Vincent Bueno nach Halbfinal-Aus beim ESC: „Bin überhaupt nicht enttäuscht"
Das ganze Händefalten hat nichts geholfen: Vincent Bueno und seine Ballade „Amen" mussten im zweiten Halbfinale beim Eurovision Song Contest dran glauben. Der 35-Jährige ist aber alles andere als enttäuscht. Weiter im Bewerb geht's am Samstag.
Rotterdam – Es war spannend bis zum Schluss. Die Buchmacher, zumeist verlässliche Auguren des Song Contests, sagten einen Finaleinzug Österreichs voraus. Beim Vergleich von 16 Wettanbietern ergab sich tatsächlich in neun von zehn Fällen die korrekte Prognose – am Ende kannte der ESC-Gott aber keine Gnade und versetzte der Alpenrepublik den Gnadenstoß: Vincent Bueno hat es mit seinem Song „Amen" nicht ins Finale der größten TV-Show der Welt geschafft. Der 35-Jährige konnte sich im 2. Halbfinale in der Rotterdamer Ahoy Arena nicht gegen die starke Konkurrenz durchsetzen. Die Endrunde geht am Samstag (22. Mai) nun wie beim letzten ESC 2019 ohne Österreich über die Bühne.
🎶 Die Live-Ticker-Nachlese: Aus für Vincent Bueno: Österreich verpasst das ESC-Finale
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Bueno zeigte sich nach seinem Ausscheiden in einer ersten Reaktion gefasst: „Ich muss ehrlich sagen, ohne es schönzureden: Ich bin überhaupt nicht enttäuscht. Ich habe mich, glaube ich, sehr gut auf jedes Szenario vorbereitet. Ich muss das jetzt erst einmal verarbeiten. Man kann nicht gleich sagen: Mir geht es so oder so."
📽️ Video | Vincent Buenos Auftritt im Semifinale:
„Es war unvergesslich"
Natürlich sei er nun auch nicht überglücklich, mit seinem Moment auf der Bühne der Rotterdamer Ahoy Arena zeigte sich der Sänger jedoch vollends zufrieden: „Der Auftritt für mich war ein unvergessliches Erlebnis. Es war so ein extrem schöner Moment, einfach die Leute zu spüren im Saal und aber gleichzeitig diese Geschichte zu erzählen. Es war unvergesslich. Ich habe 100 Prozent gegeben." Seine Mission sei es gewesen, Herzen zu berühren. „Diese Mission habe ich erfüllt. Das ist das wichtigste." ESC-Gewinner Conchita Wurst streute Bueno auf Instagram virtuelle Rosen: „Du hast sooo abgeliefert. Hammer Performance."
📽️ Video | Vincent Buenos erstes Statement nach dem Ausscheiden:
Nicht einmal die Bühne betreten, um ein Finalticket zu lösen, musste hingegen die isländische Band Daði og Gagnamagnið, deren „10 Years" lediglich als Video zugespielt wurde. Ganz freiwillig erfolgte die Absenz allerdings nicht, musste die Band nach dem positiven Corona-Test eines Mitglieds doch in Quarantäne – eine Folge der Coronavorgaben beim Bewerb. Zu denjenigen, die ESC-Europa für sich gewinnen konnten, gehörten auch die portugiesische Band The Black Mamba mit dem stimmlich herausragenden Frontmann Tatanka und dem ruhigen Lied „Love Is On My Side" sowie der als Co-Favorit auf den Sieg gehandelte Schweizer Gjon's Tears mit seiner im Falsett gesungenen Trauerballade „Tout l'univers".
Nur eine Frau kam nicht weiter
Aber auch die Partyfraktion konnte reüssieren. So wirbelte sich das serbische Damentrio Hurricane mit seiner Ballermannhymne „Loco Loco" ebenso ins Finale wie San Marinos Kandidatin Senhit mit „Adrenalina", die sich für ihre Auftritt extra US-Rapper Flo Rida einfliegen ließ. Weiters auch die blutjunge Griechin Stefania, für die es noch nicht der „Last Dance" war oder die nicht ganz jugendfrei auftretende Natalia Gordienko aus Moldau, die auch im Finale nach „Sugar" lechzen darf.
Auf Windmaschinenerfolgslüften flog Anxhela Peristeri aus Albanien mit offenbar gutem „Karma", während die Bulgarin Victoria mit einem in Billie-Eilish-Manier gehauchten „Growing Up Is Getting Old" erfolgreich war. Die Top Ten komplettierte die finnische Band Blind Channel mit ihrem „Dark Side" im Linkin-Park-Stil, das genügend Stimmen aus dem Lager der Langhaarliebhaber bekam.
Den Heimweg wieder antreten müssen hingegen Estlands Schönling Uku Suviste mit seinem „The Lucky One" und sein tschechischer Kollege Benny Cristo mit „Omaga". Zu Ende ist „The Ride" auch bereits für Polens Vertreter Rafał als Max-Headroom-Double, während der traurige, georgische, bärtige Barde Tornike Kipiani („You") nun wohl nicht glücklicher sein dürfte. Die Runde der Herren mit Heimreiseticket komplettierte das dänische Nerdduo Fyr & Flamme mit „Øve os på hinanden", während als einzige Frau die Lettin Samanta Tina mit ihrem „Moon Is Rising" eine Niete zog.
ORF freut sich über die Zuschauerquoten
Quoten gibt es allerdings nicht nur bei den Wetten, sondern auch den Zuschauern - und darüber kann sich der ORF durchaus freuen. Im Schnitt zogen Vincent Bueno respektive das 2. ESC-Halbfinale 458.000 Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Fernseher. Der Marktanteil bei den 12- bis 49-Jährigen lag bei 26 Prozent, bei den 12- bis 29-Jährigen bei 32 Prozent. In letzterer Gruppe erzielte man während des Votings sogar 52 Prozent Marktanteil.
Langsam scheint sich die Alpenrepublik also zur Song-Contest-Republik zu entwickeln. Und das, obwohl Österreich nun zum zweiten Mal in Folge nicht in die Endrunde des ESC kam. Seit dem Wiedereinstieg ins Tournament 2011 haben die heimischen Kandidaten und Kandidatinnen aber immerhin sechs von zehn Mal den Aufstieg geschafft. Noch sind die Finalisten also in der Mehrheit.
Finale am Samstag
Und apropos Finale: Nach den zwei Halbfinale steht das Tableau für die große Endrunde am kommenden Samstag, der ab 21 Uhr wieder von TT.com im Live-Ticker kommentiert und von ORF 1 übertragen wird. Zu den 20 aufgestiegenen Qualifizierten gesellen sich dann die „Big Five" genannten größten Geldgeber des Bewerbs: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien. Und auch der heurige Gastgeber Niederlande ist bereits fix für die Endrunde gesetzt. Alle 26 Nationen müssen sich dann vor den wieder erwarteten rund 120 Millionen Fernsehzuschauern beweisen, um die europäische Sangeskrone zu ergattern. (TT.com/tst, APA)