Italien

Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung nach Seilbahnunglück in Italien

15 Menschen saßen in der Gondel, nur ein fünfjähriger Bub hat das Unglück überlebt.
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Nach dem schweren Seilbahnunglück mit 14 Toten am Lago Maggiore hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung in die Wege geleitet. In der Gondel saßen 15 Personen, ein Fünfjähriger hat das Unglück als einziger überlebt.

Rom, Stresa – Nach dem Seilbahnunglück am Lago Maggiore mit 14 Todesopfern am Sonntag hat die Staatsanwaltschaft der piemontesischen Stadt Verbania am Montag Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung in die Wege geleitet. Eine Kommission aus Fachleuten unterstützt die Ermittlungen der zuständigen Staatsanwaltschaft. Kabelriss und nicht funktionierenden Bremsen sollen die Ursachen des Unglücks gewesen sein.

Das Südtiroler Unternehmen Leitner, das für die Wartungen der Seilbahn zuständig ist, gab an, dass bei der letzten Kontrolle im November 2020 keine Unregelmäßigkeiten festgestellt worden seien. Die Prüfung erfolge jährlich. Auch nach der Generalüberholung der Bahn im Jahr 2016 sei die Anlage genau kontrolliert worden. Das Unternehmen erklärte sich bereit, mit der Staatsanwaltschaft bei der Klärung der Ursachen des Unglücks zusammenzuarbeiten.

Trauertag in Stresa

Mit einem Trauertag gedachte die Kleinstadt Stresa am Lago Maggiore die 14 Todesopfer des Seilbahnunglücks am Sonntag. Die Läden der Geschäfte schlossen am Montag um 12.00 Uhr zu Ehren der Verunglückten. Die Glocken schlugen eine Minute lang für jedes der 14 Opfer. Die Fahnen in der Stadt wurden auf Halbmast gesetzt.

Verkehrsminister Enrico Giovannini traf am Montag die Bürgermeisterin von Stresa Marcella Severino, sowie die Rettungsmannschaften, die die Leichen geborgen hatten. Die Ermittlungen zur Ursache des Seilbahnunglücks am Lago Maggiore mit 14 Todesopfern laufen auf Hochtouren. Neben dem Kabelriss muss die Staatsanwaltschaft der piemontesischen Stadt Verbania, die mit den Ermittlungen beauftragt wurde, auch prüfen, warum die Notbremse der abgestürzten Seilbahn-Kabine nicht funktioniert hat.

Der Notruf nach dem Absturz der Gondel traf gegen 12.15 Uhr ein. Eine Person, die das Unglück beobachtet hatte, schlug Alarm. Zwei Hubschrauber des regionalen Rettungsdienstes wurden entsandt. Die Retter bargen die einzigen beiden Überlebenden, zwei Buben im Alter von neun und fünf Jahren. Sie wurden mit dem Hubschrauber in das Krankenhaus "Regina Margherita" in Turin transportiert. Hier starb der Neunjährige, das zweite Kind kämpft noch um sein Leben.

📽️ Video | Korrespondenten-Bericht zum Seilbahnunglück

Die Familie des fünfjährigen Buben, die israelischer Herkunft ist, wohnte seit Jahren in der lombardischen Stadt Pavia. Die in Israel lebenden Großeltern waren zu einem Besuch. Die Familie hatte beschlossen, sich am Sonntag einen Ausflug an den Lago Maggiore zu gönnen. Zu den Opfern zählt auch ein iranischer Student, der in Rom lebte. Der 23-Jährige hatte seine 27-jährige Freundin besucht, die am Lago Maggiore arbeitete. Beide kamen beim Absturz ums Leben. Verunglückt ist auch ein junges Paar aus der lombardischen Stadt Varese, berichteten die Behörden.

Nach wie vor ist nicht genau bekannt, weshalb die Gondel abgestürzt ist. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.
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Die Gondel der bei Touristen beliebten Seilbahn war nach Angaben der Behörden am Sonntag auf dem Weg von der Kleinstadt Stresa zum Gipfel des Berges Mottarone unterwegs, als sie gegen Mittag aus rund 20 Metern Höhe abstürzte. Stresas Bürgermeisterin Marcella Severino sagte, Wanderer in der Nähe hätten vor dem Absturz ein lautes Zischen gehört, was auf einen Riss des Seiles hindeuten könne. Dann sei die Gondel nach ihrem Aufprall noch ein Stück den bewaldeten Berghang hinuntergerollt. Einige Menschen seien in der Gondel eingeschlossen und andere hinausgeschleudert worden.

