Nahost-Konflikt

Hamas meldet Tod mehrerer Anführer, Israelischer Soldat getötet

Israelische Soldaten feuern Geschosse in Richtung Gaza.
© MENAHEM KAHANA

Bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden am Mittwoch der Chef des bewaffneten Arms der Hamas und zahlreiche weitere ranghohe Militärverantwortliche getötet. In Israel ist unterdessen ein Soldat durch eine Rakete aus dem Gazastreifen getötet worden.

Tel Aviv, Gaza – Die Hamas hat den Tod mehrerer ihrer Anführer bei den israelischen Militärangriffen im Gazastreifen bekanntgegeben. Wie die militante Palästinenserorganisation am Mittwoch mitteilte, wurden bei den Angriffen der Chef des bewaffneten Arms der Hamas in Gaza, Bassem Issa, und "zahlreiche" weitere ranghohe Militärverantwortliche getötet. In Israel ist unterdessen ein Soldat durch eine Rakete aus dem Gazastreifen getötet worden.

Wie die israelische Armee am Mittwoch mitteilte, wurde der 21-Jährige bei einem Einsatz zum Schutz von Dörfern nahe der Grenze von einer Panzerabwehrrakete zum Gazastreifen getroffen und tödlich verletzt. Der israelische Inlandsgeheimdienst Shin Bet hatte zuvor mitgeteilt, Issa und vier weitere ranghohe Hamas-Anführer seien getötet worden.

Weiteres Hochhaus in Gaza zerstört

Israelische Kampfflugzeuge haben ein weiteres von Militanten genutztes Hochhaus in Gaza zerstört. In dem 14-stöckigen Gebäude hatten sowohl die islamistische Hamas als auch der militante Islamische Jihad Büros. Allerdings gab es auch Cafés und Geschäfte in dem Haus. Videos zeigten, wie das Haus nach dem Angriff einstürzte.

Die Luftwaffe hatte zuvor auch das Haus eines ranghohen Mitglieds der islamistischen Hamas zerstört. Das Gebäude diente demnach als Waffenlager. Insgesamt zerstörte das Militär seit Dienstag bisher drei Hochhäuser.

Im Großraum Tel Aviv ist unterdessen erneut Raketenalarm ausgelöst worden. Heulende Warnsirenen waren am Mittwochabend zu hören. Es war die dritte Angriffswelle seit Dienstagabend. Die Küstenmetropole - Israels Wirtschaftszentrum - war in der Nacht zum Mittwoch so heftig mit Raketen beschossen wie nie zuvor.

Aus der Stadt Rafah aus wurden Raketen in Richtung Israel geschossen.
© SAID KHATIB

Warnung vor großem Krieg

Angesichts der zunehmend entfesselten Gewalt in Nahost haben die Vereinten Nationen den UNO-Sicherheitsrat laut Diplomaten vor einem großen Krieg gewarnt. Der UNO-Sondergesandte Tor Wennesland betonte demnach bei einer Dringlichkeitssitzung des mächtigsten UN-Gremiums Mittwoch in New York, dass die Spirale der Gewalt enden müsse.

Der 15-köpfige Rat konnte sich bei einer ersten Sitzung am Montag nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen. Ein Entwurf Norwegens sah Kreisen zufolge neben der Verurteilung der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern auch die Erklärung der Besorgnis über mögliche Vertreibungen von palästinensischen Familien aus Ost-Jerusalem vor. Diese Positionierung sei aber am Widerstand der USA gescheitert, hieß es.

Nach israelischen Angaben haben Palästinenserorganisationen wie die Hamas und der Islamische Jihad seit Montag mehr als tausend Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Viele der Geschoße wurden von der israelischen Raketenabwehr abgefangen, während andere in Wohngebieten einschlugen. In Israel wurden insgesamt fünf Menschen durch den Raketenbeschuss getötet, darunter eine indische Staatsbürgerin.

Schwerste Angriffe seit Gaza-Krieg 2014

Als Reaktion auf die Attacken flog die israelische Luftwaffe die schwersten Angriffe seit dem Gaza-Krieg 2014. Sie bombardierte bei hunderten Einsätzen Einrichtungen der Hamas und anderer militanter Gruppen im Gazastreifen. Nach palästinensischen Angaben wurden bei den Luftangriffen insgesamt 48 Menschen getötet, unter ihnen 14 Kinder.

Auslöser der jüngsten Gewalteskalation ist die drohende Zwangsräumung von rund 30 Palästinensern aus ihren von jüdischen Israelis beanspruchten Wohnungen in Ost-Jerusalem. Bei den heftigsten Zusammenstößen seit Jahren zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern in Ost-Jerusalem waren in den vergangenen Tagen hunderte Palästinenser und dutzende Polizisten verletzt worden. (APA/dpa/AFP)

Israels Sicherheitskabinett beschloss Ausweitung der Gaza-Angriffe

Israels Sicherheitskabinett hat nach Medienberichten eine Ausweitung des Militäreinsatzes gegen die im Gazastreifen herrschende islamistischen Hamas beschlossen. Die Armee solle von sofort an gezielt "Symbole der Hamas-Herrschaft" in dem Palästinensergebiet angreifen, berichtete der Sender Kanal 12 am Mittwochabend. Es sei bereits die Zerstörung des Finanzministeriums im Herzen der Stadt Gaza angekündigt worden.

Bei israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen waren nach Angaben des von der Hamas geführten Innenministeriums schon alle Polizeigebäude in dem Küstengebiet zerstört worden. Die Hamas wird von Israel und der EU als Terrororganisation eingestuft.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu lehnt den Berichten zufolge eine Waffenruhe zu diesem Zeitpunkt ab. Die USA schicken einen Spitzendiplomaten in die Region, um sich mit führenden Vertretern beider Seiten zu treffen. Hady Amr will auch im Namen von US-Präsident Joe Biden auf eine Deeskalation der Gewalt drängen. Auch Unterhändler Ägyptens, Katars und der Vereinten Nationen bemühen sich nach Medienberichten um eine Beruhigung.

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