Swarovski holt Gekündigte zurück: Neuer Krach zwischen Zangerl und Walser
Swarovski stellt Dutzende Gekündigte wieder ein. AK und Wirtschaftskammer sind im Clinch.
Wattens – Der zuletzt krisengebeutelte und in heftige Familienstreitigkeiten verwickelte Kristallkonzern Swarovski hatte im Vorjahr etwa 1200 Beschäftigte in Wattens abgebaut, heuer sollten 600 weitere Kündigungen folgen. Mittlerweile gebe es aber eine verbesserte Auftragslage, 70 gekündigte Personen seien wieder eingestellt worden. AK-Präsident Erwin Zangerl kritisiert die Konzernführung um Robert Buchbauer. An der Konzernspitze gehe „Härte mit Planlosigkeit“ einher.
„Man kann mit Mitarbeitern nicht umgehen wie mit Spielfiguren und sie ständig über ihre Zukunft im Unklaren lassen“, wettert Zangerl. Das Spiel gehöre beendet, es brauche eine externe Geschäftsführung, die das Unternehmen wieder in ruhiges Fahrwasser bringt. Mitarbeiter seien verunsichert und befürchteten, dass das Unternehmen bewusst an die Wand gefahren werde, so Zangerl. So viele Fehlentscheidungen in derart kurzer Zeit könnten kein Zufall sein. Zangerl kritisiert auch die Politik, die anders als bei MAN in Steyr auf Tauchstation sei.
Die im März lancierte neue Kollektion von Swarovski komme am weltweiten Markt sehr gut an. Zudem hätten sich bestimmte Segmente des Kristallgeschäfts besser entwickelt als absehbar, betont man bei Swarovski. „Wir stellen nicht zuletzt auch aufgrund der Corona-Pandemie eine extreme Dynamik in der Schmuck- und Modeindustrie fest. Um der schwankenden Nachfrage gerecht werden zu können, führen wir erweiterte Schichtmodelle ein.“ Seitens Swarovskis habe man 85 Mio. Euro für einen umfangreichen Sozialplan bereitgestellt. Wattens werde „als Standort gestärkt aus der Unternehmensreform hervorgehen und Herz und Hirn des weltweit aktiven Konzerns bleiben“, wird betont.
Massive Kritik an den Aussagen von Erwin Zangerl in Sachen Wiedereinstellung von Swarovski-Mitarbeitern kommt von Tirols Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser: „Er ist damit mit Sicherheit der erste AK-Präsident, der die Schaffung bzw. den Erhalt von Arbeitsplätzen im eigenen Land auch noch schlechtredet“, so Walser. Der AK-Chef opfere „seine ureigenste Aufgabe als Interessenvertreter einem unlogischen Populismus“. So schade Zangerl, der stets gerne den wirtschaftlichen Wahrsager spiele, dem Unternehmen, den Beschäftigten und dem Land. „Globale Wirtschaft hat mit Planwirtschaft nichts zu tun.“ (va)