In der Zwischenzeit trafen die Bodenteams der Alpinen Rettung ein und setzten die Bergung der Leichen fort. "Es war wie nach einem Kriegsschauplatz. In 25 Jahren habe ich noch nie so etwas erlebt", betonte der Leiter der Alpinrettung in der Provinz Verbania, Matteo Gasparini.

Der italienische Verkehrsminister Enrico Giovannini besichtigte am Montag den Unglücksort. Er leitete ein Treffen mit dem Zivilschutz und kondolierte den Familien der Todesopfer.

Warum die Gondel abstürzte, wird untersucht.
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Eine Untersuchungskommission wurde eingerichtet, um die Ursachen des Seilbahnunglücks zu ergründen. Wegen des steilen Geländes gestaltete sich die Bergungsaktion problematisch. Ein Foto der Feuerwehr zeigte die abgestürzte Kabine in einem Waldstück. Laut Bergrettung waren zwei Hubschrauber im Einsatz.

Seilbahn erst am 24. April wieder geöffnet

Alle Straßen, die zum Mottarone-Berg auf einer Höhe von circa 1420 Meter führen, wurden geschlossen, um die Bergungsarbeiten zu erleichtern. Nach dem Lockdown infolge der Pandemie war die Seilbahn erst am 24. April geöffnet worden. Sie verbindet Stresa, eine der bekanntesten Ortschaften am Lago Maggiore, mit dem Mottarone-Berg und fährt im 20-Minuten-Takt. Die Seilbahn war 2014 wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen und 2016 wieder in Betrieb gesetzt worden.

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Wegen des schönen Wetters waren unzählige Touristen am Sonntag mit der Seilbahn unterwegs, um von der Spitze des Mottarone-Bergs die Aussicht über den Lago Maggiore zu genießen. Seit diesem Wochenende sind in Italien nach einem 14-monatigen Stillstand wieder Skianlagen in Betrieb.

Der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio, machte sich Medienberichten zufolge umgehend auf den Weg in das Unglücksgebiet. Infrastrukturminister Enrico Giovannini wollte am Montag in die Gegend reisen. Die Tragödie versetze einen in Trauer – an einem Sonntag, der eigentlich für die Hoffnung stehen sollte, schrieb EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni auf Twitter. Liguriens Regionalpräsident Giovanni Toti drückte den Menschen im Piemont seine Anteilnahme aus.

Kondolenzen aus aller Welt

Der italienische Premier Mario Draghi äußerte wegen des „tragischen Unglücks" seine Bestürzung. Er kondolierte im Namen der Regierung den Familien der Opfer. Er sei mit den Rettungseinheiten in Kontakt, schrieb Draghi per Twitter.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz drückte Italien seine Nähe aus. „Meine Gedanken sind nach dem tragischen Seilbahnunglück am Lago Maggiore bei Italien. Ich spreche den Familien und Freunden der Opfer mein aufrichtiges Beileid aus und wünsche den Verletzten eine baldige Genesung", so Kurz per Twitter.

EU-Ratschef Charles Michel kondolierte den Familien der Todesopfer ebenfalls. „Ich spreche allen Familien und Freunden, die beim tragischen Seilbahnunfall in Stresa am Lago Maggiore einen geliebten Menschen verloren haben, mein tiefstes Beileid aus. Europa trauert mit Ihnen. Ich wünsche den Überlebenden eine baldige Genesung. Bleiben Sie stark!", so Michel in einer Botschaft auf Italienisch via Twitter.

„In dieser Zeit der Trauer schließe ich mich den Angehörigen und Freunden der Opfer des tragischen Seilbahnunglücks an. Meine Gedanken und die des Europäischen Parlaments sind bei Ihnen", schrieb David Sassoli, Präsident des Europäischen Parlaments in einem Tweet. Er forderte, dass „sofort Klarheit über die Ursachen dieser absurden Tragödie" gemacht werde.

Erinnerung an Seilbahnunglück im Trentino

Die Tragödie am Lago Maggiore weckte in Italien Erinnerungen an ein weiteres Seilbahnunglück in Norditalien im Jahr 1998. Ein US-Militärjet kappte damals im Tiefflug das Kabel einer Seilbahn, die Cavalese mit dem höher gelegenen Skiort Cermis im Trentino verband. Mit dem Seitenleitwerk des Flugzeugs wurde das Tragseil der talwärts fahrenden Kabine durchtrennt.

20 Gondel-Insassen wurden in den Tod gerissen. Unter den Opfern waren auch ein 37-jähriger Wiener und eine gebürtige Innsbruckerin, die in Brixen lebte. Ein weiteres Todesopfer stammte aus München, lebte aber zuletzt in Wien. Die anderen Opfer kamen aus Deutschland, Belgien, Polen, Italien und den Niederlanden.

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