Tiroler Landtag

Leja und Mattle als Landesräte bestätigt, Kircher neue Landtagsvizepräsidentin

Das dreiköpfige Tiroler Landtagspräsidium mit Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann (Mitte) und ihren beiden Stellvertreterinnen Sophia Kircher (links) und Stephanie Jicha besteht erstmals in der Geschichte ausschließlich aus Frauen.
© Rudy De Moor

Nach den Abgängen von Bernhard Tilg und Patrizia Zoller-Frischauf wurden im Landtag heute Annette Leja (Gesundheit) und Anton Mattle (Wirtschaft) als Landesräte in die schwarz-grüne Regierung gewählt. Sophia Kircher folgt Mattle als Landtags-Vizepräsidentin nach, sie setzte sich bei der Wahl gegen Elisabeth Blanik (SPÖ) durch.

Innsbruck – Nach der vorwöchentlichen Regierungsrochade hat der Tiroler Landtag am heutigen Dienstag in einer außerordentlichen Sitzung zwei neue ÖVP-Landesräte und eine neue Landtagsvizepräsidentin in geheimer Wahl gewählt. Damit nehmen Wirtschaftslandesrat Anton Mattle und Gesundheitslandesrätin Annette Leja ab sofort auf der Regierungsbank Platz.

ÖVP-LAbg. Sophia Kircher wurde zudem Landtagsvizepräsidentin und setzte sich gegen die ehemalige SPÖ-Chefin Elisabeth Blanik durch. Kircher wurde mit 21 Stimmen ins Amt gewählt – die schwarz-grüne Landesregierung vereint genau 21 Stimmen auf sich. Blanik erhielt von den insgesamt 36 Stimmen nur 14. Eine Stimme war laut Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann ungültig. Kircher wurde nach der Wahl von Ledl-Rossmann angelobt. Damit besteht das dreiköpfige Landtagspräsidium ausschließlich aus Frauen, Stephanie Jicha (Grüne) ist die Dritte im Bunde.

📽️ Video | Angelobung mit Misstönen

24 Stimmen für Mattle und Leja, zwölf dagegen

Mit Stimmen, die über die Koalition hinausgehen, ging dagegen die Wahl der Landesräte über die Bühne. 24 Abgeordnete stimmten für Mattle und Leja, zwölf dagegen. Die Neos hatten zuvor angekündigt, mit ihren zwei Mandaten auch für die beiden Landesräte zu stimmen. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) führte direkt nach der Wahl die Angelobung durch.

Die neue Gesundheitslandesrätin Annette Leya bei ihrer Angelobung.
© Land Tirol/Berger

Danach folgte die erste Regierungssitzung der neu konstituierten Landesregierung. „Es freut mich, dass zwei Top-Experten unser Team verstärken", erklärte Platter in einer Aussendung. „Gerade für die wesentlichen Bereiche Gesundheit und Wirtschaft ist eine rasche Bestellung und eine professionelle Übergabe wichtig. Die Regierungsumbildung ist gut über die Bühne gegangen, jetzt heißt es weiterarbeiten und Tirol aus der Krise führen.“

Zur Wahl von Sophia Kircher als Landtagsvizepräsidentin sagte Platter: „Die Wahl einer jungen und engagierten Abgeordneten zur ersten Landtagsvizepräsidentin ist ein klares Signal, dass es der Politik gut tut, wenn junge Menschen Verantwortung übernehmen und unser Land mitgestalten. Mit ihrer Wahl haben wir erstmals in Österreich ein rein weibliches Landtagspräsidium aus drei starken und außergewöhnlichen Frauen.“

Anton Mattle ist neuer Wirtschaftslandesrat. Durch seinen Wechsel in die Regierungsmannschaft rückte die 24-jährige Marina Ulrich aus Zams in den Landtag nach.
© EXPA/JOHANN GRODER

Mit der Wahl von Anton Mattle in die Landesregierung bekommt der Bezirk Landeck auch eine neue Landtagsabgeordnete. Die 24-jährige Marina Ulrich aus Zams rückt in den Tiroler Landtag nach.

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Opposition mit Kritik an Postenbesetzungen

Die Opposition nützte die Fragestunde, die vor den Wahlen stattfand, für einen Rundumschlag gegen die Arbeit der Landesregierung und für Kritik an den Postenbesetzungen. FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger meinte, dass das Corona-Krisenmanagement die „Marke Tirol“ geschädigt habe. Die Verantwortung sah Abwerzger eindeutig bei Platter: „Sie sind der Oberkommunikator im Land und haben diese Krise zu verantworten“. Zudem zeigte er sich nicht einverstanden mit Kircher als Landtagsvize, die als 27-Jährige „eines der höchsten Ämter des Landes“ übernimmt.

Ebenso sah das Georg Dornauer, SPÖ-Vorsitzender Tirols. Deshalb nominiere er mit Blanik einen „Politprofi“. Ebenso ungeeignet empfand Dornauer Leja als Gesundheitslandesrätin, die mit ihrem Hintergrund in einer Privatklinik „die Inkarnation einer Zwei- wenn nicht Dreiklassenmedizin“ sei. Platter argumentierte dagegen - Leja wisse „ganz genau, was ihre Aufgaben sind und was sich im Gesundheitsbereich abspielt“. Die Kritik am Alter von Kircher konnte er nicht nachvollziehen: „Es wird immer kritisiert, dass junge Leute nicht forciert werden. Dann tut man es einmal und dann wird es auch kritisiert“.

