UNO: Hälfte der Bevölkerung Myanmars von Armut bedroht
Für bis zu 25 Millionen Menschen bestehe das Risiko, bis 2022 unter die Armutsgrenze zu rutschen, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen.
New York, Naypyidaw – Die Hälfte der Bevölkerung von Myanmar ist infolge des Militärputsches und der Corona-Pandemie nach UN-Angaben von Armut bedroht. Für bis zu 25 Millionen Menschen bestehe das Risiko, bis 2022 unter die Armutsgrenze zu rutschen, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP). Am schlimmsten dürfte es Frauen und Kinder treffen.
Covid-19 und die anhaltende politische Krise bildeten sich zusammen verstärkende Schocks, die die Schwächsten noch tiefer in die Armut zurückdrängten, sagte die für den Asien-Pazifikraum zuständige UNDP-Regionaldirektorin Kanni Wignaraja der Nachrichtenagentur Reuters. Die Entwicklungsfortschritte, die in dem Jahrzehnt während des demokratischen Übergangs erzielt worden seien, würden "innerhalb weniger Monate ausgelöscht".
Mehr als 750 Menschen bei Demonstrationen getötet
Das Militär hatte am 1. Februar die zivile Regierung gestürzt. Seitdem kommt es regelmäßig zu Protesten gegen die Junta, die mit massiver Gewalt reagiert. Nach Angaben von Aktivisten haben Sicherheitskräfte mehr als 750 Menschen bei den Demonstrationen getötet. Tausende wurden festgenommen. Lieferketten funktionieren nicht mehr richtig, die Landswährung steht unter Druck, Preise für Energie steigen und das Bankensystem ist gelähmt, wie in dem UNDP-Bericht ausgeführt wird. Womöglich könne das Land auf den Stand von 2005 zurückfallen, als in Myanmar ebenfalls das Militär herrschte und die Hälfte der Bevölkerung arm war, sagte Wignaraja. Das Ausmaß der Krise erfordere eine dringende und internationale Reaktion.
Die Europäische Union zeigte sich am Freitag in einer an die Organisation südostasiatischer Staaten (ASEAN) gerichteten Erklärung bereit, die Gruppe dabei zu unterstützen, die Demokratie in Myanmar wiederherzustellen. (APA/Reuters)