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ÖFB-Chef Windtner vor EURO-Start: „Wir haben genug Alu hinter uns“

ÖFB-Präsident Leo Windtner (l./daneben der Tiroler Physiotherapeut Michael Vettorazzi) machte sich gestern in Seefeld selbst ein Bild von seiner Mannschaft. Sein Fazit fiel gut aus.
© APA/Jäger

ÖFB-Präsident Leo Windtner (70) blickt seiner zweiten EURO voller Zuversicht entgegen. Das Pech zuletzt solle sich nun möglichst in Spielglück verwandeln.

Sie kommen eben von einem Besuch des ÖFB-Camps am Seefelder Plateau. Wie ist Ihr Eindruck?

Windtner: Es ist wirklich erfreulich, ich bin selten mit einem so guten Eindruck von der Stimmung im Training heimgefahren wie jetzt. Man nimmt alle Kräfte zusammen. Es gab Unkenrufe, aber das spielt keine Rolle – diese viel zitierte Lockerheit ist da.

Sie legten die Latte mit dem Achtelfinale hoch.

Windtner: Wir haben ganz klar dieses Ziel formuliert, schließlich sind wir zum dritten Mal dabei und wollen zum ersten Mal die Gruppenphase überstehen. Alle haben das internalisiert, daraus leitet sich ein Druck ab. Aber die Spieler haben genug Routine, die brennen drauf.

Die Vorbereitungsspiele liefen nicht nach Wunsch.

Windtner: Das ist richtig, aber total schief auch nicht. In England wurde das Spiel ja fast gedreht, selbst englische Zeitungen sprachen uns einen Elfmeter zu. Und die Slowakei ist halt kein Jausengegner. Es gab dadurch auch Erkenntnisse: Hinten waren Räume offen, wir haben eine echte Nummer eins, Arnautovic brachte Schwung ...

Wie geht es seinem Oberschenkel?

Windtner: Er hat voll mittrainiert und ich gehe davon aus, dass er gegen Nordmazedonien dabei sein wird.

2016 gab es teaminterne Querelen, selbst von Tellerwürfen war die Rede. Was hat man aus der EURO damals gelernt?

Windtner: Wir haben gewisse Dinge im Vorfeld aufgearbeitet, etwa nach der Niederlage gegen die Dänen, und damit auch die Stimmung gedreht. 2016 fanden wir nicht in den Turniermodus, jetzt sind wir top wie lange nicht mehr.

Bei der EURO 2016 soll die Stimmung im ÖFB-Lager gekippt sein, diesmal ortet Präsident Leo Windtner große Lockerheit.
© APA/Jäger

Was wäre wohl gewesen, hätte Alaba damals gegen Ungarn nicht die Stange getroffen, sondern ins Tor ...

Windtner: Das Glück ist immer das Begleitvogerl. Wir haben genug Aluminium hinter uns, vielleicht gleicht sich das jetzt aus.

Was halten Sie von dieser Pan-EURO am ganzen Kontinent? Ist es ein einmaliges Ereignis?

Windtner: So schnell wird es keine Wiederholung geben. Wenn ein, zwei Länder die Gastgeber sind, herrscht eine andere Stimmung – ganz abgesehen von Logistik und Ökologie.

Kommt auch für Österreich wieder eine Bewerbung in Frage?

Windtner: Alle Themen abseits der EURO wurden komplett zurückgestellt, wir lassen derzeit kein anderes Thema zu.

Für UEFA-Präsident Aleksander Ceferin ist es die erste EURO. Wie beurteilen Sie seine Amtszeit seit 2016?

Windtner: Wir haben ihn ja unterstützt, müssen aber immer wieder schmerzhaft hinnehmen, dass sich Großklubs von der Basis finanziell entfernen. Die neuen Bewerbe für kleine Klubs (Conference League, Anm.) sind nur noch Placebo.

Geld spielt auch beim FC Wacker oder der Wiener Austria eine Rolle. Wie bewerten Sie Investormodelle?

Windtner: Die bergen die immanente Gefahr und dafür gibt es Beispiele: Wenn sich der Investor zurückzieht, steht ein Klub oftmals ohne Struktur da. Ich würde schon meinen, ein Big Spender ist oft ein rascher Verschwinder.

Das Gespräch führte Florian Madl