Neos-Klubobmann Dominik Oberhofer bekundete, dass seine Partei für die neuen Landesräte stimmen wolle, „um einen Neustart zu ermöglichen“. Die Krise habe Millionen gekostet und „alles wird finanziert über neue Schulden“. „Wer soll denn das alles bezahlen?“, fragte er und gab sich gleich selbst die Antwort: „Die Jungen. Das sind die Verlierer in dieser Krise“.

Ganz und gar nicht zufrieden mit der Regierungsarbeit zeigte sich erwartungsgemäß auch die Liste Fritz. Die Tiroler würden sich weniger fragen, weshalb die beiden scheidenden Landesräte ihren Rückzug angetreten hatten, sondern vielmehr warum die amtierenden noch im Amt seien, sagte LAbg. Markus Sint. Der Oppositionspolitiker kritisierte nicht erfüllte Punkte des Regierungsprogramms, wie etwa die Reduktion des Transitverkehrs oder die Schaffung von leistbarem Wohnen. Für ihn stand fest, dass es in Tirol „Käfighaltung für Einheimische und Freilandhaltung für Touristen“ gebe. Wohnbaulandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) rechnete vor, dass bisher 6.000 geförderte Wohnungen entstanden seien. „Wir werden deutlich die Zehntausender-Marke übersteigen“, versprach Palfrader.

Die Neubesetzung wurde nötig, nachdem die ehemalige Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf (ÖVP) vergangenen Dienstagabend überraschend zurückgetreten war. Zwei Stunden später verkündete auch der aufgrund des Corona-Managements viel kritisierte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP) seinen Rücktritt. Noch in derselben Nacht präsentierte Platter die Nachfolger. (TT.com, APA)

Zu den Personen: Annette Leja, Anton Mattle, Sophia Kircher

Annette Leja wuchs im Tiroler Unterland auf. Die 51-Jährige verbrachte ihre Kindheit in Reith im Alpbachtal und studierte in Innsbruck Betriebswirtschaft. Nach ihrem Studium begann sie im Jänner 1995 als Verwaltungsassistentin im Sanatorium Kettenbrücke der Barmherzigen Schwestern in Innsbruck. Dort sollte sie bis zum Beginn ihrer politischen Laufbahn auch bleiben. Bereits 1996 wurde Leja zur Verwaltungsdirektorin des privaten Spitals, seit 2002 war sie Geschäftsführerin.

Leja, die Mitglied des ÖVP-Wirtschaftsbundes ist, war in der Wirtschaftskammer im Fachverbandsausschuss der Gesundheitsbetriebe tätig. Außerdem ist sie Mitglied der Fondskommission des Privatkrankenanstalten-Finanzierungsfonds (Prikraf). Leja ist verheiratet, lebt in Lans in der Nähe von Innsbruck und hat einen 14-jährigen Sohn.

Anton Mattle, aufgewachsen in Galtür, lernte die breite Öffentlichkeit 1999 kennen, als er bei der Lawinenkatastrophe als Bürgermeister die Ausnahmesituation organisierte. 1986 wurde er mit nur 23 Jahren zum Vizebürgermeister der Paznauner Gemeinde gewählt, 1992 dann zum Bürgermeister.

Im Jahr 2003 wagte Mattle, der 1989 die Meisterprüfung in Radio- und Fernsehtechnik abgelegt hatte, den Sprung in die Landespolitik. Seither war er Mitglied des Tiroler Landtages, zehn Jahre später wurde er erster Landtagsvizepräsident. Mattle wird über die Parteigrenzen hinweg geachtet. Dies wurde nach der Landtagswahl 2018 bestätigt, nachdem er von 35 der 36 Mandatare erneut zum Vize gekürt wurde. Bei ebenjener Landtagswahl ging er auch als "Vorzugsstimmenkaiser" hervor, in seinem Wahlkreis Landeck holte er 8012 persönliche Kreuzerl.

Neben seiner politischen Arbeit fungierte Mattle als Geschäftsführer seiner Firma Elektro Mattle und Geschäftsführer des Alpinarium Galtür, einem "Ausstellungs- und Dokumentationszentrum zum Leben im hochalpinen Raum". Zudem ist der 58-Jährige stellvertretender Landesleiter der Bergrettung Tirol. Er ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.

Sophia Kircher, geboren 1994 in Innsbruck, maturierte 2012 am Realgymnasium Ursulinen und schloss anschließend das Magister-Studium der Wirtschaftswissenschaften ab. Während ihres Studiums war sie als Mitglied der AktionsGemeinschaft im ÖH-Vorsitz an der Uni Innsbruck und Mitarbeiterin im Bundesbüro der JVP in Wien als Referentin im Team von Sebastian Kurz. Nach Abschluss des Studiums war sie in einer Marketingagentur tätig.

Kircher ist Gemeindeparteiobfrau der VP Götzens und in der Jungen Europäischen Volkspartei aktiv. Im März 2018 wurde sie als Landtagsabgeordnete angelobt. Im Februar 2019 wurde sie zur Obfrau der Jungen Volkspartei Tirol gewählt. Nach dem Wechsel von Anton Mattle in die Landesregierung folgte sie ihm als Landtagsvizepräsidentin nach.

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