Die Suche nach dem neuen FPÖ-Chef: Kickl oder doch eine Überraschung?
Mittwochfrüh fanden erste interne Gespräche zur Nachfolge von Parteichef Norbert Hofer statt, der gestern überraschend seinen Rücktritt verkündete. Klubobmann Kickl hat die besten Karten, jedoch gibt es auch kritische Stimmen.
Wien – Die FPÖ befindet sich nach dem überraschenden Rücktritt von Parteichef Norbert Hofer in einem internen Machtkampf um dessen Nachfolge. Während die Landesparteien aus Tirol, Salzburg, Kärnten und dem Burgenland ihre Unterstützung für Herbert Kickl kundgetan haben, sprach sich der oberösterreichische Landparteichef Manfred Haimbuchner in der ZIB um 13 Uhr am Mittwoch erstmals öffentlich ganz klar gegen den Klubobmann als Parteichef aus.
„Nach derzeitiger Sicht würde ich hier eine offensive Unterstützung nicht kundtun", sagte der Chef der gewichtigen Landesorganisation. "Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, aber wenn es dann so ist, wie es ist, wird man es akzeptieren." Vorher werde es aber noch Gespräche geben und „auch ich werde meinen Beitrag dazu leisten", so Haimbuchner. Er selber werde nicht kandidieren, weil er im Herbst eine Landtagswahl zu schlagen habe. „Ich bin diesem Bundesland treu, aber ich werde Wien nicht aus den Augen verlieren", sagte Haimbuchner zuvor im Ö1-Mittagsjournal.
📽 Video | Analyse: Folgen des Rücktritts von Hofer
Hofer hatte am Dienstagnachmittag – nach mehreren Wochen Konflikt mit FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl – überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Nach einer nur für wenige Minuten online gestellten Nachricht im Kurznachrichtendienst Twitter machte der Burgenländer seine Entscheidung wenig später offiziell. Hofer begründete seinen Schritt nach seiner Rückkehr aus einer dreiwöchigen Reha auch konkret mit der Auseinandersetzung mit Kickl über die Spitzenkandidatur bei der nächsten Nationalratswahl. „Ja natürlich. Ich lasse mir nicht jeden Tag ausrichten, dass ich fehl am Platz bin“, sagte er gegenüber Österreich.
Hofer betonte in seiner Pressemitteilung, er habe die Partei nach Ibiza stabilisiert. „Meine eigene Reise an der Spitze der FPÖ ist aber mit dem heutigen Tag zu Ende.“ Ob er bei der nächsten Bundespräsidentenwahl wieder antreten möchte, ließ er offen. Dritter Nationalratspräsident will Hofer aber bleiben.
Pressekonferenz am Nachmittag zu weiterem Vorgehen
Die Partei wurde von Hofers Vorgehen überrascht. Stefan merkte in einer ersten Aussendung am Dienstag sogar an, dass der FPÖ noch gar keine „unmittelbare Information“ dazu vorliege. Für den Mittwochnachmittag (15.30 Uhr) lud die FPÖ nun zu einer Pressekonferenz „mit dem amtsführenden FPÖ-Bundesparteiobmannstellvertreter“ Stefan und Schnedlitz.
Laut Parteistatut führt im Fall der Verhinderung oder des Ausscheidens des Parteiobmannes der älteste Obmann-Stellvertreter das Amt bis zur Einsetzung eines neuen geschäftsführenden Bundesparteiobmannes formal fort. Zu erwarten ist bei der Pressekonferenz wohl eine Skizzierung des weiteren Vorgehens bis hin zum für die Neuwahl eines Bundesparteiobmannes notwendigen Parteitag.
FP Tirol, Salzburg und Burgenland klar für Kickl
Kickl kündigte am Dienstag an, zur Übernahme von Aufgaben in der Partei bereit zu stehen: „Ich selbst bin bereit, meinen Beitrag dazu zu leisten.“ Er will nun mit Stefan und den übrigen Mitgliedern des FPÖ-Präsidiums über die nächsten Schritte beraten: „Ziel muss es sein, umgehend die volle Handlungsfähigkeit der FPÖ wiederherzustellen und die vorhandene Geschlossenheit nach außen klar zu dokumentieren.“
Ob tatsächlich Kickl die besten Chancen auf die Parteiführung hat, war vorerst noch nicht ganz abzusehen. Klar für den Klubobmann – als zumindest interimistischen Nachfolger – ausgesprochen hatten sich am Dienstag die FPÖ-Landsparteien aus Tirol, Salzburg und dem Burgenland. Die übrigen Landesparteichefs hielten sich vorerst bedeckt. Der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek und sein Wiener Kollege Dominik Nepp lobten Hofer für dessen Aufbauarbeit nach Ibiza. Ebenso der Chef der Vorarlberger Freiheitlichen, Christof Bitschi.
📽 Video | Norbert Hofer überrascht mit Rücktritt
Kein Bekenntnis in Sachen Nachfolgefrage gab es von FPÖ-Niederösterreich-Chef Udo Landbauer. Freilich gilt Kickl in seinem Heimatbundsland als wohlgelitten – der Purkersdorfer trat bei der letzten Nationalratswahl auch als niederösterreichischer Spitzenkandidat an. Salzburgs Landesparteichefin Marlene Svazek, die klar dem Kickl-Lager zugeordnet wird, zeigte sich „überrascht“ über Hofers Rücktritt.
Auch Wiens FP-Obmann Nepp käme in Frage
Einer der zuletzt bereits selbst die Bereitschaft angedeutet hat, ist Wiens FP-Obmann Nepp. Er war am Mittwoch vorerst für keine Stellungnahme erreichbar. In der Wiener Partei gibt es jedoch Proponenten, die sich für ein Antreten ihres Obmanns stark machen. Zu hören ist in der Landesgruppe weiters, dass Interims-Parteichef Stefan sehr rasch einen geschäftsführenden Obmann ernennen dürfte.
Die betreffende Person müsse aus dem Bundesparteivorstand stammen – aber nicht notwendig ein Obmann-Stellvertreter sein, hieß es. In Wien hat dies bereits so stattgefunden: Nepp wurde unmittelbar nach dem Ibiza-Aus Heinz-Christian Straches 2019 nominiert, obwohl er damals kein stellvertretender Obmann, jedoch Mitglied des Landesvorstands war. Geschäftsführender Parteichef war er dann rund zwei Jahre lang, was an der coronabedingten Verschiebung des für Frühjahr 2020 angesetzten Parteitags lag.
Kunasek winkt ab
Ebenso wie Haimbuchner winkte am Mittwoch auch der steirischen FPÖ-Chef Mario Kunasek ab, der immer wieder als möglicher Kandidat für den Bundesparteiobmann genannt wird: „Auf zwei Hochzeiten kann man nicht tanzen", sagte er zur APA. Er wolle, wenn er nominiert werde, bei der Landtagswahl 2024 wieder antreten. Die Ambitionen Kickls kommentierte Kunasek zurückhaltend. Der Klubobmann sei „nur eine Optionen" von vielen. Es gebe vielleicht auch andere Kandidaten. Dass Kickl die Partei führen könnte, sei aber auch klar. „Er ist alles andere als ein Quereinsteiger." (APA)