Dario Fos „Bezahlt wird nicht" im Imster Theaterforum Humiste
Das Theaterforum Humiste spiel Dario Fos Farce „Bezahlt wird nicht“ in Imst.
Von Markus Hauser
Imst – Reiche zahlen keine Steuern und werden reicher und reicher, Politiker bedienen sich gnadenlos, Konzerne werden durch Freisetzung von Arbeitern optimiert, Produktionsstätten nach Fernost verlagert, Arbeitslosigkeit und sukzessive Verarmung nehmen überhand, das Schüren von Ängsten zur Steigerung der Macht ist allgegenwärtig. Alles realitätsferne Fiktion eines Dario Fo im Stück „Bezahlt wird nicht“ aus dem Jahre 1974 oder aktuell gelebte Realität?
Leider waren und sind Fos scheinbar surreale Visionen, die vor knapp 50 Jahren das Publikum polarisierten, von brennender Aktualität. Das hat man auch beim Theaterforum Humiste Imst erkannt, unter der Regie von Martin Flür auf Österreichs Tagespolitik abgestimmt und heiter bis schmerzvoll auf die Bühne gebracht.
Es ist eine mustergültige Destruktion gesellschaftlicher Mythen und Ideale, welche von Roswitha Matt, Lilli Timmes, Florian Jonak, Wolfgang Sturm und Maximilian Heiß lustvoll auf der Bühne zelebriert wird, wenn Frauen aus Wut über ständige Preiserhöhungen einen Supermarkt plündern. Das Diebesgut muss zuhause versteckt werden – vor der Polizei und vor den staatstreuen Ehemännern. Und schon kommt sie in Schwung, die Maschinerie paradoxer Absurditäten. Frauen sind plötzlich hochschwanger, ein Carabinieri wird mit Sauerstoff vollgepumpt, eine Leiche im Schrank versteckt und, und, und …
Die Parodie ideologischer und religiöser Werte ist ein Grundelement der Dramaturgie des Stückes. Die Akteure haben sichtlich Spaß an der Fülle komischer und grotesker Ein- und Ausfälle, an den ironischen Kommentaren, am steten Perspektivenwechsel und Aus-der-Rolle-Fallen. Die Pointen präzise gesetzt, geht es von der Bühne in den Saal, ins Publikum und retour.
Wahrlich zum Lachen, dieses Lebensgefühl der 70er, oder vielleicht doch nicht, wenn es nach „Koste es, was es wolle“ ans Bezahlen geht und der „Pöbel“ schreit: „Bezahlen können wir nicht!“