Wer gewinnt die EURO 2020? Forscher sehen Frankreich knapp vorne
Mit knapp 15 Prozent Gewinnwahrscheinlichkeit errechnete eine Computer-Simulation Frankreich als neuen Europameister. Bei dem Projekt unter Beteiligung der Uni Innsbruck wurde aber auch klar: Der ganz große Favorit ist für die EURO 2020 nicht auszumachen.
Innsbruck – 100.000 Mal hat ein Forschungsteam mit Beteiligung der Uni Innsbruck die am Freitag (11. Juni) beginnende EM am Computer simuliert. Als Favorit hat sich dabei mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von 14,8 Prozent Weltmeister Frankreich herauskristallisiert, gefolgt von England, Spanien und gleichauf Deutschland und Titelverteidiger Portugal. Österreich rangiert auf der wissenschaftlichen Favoritenliste genau in der Mitte der 24 Teilnehmer auf Rang zwölf.
Angesichts der mauen Generalprobe am Sonntag beim 0:0 gegen die Slowakei wirken die von den Wissenschaftern errechneten 1,5 Prozent Wahrscheinlichkeit auf einen rot-weiß-roten EM-Titel nahezu astronomisch. In der zumindest der Auslosung nach hinter Co-Favorit Niederlande recht ausgeglichenen Gruppe C - weitere Gegner sind Nordmazedonien und die Ukraine - habe Österreich jedoch durchaus Chancen, in der K.o.-Runde der letzten 16 zu landen. Das gelang der Nationalmannschaft bei den bisherigen beiden EURO-Auftritten 2008 und 2016 nicht.
ÖFB-Team folgt auf Gruppenfavorit Niederlande
"Favorit in der Gruppe sind auch laut unserem Modell eindeutig die Niederlande, danach folgt aber schon Österreich, das mit einer Wahrscheinlichkeit von 80,9 Prozent das Achtelfinale erreicht. Das ist deutlich wahrscheinlicher als für die Ukraine und Nordmazedonien", erklärt Achim Zeileis von der Universität Innsbruck. Ein weiterer Weg durch das Turnier als bis ins Achtelfinale wird der umfassenden Simulation zufolge dann aber bereits deutlich unwahrscheinlicher.
Die Prognose des Teams um Wissenschafter aus Gent (Belgien), von den Technischen Universitäten Dortmund und München und der Hochschule Molde (Norwegen) kombiniert mehrere statistische Modelle bezüglich der Spielstärken der Teams mit Informationen über die Mannschafts-Strukturen, wie etwa den Spieler-Marktwert, die Anzahl der beteiligten Champions-League-Spieler oder die Vereinsspielleistungen einzelner Akteure sowie Wettquoten gängiger Anbieter und sozio-ökonomische Faktoren des Herkunftslandes, wie die Bevölkerungszahl und das Bruttoinlandsprodukt, hieß es am Montag in einer Aussendung der Uni Innsbruck. Gespielt wurde dann in den Computersimulationen im üblichen EM-Modus.
Dass die Wahrheit bekanntlich am Platz liegt und im Fußball viel passieren kann, habe sich auch hier gezeigt: Denn für die französische Equipe reichte es nur in knapp 15 Prozent der simulierten Turniere für den Titel. Knapp dahinter folgten schon England (13,5 Prozent), Spanien (12,3 Prozent) sowie Portugal und Deutschland (je 10,1 Prozent). Diese knappen Abstände würde illustrieren, dass es heuer keinen herausragenden Vertreter im Favoritenkreis gibt.
Gruppe F als besondere Herausforderung
Zwar konnte das Innsbrucker Modell von Zeileis, das auf bereinigten Quoten von Wettanbietern fußt, etwa schon 2008 das EM-Finale sowie 2010 und 2012 Welt- und Europameister Spanien richtig vorhersagen. Man liefere aber "eben Wahrscheinlichkeiten, keine Gewissheiten, und eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 15 Prozent heißt zugleich, dass die Mannschaft zu 85 Prozent nicht Turniersieger werden kann", erklärte der Forscher.
Besonders schwer ist es auch am Computer in der mit Deutschland, Frankreich, Portugal und Ungarn besetzten Gruppe F. Wer sich dort jedoch durchsetzt, habe gute Chancen, weit zu kommen. Dementsprechend gering - nämlich bei null Prozent - sind die Chancen von Co-Gastgeber Ungarn auf den Titel. Das Team gilt in seiner Gruppe als krasser Außenseiter. Ebenfalls am Ende der Favoritenliste finden sich mit einer Siegquote von jeweils 0,1 Prozent Österreichs Auftaktgegner Nordmazedonien (Sonntag, 18.00 Uhr/live ORF 1) und Finnland. (APA)