Musik

Tiroler Sängerin Änn mit Debütalbum: Nicht abstreifbare Unsicherheit

Auf ihrem Debüt verarbeitet die Kitzbühelerin Rassismuserfahrungen und Selbstzweifel. „A.M. Forever“ erscheint am kommenden Freitag.
© Primbs

Mithilfe ihrer Musik, die Änn seit 2016 macht, will sie sich jener ebenso nicht abstreifbaren Unsicherheit stellen, die aufgrund solcher Rassismuserfahrungen entstanden ist.

Innsbruck – Auf Bildern sieht diese Kindheit aus wie viele andere in Tirol: ein Mädchen mit Schultüte und zu Weihnachten, ein Mädchen beim Spielen mit Freunden. Ganz offen gab Änn in ihrem Video zu „Mother“ vor rund einem Jahr Einblicke in ihr Aufwachsen in Kitzbühel. Erst im Text, den Änn mit ihrer Stimme über die Bilder legt, kommen die nicht so schönen Momente abseits davon zum Vorschein. „I can see the way you‘re looking at me / saying different is good, is that what they / mean by telling me I’m not one of them“ heißt es gleich zu Beginn. Als Tochter einer Brasilianerin fühlte sich die heute 24-Jährige immer anders, für ihr Aussehen, ihre Haut, die sich nicht abstreifen ließ, wurde sie gehänselt, erzählt die Musikerin in einem Interview in ihrer Wahlheimat Wien.

Mithilfe ihrer Musik, die Änn seit 2016 macht, will sie sich jener ebenso nicht abstreifbaren Unsicherheit stellen, die aufgrund solcher Rassismuserfahrungen entstanden ist. Als eine Art Versöhnung mit sich selbst bezeichnet Änn deshalb auch ihr Debütalbum „A.M. Forever“, das am kommenden Freitag erscheinen wird. Neben „Mother“ finden sich darauf ihre ersten Singles „Painted Floors“ und „Vienna“, die sie bereits 2018 und 2019 veröffentlichte.

Insgesamt drei Jahre hat es gedauert, bis das Album fertiggestellt werden konnte. Nicht nur die Pandemie, sondern auch die Kitzbühelerin selbst warfen die ursprüngliche Planung um. Bis Ende 2020 waren in Zusammenarbeit mit Produzent Thomas Mora 12 „lose aneinandergereihte Songs“ entstanden, die allerdings kein roter Faden verband, erklärt Änn im Rahmen ihrer Albumpräsentation. Erst mit „Forever“ war die Richtung klar: Es musste, wie schon in „Mother“, um sie selbst gehen. Der Albumtitel „A.M. Forever“ wird zur symbolischen Unterschrift, er verweist auf ihren Namen: Alina Marianne Nimmervoll.

Mit dem Opener „Forever“ stellt sie sich ihrem zweifelnden Selbst, das nie zu laut, nie zu auffällig sein wollte – und daran auch schon zerbrach. Eine grundsätzliche Melancholie durchzieht alle Nummern der Tirolerin. Stilistisch bewegt sich Änn irgendwo zwischen Oska und Lana Del Rey. Ohrwurmpotenzial ist in jedem Fall da – vor allem bei den Midtempo-Nummern „Painted Floors“ oder „Circles“.

Mit „A.M. Forever“ legt Änn ein Debüt mit grundsolidem Pop vor. Es sind ehrliche Songs, die wenig riskieren und trotzdem direkt treffen. Weil sie Geschichten erzählen, die heute gehört werden wollen. (bunt)

Änn: A.M. Forever Mora Music

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