag präsentiert: Alle drei Varianten mit Anknüpfungspunkten auf der Inntalautobahn zwischen den Anschlussstellen Ötztal und Mötz würden nicht zu den gewünschten Entlastungswirkungen führen, heißt es.
Platter und Wirtschaftskammerpräsident Christoph Walser (ÖVP) üben deshalb heftige Kritik an der Vorgangsweise der Asfinag. Aber auch Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) wird in die Pflicht genommen. „Es kommt einer Realitätsverweigerung gleich, wenn man glaubt, dass es keine nachhaltige Verkehrslösung für das Außerfern und das Mieminger Plateau braucht. Allein in den vergangenen zehn Jahren verzeichnete das Außerfern einen Verkehrszuwachs von 30 Prozent“, sagt Platter. Der Tschirgant-Tunnel sei sowohl mit dem Ministerium als auch mit der Asfinag vereinbart worden. Platter erwartet sich, dass Vereinbarungen eingehalten werden. „Insbesondere wenn man bedenkt, wie viele zig Millionen an Mauteinnahmen Jahr für Jahr aus Tirol nach Wien fließen.“
Walser argumentiert ähnlich: „Für eine seriöse und entscheidungsfähige Beurteilung muss die gesamte Fernpass-Strecke untersucht werden, also der Tschirgant-Tunnel mit dem geplanten Fernpass-Tunnel und die möglichen Ausbaustrecken entlang der Route.“ An den Kosten dürfe das Projekt nicht scheitern.
Ministerium verweist auf Asfinag-Bericht
Gestern soll es auch Gespräche zwischen Wien und Innsbruck gegeben haben. Das Ministerium verweist darauf, dass der Asfinag-Bericht ähnliche Ergebnisse zeige wie die Verkehrsuntersuchung aus dem Jahr 2012. Die diskutierten Varianten würden laut Gutachter nicht die gewünschten Verbesserungen bringen. Gewessler windet sich gegenüber der TT: „Wir brauchen hier eine Lösung, die das Verkehrsproblem löst und dabei auf die Bedürfnisse der Tiroler eingeht. Darum werde ich zu einem Austausch mit allen Beteiligten – wie dem Land Tirol und Initiativen vor Ort – einladen. Um die Ergebnisse des Berichts zu diskutieren, offene Fragen zu klären und an einer guten Lösung für alle zu arbeiten.“
Deutlicher wird der grüne Nationalratsabgeordnete Hermann Weratschnig, der einen Tunnel kategorisch ablehnt: „Als Verkehrssprecher bin ich erleichtert, dass die Evaluierung noch vor Projektstart erfolgte und die Tunnelvarianten kritisch durchleuchtet. Für uns Grüne war immer klar, dass es in Reutte, am Fernpass und am Mieminger Plateau eine Verkehrsentlastung der Anrainer braucht.“ Dieses Ziel sei mit dem Tschirgant-Tunnel nicht zu erreichen.
Der Tiroler FPÖ-Chef Markus Abwerzger bezeichnet die Entscheidung der Verkehrsministerin als verheerend. „Seit mehr als 20 Jahren fordern wir eine nachhaltige Entlastung für das Außerfern und haben immer den Tschirgant-Tunnel eingefordert. Dieses Projekt wäre durch eine Bemautung analog zum Felbertauern absolut machbar.“