Film

Pinocchio kommt aus Südtirol – und hofft auf einen Oscar

Dieses Mal nicht als Pinocchio wie noch 2002, sondern als Geppetto im Einsatz: Roberto Benigni.
© Lazzaris

Bruno Walpoth freut sich auf die anstehende Oscar-Gala. Für „Pinocchio“, der zweifach nominiert ist, hat der Künstler die titelgebende Puppe geschnitzt.

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck, St. Ulrich – Alles begann mit einem Anruf. Ein italienischer Regisseur meldete sich am anderen Ende der Leitung von Künstler Bruno Walpoth, und zwar mit einer ungewöhnlichen Anfrage. Könne er, der seit gut 35 Jahren als Holzbildhauer tätig ist, einen Pinocchio schnitzen? Matteo Garrone, als Regisseur des Spielfilms „Gomorrha“ (nach dem Sachbuch von Roberto Saviano) international bekannt, drehte 2018 seine Version des italienischen Märchenklassikers. Es mangelte ihm bisher allerdings an einer lebensechten Holzpuppe. Die lieferte ihm schließlich der Grödner Künstler, der damit seinen Beitrag zum Erfolgsfilm leistete. Am kommenden Montag rittert der Spielfilm sogar um zwei Oscars. Nominiert wurde das Märchen in den Kategorien „Bestes Kostümdesign“ (Massimo Catini Parrini) und „Bestes Make-up und Frisuren“ (Mark Coulier, Dalia Colli und Francesco Pegoretti).

📽️ Trailer | „Pinocchio“:

Was dem Film anfänglich auch noch fehlte, erzählt Walpoth der TT, war ein geeigneter Geppetto. Erst zu Drehbeginn stand fest, die zentrale Rolle wird der italienische Vorzeigeschauspieler Roberto Benigni übernehmen. Eine besondere Ehre auch für den Südtiroler Künstler. Er durfte Benigni am Set von „Pinocchio“ in der Toskana kennen lernen.

Dorthin brachte er zwei Versionen, die er von der Holzpuppe im Auftrag von Garrone angefertigt hatte. Nicht nach eigenem Ermessen, sondern nach einer fixen Vorlage, erklärt Walpoth. Sie musste an den Hauptdarsteller, den heute zehnjährigen Federico Ielapi, angepasst werden. Realisiert hatte der Grödner Bildhauer den Pinocchio auch deshalb gleich zweimal, weil im Film die Puppe zweimal hintereinander zu sehen ist; zuerst noch sehr grob gehobelt und später äußerst fein ausgeführt.

Am Set von „Pinocchio“ in Sinalunga (Toskana): Roberto Benigni (l.) und sein Schnitzer-Double Bruno Walpoth.
© Walpoth

Geppetto selbst ist es, der sich im Film einen hölzernen Buben schnitzt. Welche Bewegungen er als Handwerker dabei genau machen musste, darin instruierte Walpoth den italienischen Schauspieler. In einigen Szenen in der Werkstatt von Geppetto gibt gar der Grödner selbst das Benigni-Double.

Dabei hat der italienische Schauspieler bereits einiges an Pinocchio-Erfahrung auf dem Buckel: 2002 führte er bei seiner eigenen Adaption der Erzählung von Carlo Collodi Regie und grimassierte sich damals selbst als hölzerner Tunichtgut durch das Märchengeschehen. Garrones Pinocchio-Interpretation dagegen wirkt um einiges düsterer, Benigni selbst betonte anlässlich der damaligen Berlinale, wo der Film Premiere feierte, die Grundlage sei schließlich auch „ein Buch für Erwachsene, es ist ein großer Roman“. Mithilfe computergenerierter Technik (CGI) entstand ein Pinocchio, der sich zwischen Realität und Fiktion bewegt.

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Dass dafür zwei Oscarnominierungen winken, ist für Walpoth nicht überraschend. Kostüme und Masken entstanden in penibler Kleinstarbeit, erinnert sich der Künstler. Allein für die Titelrolle standen 300 Masken zur Verfügung. Bei jedem Abnehmen wurde die Maske durch eine neue ersetzt – wie eine dünne Haut lag diese auf dem Gesicht des Zehnjährigen auf.

Für Walpoth ist sein Südtiroler Beitrag für „Pinocchio“ ein Auftragswerk und damit eine Ausnahme. Er bleibt Künstler, bereitet aktuell eine Ausstellung in Berlin vor. Zu sehen sind seine lebensechten Skulpturen in Österreich u. a. in der Galerie Erlas am Traunsee.

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