Architekt Peter Lorenz zu Widmungen in Tirol: „Probleme breitflächig erkennen“
Wenn Tirol in Zukunft nicht zugepflastert sein will, muss man massiv mit den Widmungen zurückfahren, sagt Peter Lorenz.
Innsbruck – Keine Frage: Tirol ist ein schönes Land. Zumindest oben auf den Bergen. Was unten in den Tälern, Dörfern und Städten passiert, hat wenig mit einer nachhaltigen und enkeltauglichen Raumentwicklung zu tun. Fachleute sagen im erweiterten Sinne Quartiersentwicklung dazu. Vielerorts herrsche „rücksichtsloser Flächenfraß“ und „ein Wettbewerb der Hässlichkeiten“. Mit dieser Ansicht hat der Architekt Peter Lorenz bereits in einem früheren TT-Interview für Aufsehen gesorgt. Im TT-Studio erklärt er, dass der Flächenfraß österreichweit ein Problem sei, in Tirol aber besonders schwer wiege, weil es hier nur rund 13 Prozent bebaubare Fläche gibt.
📽 Video | Peter Lorenz im TT-Studio
Dass Gemeinden künftig, wie von LR Tratter im Rahmen der Perspektivenwoche Tirol angekündigt, besser unterstützt werden sollen, sei zu begrüßen. Wie überhaupt die Tatsache, dass man nun endlich laut über vieles diskutiere. Trotzdem: Es brauche mehr. Dass die Gemeindeautonomie im Verfassungsrecht verankert ist, mag für frühere Jahre gepasst haben, jetzt seien wir aber mit anderen Themen und Problemen konfrontiert. Deshalb muss man bei der Widmungshoheit die Frage stellen dürfen: Soll diese den Gemeinden genommen werden? – Corona hat die Menschen insgesamt für das Thema Wohnen mehr sensibilisiert. Ohne Tabus müsse man darüber reden, dass Einfamilien- und Zweifamilienhäuser keine Zukunft haben, so Lorenz. Nicht nur, weil es sich ohnehin nur mehr jene leisten können, die erben. Eigentlich bräuchte es einen sofortigen Widmungsstopp, sagt Lorenz. Es gibt genug Bauland. Dazu das Stichwort leere Ortskerne. Wir müssten uns in Zukunft jedenfalls mit Baudichten beschäftigen und den Jungen vernünftige Lösungen fürs Wohnen liefern. Diese ethische Verantwortung hätten alle. (lipi)